Jugendschutz.net: Mehr Beschwerden über soziale Netzwerke

Knapp 53.000 Online-Angebote hat jugendschutz.net im vergangenen Jahr geprüft. Dabei wurden weniger klassische Webseiten kontrolliert – dafür vermehrt Einträge bei Facebook, Twitter und Co.

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Die länderübergreifende Stelle der Jugendminister, jugendschutz.net, hat ihren Jahresbericht für 2012 vorgelegt. Demzufolge sind die an jugendschutz.net gemeldeten Verstöße im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent angestiegen. Insgesamt wurden knapp 53.000 Webseiten und Einträge überprüft, wovon knapp 11.000 gegen Jugendschutzgesetze verstießen. Besonders die Anzahl der überprüften Einträge in sozialen Netzwerken hat 2012 zugenommen.

Insgesamt 36.161 Einträge hat jugendschutz.net bei sozialen Netzwerken Facebook, Google+, Twitter etc. kontrolliert. In 86 Prozent der beanstandeten Fälle wurden die Inhalte nach Bemühungen der Jugendhüter durch die Betreiber entfernt. Die Sichtung von klassischen Webseiten ging 2012 um ein Fünftel zurück: 16.592 Seiten wurden überprüft.

Die Zahlen veranschaulichen die wachsende Dominanz von sozialen Netzwerken, deren Nutzung besonders bei Jugendlichen beliebt ist. Facebook und Google+ bieten jedoch bisher keinen ausreichenden Schutz für Kinder, beanstanden die Autoren in ihrem Jahresbericht. So werde beispielsweise das Mindestalter der Nutzer nicht ausreichend geprüft. Generell mangele es weiterhin an Communitys für Kinder, so der Jahresbericht weiter. Die Gründung eines sicheren "Kids-Facebook" stehe weiterhin aus.

Die häufigsten Verstöße waren 2012 die Darstellung von sexueller Gewalt gegen Kinder sowie "einfache Pornografie", die jeweils ein Drittel der Verstöße ausmachten. Bei 14 Prozent der bearbeiteten Fälle handelte es sich um rechtsextreme Propaganda. Schwere Verstöße wie Hasspropaganda, Kinderpornografie und extreme Gewalt wurden vor allem auf ausländischen Plattformen verzeichnet.

Jugendschutz.net gibt an, dass bei 75 Prozent der Fälle die beanstandeten Inhalte entfernt oder geändert wurden. Die Erfolgsquote sei in Deutschland am höchsten gewesen: 84 Prozent der Inhalte wurden gelöscht, während im Ausland die Erfolgsquote bei 74 Prozent lag. Als effektivste Methode erwies sich dabei der direkte Kontakt mit den Anbietern, oder, wenn sich Verantwortliche nicht identifizieren ließen, mit den Webhostern, die die Inhalte von ihren Servern löschten. Durch die Zusammenarbeit mit dem BKA seien kinderpornografische Angebote recht schnell aus dem Netz entfernt worden: Durchschnittlich 1,7 Tage dauerte es, bis solche Inhalte aus dem Internet verschwunden waren.

Jugendschutz.net wurde 1997 als Zentralstelle von den Jugendministern der Länder gegründet und kümmert sich um die Durchsetzung des Jugendmedienschutzes vor allem im Internet. Jeder kann dort jugendgefährdende Webangebote melden, die dann geprüft werden. Zusätzlich nimmt die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) solche Beschwerden an. Auch die FSM verzeichnete im vergangenen Jahr eine Zunahme von Beschwerden über Internet-Inhalte. (dbe)