Anga Com: Wer bezahlt wen?

Auf der Branchenmesse Anga Com in Köln streiten Kabelnetzbetreiber und Kommunikationsprovider über ihre Rolle, während sich Inhalteanbieter über neue Einnahmequellen freuen.

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Von
  • Torsten Kleinz

Muss der Infrastrukturbetreiber den Inhalteanbieter entlohnen oder umgekehrt? Auf der Branchenmesse Anga Com in Köln streiten Kabelnetzbetreiber und Kommunikationsprovider über ihre Rolle und neue Geschäftsmodelle, während sich Inhalteanbieter über neue Einnahmequellen freuen.

Während die Telekom mit Ihren Drosselplänen den Aufbau eines zweiseitigen Marktes vorantreibt, bei dem auch Inhalteanbieter für die bevorzugte Durchleitung ihrer Inhalte zahlen sollen, kassieren die Kabelbetreiber schon lange von Inhalteanbietern und Zuschauern. Dass die öffentliche-rechtlichen Sender diese Zahlungen eingestellt haben, die Kabelbetreiber aber gesetzlich verpflichtet sind, die Programme der Rundfunkanstalten zu transportieren, sorgt bei denen immer noch für Empörung.

Auch nach mittlerweile fünf gerichtlichen Niederlagen hält Kabel Deutschland unbeeindruckt an seiner Forderung nach Weiterzahlung des zweistelligen Millionenbeitrags fest: "Wir glauben nach wie vor, dass unsere Rechtsposition richtig ist und sind bereit, damit durch die Instanzen gehen", sagte Adrian von Hammerstein, Vorstandsvorsitzender von Kabel Deutschland in Köln.

Dass Kabel und Kommunikation immer weiter verschmelzen, sieht man an Plattformen wie Entertain der Deutschen Telekom, mit der die Bonner effektiv in das Fernsehgeschäft eingestiegen sind. Dass die Telekom mit ihrer Millionenkundschaft eine feste Größe geworden ist, auf die Inhalteanbieter nicht mehr verzichten wollen, zeigt die am Rande der Messe bestätigte Neuauflage der Partnerschaft zwischen Telekom und Pay-TV-Anbieter Sky. Ab Juli soll wieder das volle Sky-Programm auf Entertain abrufbar sein.

Doch noch steht das Geschäft mit digitalen Verwertungsrechten für die Content-Anbieter nicht im Vordergrund. "Der klassische Fernseher bleibt auf absehbare Zeit das Frontend Nummer 1“, erklärte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga DFL. Zwar berichtete er von kräftig steigenden Einnahmen besonders im britischen Markt. Die im Bieterstreit immer teurer verkauften Fernsehrechte machen immer noch den größten Teil der Einnahmen aus, wie Seifert erklärte.

Während die Telekom auf den Inhaltemarkt vordringt, haben sich die Kabelnetzbetreiber einen erheblichen Teil des Provider-Marktes gesichert. „Wir investieren seit Jahren über 20 Prozent des Umsatzes in den Netzausbau“, erklärte von Hammerstein in Köln. Im kommenden Jahr wolle man diese Quote sogar auf 30 Prozent steigern, seine Konkurrenten warteten mit ähnlichen Zahlen auf. So sei man anders als die Telekom nicht auf Drosselungen angewiesen.

Die Kabel-Betreiber wollen aber einen späteren Wechsel zu gedrosselten oder volumenbegrenzten Tarifen ausdrücklich nicht ausschließen. Noch sei man darauf aber nicht angewiesen. "Die Kunden sind bereit für höhere Bandbreiten zu bezahlen", erklärte Lutz Schüler, Chef von Unitymedia Kabel BW. So hätten 20 Prozent der Internet-Kunden des Kabel-Anbieters einen 150-MBit-Zugang zu einem 10 Prozent höheren Preis gebucht.

Die Bundesnetzagentur sieht die Lage eher abwartend. "Wichtig ist die Transparenz für den Kunden", sagte Vizepräsidentin Iris Henseler-Unger. Doch noch seien bei den Plänen der Telekom viele Fragen offen. So sei unklar, was genau der Provider denn künftig als Managed Service bezeichnen will, der ohne Traffic-Kosten zum Kunden durchgeleitet wird, und welche Telekom-eigenen Dienste unter diese Kategorie fallen sollen.

Auch die in Telekom-Verträgen festgeschriebene Drosselung auf 384 Kilobit pro Sekunde nach Verbrauch des Frei-Traffics will die Bundesnetzagentur prüfen: "Die Frage ist: Ist das noch Internet?", fragte Henseler-Unger. Ihrer Meinung nach sei mit dieser Geschwindigkeit schon heute kein nutzbarer Internetzugang mehr gegeben. (vbr)