PRISM: "Guardian"-Journalist wehrt sich gegen US-Kritik

Glenn Greenwald wehrt sich gegen Anschuldigungen aus den USA im Zusammenhang mit seinen Enthüllungen über Internetüberwachung, die Berichterstattung sei nicht korrekt und fahrlässig.

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Glenn Greenwald, Journalist der britischen Tageszeitung The Guardian, wehrt sich gegen Anschuldigungen aus den USA im Zusammenhang mit seinen Enthüllungen über Telefon- und Internetüberwachung durch den US-Geheimdienst NSA. Auf den Vorwurf des US-Geheimdienstkoordinators James Clapper, die Berichterstattung sei nicht korrekt und fahrlässig, sagte Greenwald im US-Fernsehsender ABC, jedesmal, wenn die Medien etwas aufdeckten, das geheim gehalten werden soll, reagierten die Mächtigen immer gleich. Sie verurteilten die Medien als Überbringer der Nachricht, versuchten sie in schlechtes Licht zu stellen und behaupteten, die nationale Sicherheit werde gefährdet. Das sei bereits vor Jahrzehnten so gewesen, beispielsweise als in den 70er Jahren die Pentagon-Papiere ans Tageslicht gebracht wurden.

"Das einzige, was wir gefährdet haben, ist der Ruf der Verantwortlichen, die diesen großen Überwachungsapparat aufgebaut haben", sagte Greenwald. Die Menschen wissen zu lassen, dass ihre Telefondaten gesammelt und Kundendaten angezapft werden, gefährde nicht die nationale Sicherheit. Die US-Bürger hätten ein Recht darauf, das zu wissen.

Greenwald hatte am Freitag in einem Beitrag für den Guardian Whistleblower in Schutz genommen. Die Informanten könnten sich finanziell bereichern, Geheimnisse dem Feind zuspielen oder die Identitäten von Agenten aufdecken, doch keiner von denen, die von der Obama-Regierung verfolgt würden, habe dies getan. Sie hätten nicht aus eigenem Interesse gehandelt, sondern sich vielmehr selbst in Gefahr gebracht, um die Öffentlichkeit das Handeln der Regierungen wissen zu lassen. In seinen Augen seien sie Helden.

Unterdessen wurde bekannt, dass die NSA eine offizielle Untersuchung eingeleitet hat, um herauszufinden, wer dem Guardian und der Washington Post die Informationen über PRISM zugespielt hat. Ben Rhodes, Sicherheitsberater des US-Präsidenten, sagte laut Guardian, er begrüße das Interesse der Politiker und der Öffentlichkeit an dem Thema. Er betonte aber auch, dass alles dafür getan worden sei, um die Balance zwischen der Privatsphäre der Bürger und ihrer Sicherheit zu halten.

Die Zeitungen Washington Post und The Guardian hatten berichtet, dass sich der Geheimdienst NSA mit dem PRISM-System einen direkten Zugang zu Daten von Nutzern bei großen Internet-Konzernen verschaffen könne. Clapper erklärte am Samstag, PRISM sei kein geheimes Programm zum Sammeln oder Aufsaugen von Daten, sondern ein internes Computersystem der Regierung. Derweil setzte der Guardian seine Enthüllungsserie fort und berichtete von einem System der NSA, das einen Überblick über die weltweit gesammelten elektronischen Informationen gebe. (anw)