Stromsparender Mobilfunk für Afrika

Ländlichen Regionen in Entwicklungsländern fehlt häufig der Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln. Eine energiesparende Basisstation soll das ändern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • David Talbot

Ländlichen Regionen in Entwicklungsländern fehlt häufig der Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln. Eine energiesparende Basisstation soll das ändern.

Weltweit haben mindestens zwei Milliarden Menschen keinen Zugriff auf Mobilfunknetze – hauptsächlich, weil die Stromversorgung zum Betreiben traditioneller Sende- und Empfangseinrichtungen fehlt. Eine neue energiesparende Basisstation, die derzeit in Sambia getestet wird, könnte Abhilfe schaffen.

Das Gerät wiegt nur fünf Kilogramm und konsumiert rund 50 Watt, kann aber trotzdem bis zu 1000 Menschen an das Mobilfunknetz anbinden. Keine zur Außeninstallation geeignete Anlage verbrauche weniger Strom, meint Vanu Bose, Chef des Kommunikationsgerätespezialisten Vanu aus Cambridge in Massachusetts, wo das Gerät entwickelt wurde.

Ein Einsatzort für das kleine Gerät ist Chaimiaka, ein Dorf, das 115 Kilometer von Sambias Hauptstadt Lusaka entfernt liegt. Die Basisstation benötigt noch eine sogenannte Backhaul-Einheit, um die Anbindung an das restliche Mobilfunknetz zu realisieren. In Chaimiaka wird dies über Mikrowellensender realisiert, die selbst nur 25 Watt konsumieren – so wird das Dorf mit einer traditionellen Basisstation verbunden, die 17 Kilometer entfernt steht.

In anderen Regionen könnte eine Satelliten- oder Glasfaserverbindung als Backhaul dienen. Sowohl Basisstation als auch Backhaul lassen sich mit Photovoltaik, Batterien, einfachen Generatoren oder einer vorhandenen Stromversorgung betreiben – diese muss auch nicht besonders leistungsfähig sein.

Sambias aktuelle Netzabdeckung steht für ein globales Problem: Von 13 Millionen Einwohnern leben 8,5 Millionen in ländlichen Regionen, in denen der Mobilfunkempfang nur schlecht oder gar nicht vorhanden ist. In den Entwicklungsländern werden Mobilfunknetze normalerweise vor allem in den Städten und entlang wichtiger Straßenverbindungen aufgebaut, die ländliche Bevölkerung wird nicht oder erst viel später versorgt.

Um den Stromverbrauch zu senken, nutzt Vanu einen einzelnen Software-gesteuerten Prozessor, der alle Netzwerkaufgaben erledigt. Typische Basisstationen nutzen zwei oder gar drei dieser Chips. "Bei jedem Schritt der Designphase fragten wir uns, was man anders machen könnte, um den Stromverbrauch zu senken. Das ergab dann Änderungen bei zahlreichen Aspekten im Design traditioneller Basisstationen." Dazu gehörten auch Antennen, Filterung und die Signalverarbeitung, sagt Firmenchef Bose. In Zukunft könnten Mobilfunkbasisstationen mit neuartigen Hocheffizienzverstärkern sogar noch stromsparender werden.

Vanus Roll-Out-Partner in Sambia ist Connect Africa. Auf den Dörfern kommt die Idee bislang gut an. Ein traditioneller Häuptling, Chief Shakumbila, hatte anfangs Bedenken, dass die Technik Probleme in seine Gemeinschaft bringen könnte. Nun glaubt er, dass die Mobilfunkanbindung helfen kann, die örtliche Kultur zu bewahren. "Es muss zu einer friedlichen Koexistenz kommen. Wir können den Fortschritt nicht stoppen, wir müssen mit der Welt mithalten."

Problem bleibt nach wie vor die Stromversorgung. "Je stärker das Einkommen steigt, desto mehr gewöhnen sich die Menschen an ständig verfügbare Internet- und Mobilverbindungen. Das sorgt für einen erhöhten Energiebedarf", sagt Erik Hersman, Direktor des kenianischen Start-up-Inkubators iHub. "Das westliche Verständnis einer Energieinfrastruktur passt nicht zu diesem Kontinent. Sie muss neu gedacht werden." (bsc)