Dienste, Dienste, Dienste – THESEUS vernetzt sich

Unter dem "Internet der Zukunft" verstehen viele vieles, für das Wirtschaftsministerium ist es vor allem das 'Internet der Dienste' - eine Marktplattform, auf der künftig Serviceleistungen wie Güter handelbar beliebig kombinierbar sind.

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Von
  • Richard Sietmann

Unter dem "Internet der Zukunft" verstehen viele vieles, für das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) ist es vor allem das "Internet der Dienste" – eine Marktplattform, auf der künftig Serviceleistungen wie Güter handelbar und auf der Grundlage semantischer Technologien und serviceorientierter Architekturen beliebig kombinierbar sind. Um die Entwicklungen voranzutreiben, fördert das BMWi seit 2007 mit insgesamt 100 Millionen Euro das Fünfjahres-Programm Theseus, "eines der größten Entwicklungsvorhaben, das wir im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik haben", wie Staatssekretärin Dagmar Wöhrl am heutigen Montag zur Eröffnung eines zweitägigen Internationalen Symposiums in Berlin betonte.

"Wir erhoffen uns dadurch auch, neue Wege aus der Krise zu finden", fügte sie unter Hinweis auf den Querschnittscharakter und die Ausstrahlung der Informations- und Kommunikationstechnik für alle Wirtschaftsbereiche hinzu. In Unternehmen würden "mehr als 90 Prozent der Daten in unstrukturierter Form vorliegen" – die Herausforderung sei, sie mit semantischen Verfahren zu erschließen. In Theseus gruppieren sich um die Entwicklung semantischer Basistechnologien und sechs Anwendungsszenarien herum als weitere Fördermaßnahmen die Begleitforschung, ein Ideenwettbewerb zur Nachwuchsförderung sowie ein Technologiewettbewerb für den Mittelstand. "Nutzer brauchen Dienste, die das Wissen so aufbereiten, dass es einen Mehrwert hat", erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin.

Die Begleitforschung zum Theseus-Programm soll die einzelnen Projekte gewissermaßen im internationalen Kontext verorten und eine Brücke zu vergleichbaren Vorhaben im Ausland schlagen. Dieser Teil des Theseus-Programms liegt in den Händen des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik (ISST) und der Beratungsagentur ESG Consulting, die auch das zweitägige Symposium unter dem "Technologies for the Internet of Services" organisierten.

Intelligentes Wohnen, Gesundheitswesen, intelligente Transport- und Energienetze seien "die wichtigsten Treiber" für das Internet der Zukunft, erklärte Joao Schwarz da Silva, Direktor für Netzwerke und Kommunikationstechnologien in der Generaldirektion Informationsgesellschaft der EU-Kommission, auf der Veranstaltung. Brüssel bereite derzeit eine Public-Private-Partnership in der Größenordnung von einer Milliarde Euro zu Entwicklungen in diesem Bereich vor. Sie solle auf dem Open Innovation Model beruhen, "das heißt, die Türen müssen den Anwendungsentwicklern offen stehen", betonte Schwarz da Silva. Hier böte sich "die einzigartige Chance, dass sich Europa an die Spitze des Zuges setzt".

Ganz ähnliche Ziele wie Theseus verfolgt das Quaero-Projekt in Frankreich, in dem sich seit Mai 2008 24 Partner aus Firmen und Instituten auf die Digitalisierung und Content-Aufbereitung, digitale Verwaltung von Medienbeständen, personalisierte Videodienste, Bildsuchmaschinen und Mobilportale konzentrieren. Als japanisches Analogon zu Theseus startete ebenfalls 2007 Information Grand Voyage, das sich in einer Trias aus Dienst-, Technologie- und Rechtsentwicklung die Bewältigung der "Info-plosion" zum Ziel gesetzt hat. Mit Rechtsentwicklung sei die "Harmonisierung" des Datenschutzes mit der notwendigen Preisgabe von Daten zur zielgerichteten Personalisierung von Dienstangeboten gemeint, wie die Cheftechnologin in dem Projekt, Miki Haseyama, ausführte. Zur Technologientwicklung gehörten, berichtete die Professorin von der Universität Hokkaido, unter anderem die Entwicklung von audiovisuellen Navigatoren wie auch von orts- und vorliebenabhängigen Empfehlungsdiensten über das Handy. Insgesamt würden in Information Grand Voyage derzeit insgesamt 18 Dienstangebote konzipiert und erprobt. (Richard Sietmann) / (jo)