Wenig Fortschritt bei Mobile Payment

Das Bezahlen mit dem Handy kommt immer noch nicht so richtig in die Gänge, Marktforscher schrauben ihre Prognosen zurück. Dass Mobile Payment aber funktionieren kann, zeigen die Erfahrungen einer Kaffeekette.

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Bargeld lacht. Das alte Sprichwort ist zumindest hierzulande immer noch gültig. Die Deutschen sind schon beim Kreditkarteneinsatz im internationalen Vergleich eher zurückhaltend, kein Wunder also, dass das auch das Bezahlen mit dem Handy nicht so richtig gut ankommt. Immerhin gibt es in unseren Breiten schon einige Versuche und langsam wächst auch das Transaktionsvolumen, während Mobile Payment auf dem afrikanischen Kontinent längst Alltag ist.

In Westeuropa wurden im vergangenen Jahr laut Gartner rund 14,5 Milliarden Euro mobil umgesetzt, in diesem Jahr sollen es 22,2 Milliarden werden. Der Markt soll zwar stetig wachsen, doch fallen die Prognosen nicht mehr so euphorisch aus wie zuvor. Auch Gartner hat seine Voraussagen nach unten korrigiert, weil das Wachstum im vergangenen Jahr hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Demnach soll das weltweite Transaktionsvolumen von derzeit umgerechnet 125 Milliarden Euro bis 2017 auf 550 Milliarden Euro anwachsen.

In vielen europäischen Ländern wird an mobilen Bezahldiensten gearbeitet. Mit dabei sind die Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica, Einzelhändler wie Edeka/Netto und die Finanzbranche, die ihr angestammtes Terrain nicht kampflos den Neulingen überlassen will. Denn auch Internetriesen wie Google, Amazon und eBay/Paypal oder Gerätehersteller sowie eine Schar kleinerer Start-ups wollen sich ein Stück von dem noch kleinen Kuchen sichern.

Dabei kommen verschiedene Systeme und Techniken zum Einsatz, was sicher auch zur Zurückhaltung der Verbraucher beiträgt. Das Spektrum reicht von proprietären Apps und virtuellen Geldbörsen, in denen mehrere Kredit- oder Kundenkarten verwaltet werden können bis zu technischen Ergänzungen wie Kartenleser für Smartphones. Der Bezahlvorgang selbst läuft dabei kontaktlos über die Nahfunktechnik NFC, gescannte Barcodes oder PINs.

Langfristig werden sich die virtuellen Geldbörsen, wie sie etwa Google und Microsoft in ihre Smartphone-Betriebssysteme integrieren, durchsetzen, schätzen die Analysten von Berg Insight. Bis es soweit ist, muss noch der Einzelhandel überzeugt werden, seine Kassensysteme fürs mobile Bezahlen aufzurüsten. Die Händler zögern noch, auch weil sie die Nachfrage noch nicht spüren. Ein Selbstläufer wird Mobile Payment also nicht.

Eine der wenigen Erfolgsgeschichten schreibt die US-Kaffeehauskette Starbucks. Die Kette hat eine eigene App im Angebot, in deren US-Version sich auch die Starbucks-Kundenkarte verwalten lässt. Darüber hinaus hat Starbucks in den Zahlungsdienstleister Square investiert und setzt dessen Technik in zahlreichen US-Filialen ein. Das Unternehmen verzeichnet einem Bericht zufolge wöchentlich etwa 4,5 Millionen mobile Transaktionen, die für rund 10 Prozent des US-Umsatzes stehen.

Auch in Deutschland will Starbucks mobile Bezahlmöglichkeiten einführen. Offen ist noch, wann es soweit ist und welches Verfahren dabei zum Einsatz kommt, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Vielleicht kommt so das Mobile Payment auch in Deutschland einen Schritt voran. Doch trotz des bisher eher gemächlichen Tempos sind die Experten immer noch sicher: Das wird das nächste dicke Ding. (vbr)