Kernel-Log: Ath9k-Treiber für neue Atheros-WLAN-Chips, Diskussionen um Nvidia-Treiber

Der neue Open-Source-Treiber ath5k unterstützt einige der 802.11n-Chips von Atheros; einige X-Entwickler wollen nicht, dass der X-Server den proprietären Nvidia-Grafiktreiber bevorzugt; neue Versionen der Nvidia-Treiber für ältere GeForce-Karten

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Kernel-Log-Logo

Der seit einigen Wochen bei Atheros beschäftigte Entwickler Luis R. Rodriguez hat den Open-Source-Treiber ath9k vorgestellt, der die neueren, nach IEEE-Standardentwurf 802.11n arbeitenden Atheros-WLAN-Chips anspricht. Zur Weiterentwicklung mit der Community hat Rodriguez gleich einen Git-Tree und eine eigene Mailingliste eingerichtet; in einer separaten Mail erklärt der Entwickler zudem, warum Atheros einen separaten Treiber entwickelt hat, statt den bestehenden Treiber ath5k um Unterstützung für die neueren Atheros-Chips zu erweitern.

Bereits vor seinem Job bei Atheros hat Rodriguez an WLAN-Treibern für Linux gearbeitet; die Chancen stehen daher gut, dass der neue Treiber oder Teile davon bald den Weg in den offiziellen Kernel finden. Zusammen mit den in Arbeit befindlichen Verbesserungen am Treiber ath5k dürften der Kernel und zukünftige Distributionen so einen Großteil der Atheros-WLAN-Chips von Haus aus unterstützen und den alten, auf einen proprietären Kern aufsetzenden WLAN-Treiber Madwifi langfristig überflüssig machen.


Für Diskussionen unter den X.org-Entwicklern sorgt derzeit eine vom Verwalter des Nvidia-Open-Source-Treibers nv kürzlich vorgenommene Änderung am X-Server, durch den dieser bei Nvidia-Karten statt des Open-Source-Treibers nv automatisch den proprietären Treiber von Nvidia lädt, so der denn auf dem System installiert ist und kein Treiber in der xorg.conf fest vorgegeben wurde. Einige X-Entwickler wollen aber nicht, dass ein nicht zu X.org gehörender Treiber bevorzugt genutzt wird; die Änderung wurde daher wenig später nach einigem hin und her auf der Mailingliste und der Zustimmung des Patch-Autors wieder rückgängig gemacht.

Suse-Entwickler Stefan Dirsch begrüßt die Idee hinter der Änderung allerdings; er bedankt sich für den Patch und geht davon aus, dass die meisten Distributionen diesen zukünftig einbauen werden. Es muss sich zeigen, ob er damit Recht behalten wird; gerade für ihre Unterstützung der Open-Source-Idee bekannte Distributionen wie Debian oder Fedora dürften wohl weiterhin den Open-Source-Treiber bevorzugt konfigurieren.


Nvidia hat derweil neue Versionen der für ältere Grafikkarten gepflegten Treiber-Serien 71.xx.xx und 96.xx.xx veröffentlicht. Diese lassen sich nun auch zusammen mit der vor einer Woche freigegebenen Linux-Kernel 2.6.26 benutzen.

Nicht so schnell ist Nvidia allerdings bei der Unterstützung neuer X-Server, denn mit der aktuellen Vorabversion des zu X.org 7.4 gehörenden X-Servers 1.5 arbeiteten diese beiden Treiber anders als die aktuellen Nvidia-Herstellertreiber nicht so recht zusammen. Nvidia zeigt den Besitzern von GeForce-Karten unterhalb der 5000er-Serie so derzeit eine der mit proprietären Treibern verbundenen Gefahren, denn zusammen mit dem im Mai vorgestellten Fedora 9 oder der aktuellen Alpha von Ubuntu 8.10 lassen sich die Nvidia-Treiber normalerweise nicht einsetzen. Den Anwender dieser und anderer auf die Vorabversion des X-Server 1.5 aufsetzenden Distributionen steht glücklicherweise noch der Open-Source-Treiber als Alternative bereit; dessen Funktionsumfang ist aber deutlich kleiner als bei den beiden älteren Versionen des proprietären Nvidia-Treibers.


Das vorangegangene Kernel-Log erwähnte bereits die längeren, mittlerweile weitgehend zum Erliegen gekommenen Diskussionen zum Umgang mit Sicherheitskorrekturen im Linux-Kernel. Das Kernel-Log verlinkte auch auf ein Thread, in dem Torvalds mal wieder mit recht heftigen Worten um sich schmeißt – Zielobjekt waren dabei nicht nur wie schon so viele Male zuvor die Entwickler von OpenBSD, sondern auch Sicherheitsexperten.

Allzu viel Bedeutung sollte man diesen auch von einigen normalerweise nicht überaus an Linux interessierten Medien gemeldeten Aussagen nicht zukommen lassen – es ist nicht wirklich ungewöhnlich, dass Torvalds und einige andere Kernel-Entwickler auf der Linux Kernel Mailing List (LKML) oder anderswo mit harten Worten zur Sache gehen. Und schon häufig haben OpenBSD-Gründer Theo de Raadt und der Linux-Vater das jeweils andere  Lager mit deutlichen Worten niedergemacht; wer sich das eine Zeit lang betrachtet, mag nach einigen Jahren vielleicht sogar meinen, die beiden hätten daraus einen Sport gemacht, an dem sie heimlich ihren Spaß haben.

Kernel-Log-Staccato:

  • Arjan van de Ven hat eine Serie vergleichsweise kleiner Patches vorgestellt, die durch parallele Hardware-Initialisierung den Boot-Vorgang ein wenig beschleunigen. In der zweiten Version der Patches konnte er den Startvorgang noch weiter auf Trab bringen.
  • Die X.org-Entwickler haben die Version 10.16.3 der Treiber für VMWare-Hostsysteme freigegeben; sie bringt einige Korrekturen für die XVideo-Unterstützung.
  • Das Gphoto-Projekt hat die Version 2.4.2 der zum Auslesen vieler Kameras genutzten Bibliothek libgphoto2 freigegeben; sie bringt kleinere Verbesserungen für Kameras und PTP-Geräte verschiedener Hersteller.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open.

(thl)