Offizieller Start von GSM-R in Österreich

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben auf einer Pilotstrecke von Wels nach Passau den Betrieb von GSM-Rail gestartet, eine Weiterentwicklung des Mobilfunksystems GSM, das auf die besonderen Bedürfnisse von Eisenbahnbetrieben ausgerichtet ist.

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GSM-R-Netzausbaukarte der Österreichischen Bundesbahnen

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben offiziell den Betrieb ihres GSM-R-Netzes (GSM-Rail) gestartet. Gegenwärtig ist nur die etwa 80 Kilometer lange Pilotstrecke von Wels nach Passau versorgt, der Abschnitt wurde technisch mit zwölf Basisstationen im Mai in Betrieb genommen. Ursprünglich war der Start schon für 2007 geplant. Der analoge Zugfunk soll auf der Strecke Mitte 2009 eingestellt werden. GSM-R ist eine Weiterentwicklung von GSM, die auf die besonderen Bedürfnisse von Eisenbahnbetrieben ausgerichtet ist. Ihr Ziel ist ein international einheitliches Eisenbahnsicherungs- und Kommunikationssystem auf Digitalbasis. Für Passagiere steht das GSM-R-Netz nicht zur Verfügung.

Bislang sind unterschiedliche und miteinander nicht kompatible Analogsysteme üblich. 1997 haben sich 32 europäische Bahnverwaltungen darauf verständigt, an 150.000 ihrer 250.000 Streckenkilometer GSM-R einzuführen. 90 Prozent des Rollouts sollen bis 2013 abgeschlossen sein. Derzeit steht man bei zirka 37.000 Kilometern, wovon der Großteil in Deutschland realisiert wurde. In Österreich werden bis 2013 rund 3500 des insgesamt 5500 Kilometer langen ÖBB-Schienennetzes ausgerüstet. Für die restlichen 2.000 Kilometer könnte es zu einem späteren Zeitpunkt nationales Roaming mit öffentlichen GSM-Netzen oder aber eine Sparvariante von GSM-R mit reduzierter Abdeckungswahrscheinlichkeit geben.

Streckenmast der ÖBB mit analogen und GSM-R-Antennen

GSM-R soll geringere Abstände zwischen einzelnen Zügen sowie schnellere Abfertigung an Grenzen ermöglichen und so Fahrzeitverkürzungen für den Güter- und Personenverkehr bringen. Auch neue Dienste wie Fracht-Tracking, elektronische Fahrgastinformationen auf Displays in Zügen oder mobiler Fahrkartenverkauf samt Sitzplatzreservierung sind geplant. So soll die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Straßenverkehr verbessert werden.

Da für Fahrten auf dem Netz der Deutschen Bahn (DB) GSM-R bereits verpflichtend ist, haben die ÖBB bereits 750 Lokomotiven mit entsprechenden Endgeräten ausgestattet. Lieferant Hörmann verbaut dabei Sagem-Module. Wer die Handapparate, etwa für Verschubmitarbeiter oder Zugbegleiter, liefern wird, ist noch offen. ÖBB und DB haben ein Roaming-Abkommen für GSM-R geschlossen. Die Nutzung des jeweils anderen Netzes ist dabei gratis, eine gegenseitige Verrechnung ist nicht vorgesehen.

Bis 2013 investieren die ÖBB 80 Millionen Euro in GSM-R, wovon die Hälfte an den Errichtungspartner Kapsch bezahlt wird, der auf Systeme des kanadischen Herstellers Nortel zurückgreift. Die Netzerrichtung dauert, weil sie parallel zum laufenden Eisenbahnbetrieb erfolgen muss und Mitarbeiter mit Erfahrung im Eisenbahnwesen rar sind. Außerdem sind die Qualitätsanforderungen hoch, bis auf die Ausleuchtung ist das Netz redundant ausgelegt. Kapsch errichtet auch die GSM-R-Netze in der Slowakei sowie in Tschechien und bewirbt sich um den Auftrag der ungarischen MÁV. In Tschechien läuft ein Pilotprojekt, in dessen Rahmen GSM-R um GPRS erweitert wird. (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)