E-Books bringen Buchhandel in die Bredouille

Falls das E-Book die gedruckten Ausgaben in eine Nische drängen, könnten Händler Probleme bekommen, meint ein Vorstandsmitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Eine weitere Herausforderung sieht er in der Möglichkeit illegaler Buch-Downloads.

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Der Buchhändler Stephan Jaenicke, Vorstandsmitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, sieht für seine Branche schwierige Zeiten aufkommen, falls sich das E-Book durchsetzt. Er glaubt zumindest, dass die digitalen Ausgaben "signifikante Marktanteile" erobern werden, wie er im Interview mit der Fachzeitschrift Der Händler erläutert. Vielen seiner Kollegen sei nicht klar, welche Umwälzungen für die Branche sich daraus ergeben können. Nun sei die Frage, "ob man den Markt der E-Books komplett den großen Playern wie Amazon und Google überlässt oder auch selbst noch mitspielen möchte".

Der Buchhandel habe keine andere Wahl und müsse seinen Kunden die Möglichkeit bieten, auch digitale Bücher zu kaufen. Dabei müsse schnell geklärt werden, wie es mit der Preisbindung aussieht. Falls E-Books zu deutlich niedrigeren Preisen gehandelt würden, rechne sich das nicht für Autoren und Verlage. Es sei aber fraglich, wozu künftig ein stationärer Buchhandel gebraucht würde, wenn alles im Internet erledigt werden könne, meint Jaenicke. Darunter könnten große Filialisten mehr leiden als kleine Händler. Denn falls das Buch einmal eine Art Nischenprodukt sein sollte, hätten kleine unabhängige Buchhandlungen bessere Chancen, es als "Kultprodukt" zu vermarkten als die großen Ketten.

Als ein weiteres Problem des Buchhandels sieht Jaenicke die Gefahr von illegalen Buchkopien im Internet: "Ähnlich wie bei den Musikdownloads wird sich mancher Nutzer fragen, warum er für Buchinhalte Geld bezahlen soll, wenn er die auch kostenlos irgendwo illegal herunterladen kann." Derzeit gebe es nur eine geringe Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen durch illegale Bereitstellungen, bedauert Jaenicke. Eine zivilrechtliche Verfolgung von solchen Urheberrechtsverletzungen sei praktisch unmöglich, weil die Internet-Provider die Daten der User nicht an die Rechteinhaber herausgeben müssten. Der Gesetzgeber müsse die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine Verfolgung von derartigen Urheberrechtsverstößen schaffen, fordert Jaenicke. (anw)