Panne bei Computersystem für Arbeitsämter

Eine Lieferpanne beim Software-Hersteller für das neue EDV-System der Arbeitsamtsänter verzögert die Inbetriebnahme.

vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Gäbe es nicht eine Lieferpanne bei der notwendigen Software, könnten die Mitarbeiter der Arbeitsämter ja inzwischen auf ein bundesweit vernetztes EDV-System zurückgreifen – zumindest die Einrichtung der Hardeware ist abgeschlossen. Damit sollen Arbeitsamtsmitarbeiter Dienstleistungen aus einer Hand bieten können: Von der Jobvermittlung über die Bearbeitung der Anträge auf Arbeitslosengeld und -hilfe und die Berufsberatung bis hin zu Fragen des Kindergelds und der Arbeitserlaubnisse. Künftig sollen nicht mehr die Arbeitslosen, sondern die Daten laufen, meinte Bernhard Jagoda, Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, bei der Vorstellung des Systems Ende März.

Nur leider verzögert sich die vollständige Inbetriebnahme. Die Software für das neue System IT 2000 sollte eigentlich schon im Dezember letzten Jahres installiert werden – nun steht sie erst im September 2000 zur Verfügung, erklärte Herbert Pfuhlmann, Leiter des Lenkungsauschusses für IT-Technologie bei der Bundesanstalt für Arbeit. Er bestätigte damit Teile eines Berichts des Nachrichtenmagazins Spiegel. Das Blatt spricht in seiner neuesten Ausgabe von einer "Millionen-Panne mit neuer Software".

Als Reaktion auf die Lieferpanne hat die Nürnberger Bundesanstalt nach Angaben einer Sprecherin inzwischen ihren Rücktritt vom Vertrag erklärt und eine Rückabwicklung beim Lieferanten Siemens Business Services (SBS) gefordert. Man werde nicht für ein Produkt zahlen, das man nicht erhalten habe. Nach Pfuhlmanns Angaben hat sich das Unternehmen inzwischen in einer Absichts-Erklärung zur Lieferung bis zum Früh-Herbst verpflichtet. Dem Vernehmen nach hat die Firma SBS den Programmieraufwand im Zusammenhang mit den neuen arbeitsmarkt- relevanten Sozialgesetzen unterschätzt.

Für die Bundesanstalt bedeute der verspätete Start des ersten Teilprodukts des Systems IT 2000 zwar eine ärgerliche Zeitverzögerung, von einem finanziellen Schaden, wie in dem Spiegel-Bericht behauptet, könne allerdings keine Rede sein. Das Nachrichtenmagazin spricht von einem "rechnerischen Verlust" von 3,7 Millionen Mark pro Monat und verweist dabei auf einen internen Bericht des Bundesrechnungshofs. Nach Pfuhlmanns Darstellung verwechselt der Spiegel verschiedene Aspekte. Die Kritik des Rechnungshofs beziehe sich auf ein angeblich zu früh erstelltes und jahrelang ungenutztes Daten-Netzwerk der Bundesanstalt. Die BA habe dieser Annahme wiederholt widersprochen. Das Arbeitsamts-Datennetzwerk werde schon für andere Zwecke, etwa den E-Mail-Austausch zwischen den Arbeitsämtern und den Datentransfer einer Basisversion von IT 2000, genutzt. (jk)