parallel 2013 mit kontroversem Stargast

Als Gastredner hatten die Veranstalter John L. Gustafson geladen, der den Schwerpunkt vieler Chip-Hersteller kritisierte und mit den Unums ein neues Zahlenformat vorstellte, das auch Aussagen über die Genauigkeit gibt.

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Von
  • Julia Schmidt

Mitte Mai luden der dpunkt.Verlag, heise Developer und die iX Entwickler zur parallel 2013 ein, um Softwareentwicklern ein Bild zu wichtigen Themen der parallelen und nebenläufigen Programmierung geben. Rund 160 Interessierte aus Industrie und Forschung folgten zum zweiten Mal dem Ruf nach Karlsruhe.

Zum Auftakt beschäftigte sich Keynote-Sprecher John L. Gustafson, Erfinder und Namensgeber des nach ihm benannten Gesetzes, mit der Fragestellung, ob man, statt ständig an der Geschwindigkeit von Berechnungen herumzubasteln, vielmehr daran arbeiten sollte, die Ergebnisse der Rechenvorgänge zu verbessern und exakter zu machen. Nachdem er die Probleme des Floating-Point-Formats und der Intervallarithmetik dargelegt hatte, stellte Gustafson ein von ihm erfundenes neues Zahlenformat, die sogenannten Unums (Universal numbers), und eine mehrdimensionale Variante, die Ubox, vor. Werte dieses Typs enthalten neben der Größe des Exponenten und des Bruchteils auch Informationen über die Genauigkeit (Accuracy, siehe dazu Accuracy versus Precision).

Da diese Repräsentation zwar weniger Energie und Bandbreite, dafür aber auch mehr Gates und Parallelität benötigt, stellte Gustafson letztlich die Art in Frage, wie Chips heutzutage aufgebaut sind. Sichtlich erfreut fragte er im Anschluss ins Publikum, ob es nun also bereit wäre, neue Prozessoren zu bauen. Ob es die Idee tatsächlich in die Produktion schafft, wird die Zukunft zeigen und hängt wahrscheinlich nicht zuletzt davon ab, wo Gustafson demnächst unterkommt. Genug Angebote liegen ihm nach seiner nur kurzen Zeit bei AMD, die Ende Juni zu Ende geht, offenbar vor.

Bewährte Konzepte wollte der zweite Keynote-Sprecher, Sverre Jarp, nicht über den Haufen werfen, nichtsdestotrotz fieberten einige Konferenzteilnehmer seiner Vortrag am zweiten Konferenztag entgegen. Der CTO von CERN Openlab, einem Gemeinschaftsprojekt der Europäischen Organisation für Kernforschung CERN und verschiedenen Industriepartnern, referierte über die Schwierigkeiten des Softwaredesigns für moderne CPUs und die Möglichkeiten, die das Verwenden von Central und Graphics Processing Units für die Codeentwicklung bietet. Nicht ohne zuerst ausführlich über das CERN gesprochen zu haben, ging er unter anderem auf Vor- und Nachteile beider Prozessoreinheiten ein und zeigte anhand einiger Beispiele, wie man durch Portierung und das Nutzen der verschiedenen Strukturen alle Codevarianten, egal ob für GPU oder CPU, letztlich verbessern könnte.

Etwas kontroverser wurde es während der Panel-Diskussion, bei der Urs Gleim (Moderation), John Gustafson, Jerry Higgings, Nicolai Josuttis und Dierk König darüber sprachen, ob parallele Programmierung auch für den Durchschnittsentwickler interessant sei und wie man ihn dabei unterstützen könne, korrekten Code zu verfassen und die Konzepte richtig anzuwenden. Die Meinungen darüber, ob das nötige Wissen zu schwer zu vermitteln wäre, gingen auseinander und feuerten auch die Gespräche beim anschließenden Get-together an. Egal welche Position man vertritt, die Diskussion konnte einen guten Bogen zwischen verschiedenen Aspekten der Parallisierung spannen, was viele Referenten in anderen Vorträgen noch einmal verdeutlichten.

parallel 2013 (5 Bilder)

John L. Gustafson stellte in seiner Keynote unums vor.

Neben eher auf die Industrie auslegten Vorträgen, gab es wieder einen Track, der sich allein mit Themen der Forschung beschäftigte und einige Denkanstöße und Einblicke in aktuelle Projekte geben konnte. Die Anordnung der Themen in Clustern konnte die Veranstaltung darüber hinaus klarer strukturieren, sodass beispielsweise Interessierte an C++-Programmierung keine Vorträge mehr aufgrund zeitlicher Überschneidungen verpassen mussten. Einen konkreten Schwerpunkt bot die Konferenz nicht, stattdessen deckten die Redner ein Spektrum ab, das von der Fehlererkennung in parallelen Programmen über wichtige Bibliotheken bis hin zu Architekturfragen reichte.

Die Veranstaltung wird auch 2014 wieder stattfinden. In der Zeit vom 5. bis 7. Mai stehen die Räume der IHK in Karlsruhe also wieder für alle offen, die beim Thema Parallelität nicht nur an Geometrie denken. (jul)