NSA-Netzspionage: Großbritannien schnüffelte offenbar mit

Der US-Geheimdienst NSA war mit seinem Überwachungsprogramm PRISM offenbar freigiebig: Laut Informationen des Guardian durfte der britische Geheimdienst GCHQ ebenfalls darüber Daten sammeln und auswerten.

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Der britische Geheimdienst GCHQ hat offenbar vom Netzspionage-Programm mit dem Codenamen PRISM des US-Geheimdienstes NSA profitiert und Informationen daraus enthalten. Das berichtet der Guardian unter Berufung auf interne Geheimdienstdokumente. Laut diesen Unterlagen soll der GCHQ seit 2010 Zugang zu dem den Schnüffelprogramm der NSA gehabt haben. Insgesamt 197 Berichte sollen mittels darüber gesammelter Informationen erstellt worden sein. Dank Prism konnte der Geheimdienst offenbar auch die üblichen Rechtswege umgehen, um personenbezogene Informationen von Internetfirmen außerhalb Großbritanniens abzufragen.

Die laut Guardian von NSA-Analysten verfassten Dokumente beschreiben die offenbar 2007 eingerichtete Operation PRISM. NSA und FBI zapfen demnach von mehreren großen Internetfirmen wie Google, Skype, Facebook, Apple und Microsoft direkt persönliche Daten der Nutzer ab – sofern diese aus dem Ausland stammen oder häufig mit Personen aus dem Ausland kommunizieren. In den Dokumenten wird PRISM laut Guardian als einzigartiger und höchst wertvoller Zugang zu Informationen angepriesen, der neben dem britischen auch Geheimdiensten anderer Länder zur Verfügung gestellt wurde.

Für den GCHQ wurde wohl ein gesondertes Programm innerhalb Prism eingerichtet, sodass der Geheimdienst seinen Interessen nach Daten abfragen konnte. Ob der Zugang bis in jüngste Gegenwart genutzt wurde, gehe aus den Dokumenten nicht hervor. Der GCHQ erklärte gegenüber dem Guardian, dass die Behörde ihre gesetzlichen Verpflichtungen sehr ernst nehme und sich stets innerhalb des gesteckten Rechtsrahmens bewegt habe. Wie lang man auf Prism zugriff, wie viele Berichte darüber generiert wurden und welche Regierungsmitglieder davon wussten, wollte der Geheimdienst nicht beantworten.

Die in der Nacht zum Freitag vom Guardian und der Washington Post aufgedeckte US-Spionage-Operation schlägt derzeit hohe Wellen. Die betreffenden Internet-Konzerne dementierten eine Beteiligung an dem Programm. Aus Deutschland kommen bislang empörte Reaktionen. Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar fordert von der Bundesregierung Aufklärung darüber, ob der US-Geheimdienst auch die Kommunikation deutscher Nutzer überwacht habe.

Insgesamt scheint sich der Überwachungsskandal nicht nur auf Netzinhalte zu beschränken: Erst am Donnerstag hatte der Guardian enthüllt, dass die NSA heimlich Telefondaten von Millionen US-Bürgern sammelt. Laut aktuellen Berichten sollen mindestens die großen US-Anbieter Verizon, AT&T und Sprint entsprechende Informationen weitergereicht haben.Ebenfalls sollen auch Kreditkartendaten betroffen sein. (axk)