Indien: Bombay High Court soll Google Earth sperren

Im Rahmen einer Public Interest Litigation (PIL) wird der indischen Regierung vorgeworfen, gegen nationale Sicherheitsvorschriften zu verstoßen, weil über Websites wie Google Earth und Wikimapia Informationen zu möglichen Anschlagszielen abrufbar sind.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Google zeigt das Bhabha Atomic Research Centre noch in seinen Karten.

(Bild: Google)

Ein Jurist aus der Millionenstadt Mumbai, die Ende November von einer radikal-islamistischen Terrorgruppe angegriffen worden war, hat das höchste Gericht der Stadt aufgefordert, umgehend den Zugriff auf Geoinformationsseiten wie Google Earth und Wikimapia zu sperren. Der Anwalt startete beim Bombay High Court eine sogenannte Public Interest Litigation (PIL), ein Gerichtsverfahren, das Bürgern des Landes die Möglichkeit bietet, staatliche Stellen zu verklagen. Der Jurist wirft der Regierung vor, gegen nationale Sicherheitsvorschriften zu verstoßen, weil über die fraglichen Websites detaillierte Informationen zu möglichen Anschlagszielen abrufbar seien.

Bei Google Earth etwa könne jeder Satellitenbilder zu sensiblen Einrichtungen wie Kraftwerken, Marinestützpunkten oder auch das unweit von Mumbai gelegene Bhabha Atomforschungszentrum sowie die Residenz des indischen Präsidenten in Neu-Delhi herunterladen. Premium-Kunden erhielten zudem Echtzeit-Daten, mit denen sich unter anderem die Baufortschritte an der Worli-Bandra-Brücke verfolgen lassen, eines der sensibelsten Infrastrukturprojekte Indiens. Es gebe bei Google Earth "absolut keine Kontrolle" der Informationsnutzung, argumentiert der Jurist. Solange das PIL-Verfahren anhängig sei, müsse das Gericht Google zumindest dazu zwingen, Fotos von sicherheitskritischen Einrichtungen zu verschleiern.

Es ist nicht das erste Mal, dass Indien gegen Google Earth vorgeht. Im Februar vergangenen Jahres setzte die Regierung durch, dass Positionen von indischen Verteidigungsanlagen und bedeutenden Forschungsinstituten verschleiert werden. Bilder dieser Orte werden seither nur in einer deutlich niedrigeren Auflösung angeboten. Die Attentäter von Mumbai hatten sich jedoch öffentliche Ziele in der wichtigsten Hafenstadt des Subkontinents ausgesucht, darunter einen Bahnhof und mehrere Luxushotels. Bei den Anschlägen kamen mehr als 170 Menschen ums Leben, rund 240 wurden verletzt. (pmz)