Verdacht auf Insider-Handel bei Pirate-Bay-Übernahme

Schwedische Medien berichten von Unregelmäßigkeiten im Vorfeld der Übernahme des Torrent-Trackers durch den neuen Eigentümer Global Games Media und möglichen Insider-Geschäften.

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Nach dem spektakulären Verkauf des Torrent-Trackers The Pirate Bay an das öffentlich gehandelte Stockholmer Unternehmen Global Gaming Factory (GGF) ermittelt der Betreiber der unabhängigen Aktienhandelsplattform Aktietorget wegen des Verdachts auf Insidergeschäfte. Bevor GGF den Übernahmecoup am vergangenen Dienstag bekannt gegeben hatte, war es schwedischen Medienberichten zufolge zu auffälligen Handelsbewegungen mit GGF-Papieren gekommen. Eine Untersuchung soll aufklären, ob es dabei zu Verstößen gekommen ist.

Es gebe Anlass für den Verdacht, dass Informationen durchgesickert seien, zitiert die schwedische Wirtschaftszeitung Dagens Industri Aktietorgets Vizepräsidenten Peter Gönczi. Den Berichten zufolge hatte die Handelplattform das GGF-Papier in der vergangenen Woche vorübergehend vom Handel ausgesetzt, nachdem es ohne erkennbaren Anlass zu einem ungewöhnlich hohen Handelsvolumen und Kurssprüngen gekommen war. Nach der Wiederzulassung am Dienstag und der Bekanntgabe der Pirate-Bay-Übernahme schoss der Kurs um 170 Prozent in die Höhe.

Unterdessen mehren sich Stimmen, die den Verkauf des berühmt-berüchtigten Torrent-Portals kritisch sehen. Einzelne Nutzer fürchten einen Ausverkauf und machen ihrem Ärger im Blog des Trackers Luft. Zwar fühlen sich die Betreiber falsch verstanden, doch soll nun – offenbar auf Wunsch vieler Nutzer – eine Möglichkeit geschaffen werden, Accounts zu löschen.

Fragen wirft auch das Geschäftsmodell auf, mit dem der neue Eigentümer The Pirate Bay zu einem profitablen, vor allem aber völlig legalen Unternehmen machen will. GGF hat gleichzeitig das schwedische Start-up Peerialism übernommen, das P2P-Verfahren entwickelt. Mit dieser Technik will GGF ein System aufsetzen, das Lasten effektiv über die Rechner der P2P-Teilnehmern verteilt und auch ungenutzte Festplattenressourcen nutzt. Filesharer, die Ressourcen zur Verfügung stellen, sollen dafür entlohnt werden. Auch die Rechteinhaber sollen Geld bekommen.

Zahlen sollen dafür unter anderem die Provider, weil sie damit ihre eigene Infrastruktur entlasten könnten. Doch gibt es erste Stimmen aus der Branche, die das für illusorisch halten. Weitere Einnahmen sollen aus der Vermarktung von Werbung kommen. Hier hat GGF Erfahrungen, das Unternehmen vermarktet Werbung auf Rechnern von Gaming-Treffpunkten oder Internetcafés. Werbeeinnahmen von bis zu 40 Millionen US-Dollar monatlich seien bei Pirate Bay möglich, meint der neue Besitzer im Interview mit Futurezone. Und das soll der kleinere Teil der Einnahmen sein.

Die vier Pirate-Bay-Macher waren im April wegen Verletzung des Urheberrechts zu je einem Jahr Haft sowie insgesamt 2,7 Millionen Euro Schadenersatz verurteilt worden. Die Verurteilten sind gegen das Urteil in Berufung gegangen und hatten zuletzt auch angekündigt, vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu ziehen. Daraus ist bisher allerdings nichts geworden.

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(vbr)