Was alles neu für App-Entwickler mit iOS 7 ist

Das iPhone samt zugrunde liegenden iOS hat nicht nur den Mobile-Markt in seinen Grundfesten erschüttert. Bei dem auf Apples WWDC-Messe angekündigten iOS 7 sind nun an einigen Stellen signifikante Änderungen vorgenommen worden, die sich iOS-Entwickler anschauen sollten.

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Von
  • Tam Hanna
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Das iPhone samt zugrunde liegenden iOS hat nicht nur den Mobile-Markt in seinen Grundfesten erschüttert. Bei dem auf Apples WWDC-Messe angekündigten iOS 7 sind nun an einigen Stellen signifikante Änderungen vorgenommen worden, die sich iOS-Entwickler anschauen sollten.

Tim Cook hat zwar im Rahmen der WWDC-Konferenz Mitte Juni jeglichen Kommentar über das Auslieferungsdatums von iOS 7 an Endkunden verweigert. Dich die US-Presse spekuliert darauf, dass die Auslieferung im Herbst dieses Jahres erfolgt. Ob und wann ein neues iPhone erscheint, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Entwickler dürfen zumindest schon jetzt auf Beta-Versionen des neuen Betriebssystems zurückgreifen. Derzeit unterstützt das Betriebssystem die folgenden Geräte:

  • iPhone 4
  • iPhone 4s
  • iPhone 5

Wer ein Tablet besitzt, muss warten – Apple verspricht, die folgenden Tablets "bei nächster Gelegenheit" zu unterstützen:

  • iPad 2
  • iPad mit Retina-Display
  • iPad Mini

Die Update-Installation funktioniert wie bei früheren Versionen. Entwickler berichten von keinen allzu großen Stabilitätsproblemen, Telefone der iPhone-4-Klasse sollen anschließend eine wesentlich bessere Akkulaufzeit aufweisen.

Seit dem ersten iPod touch basiert die iOS-Oberfläche auf skeumorphischen Metaphern. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Emulation realer Materialien am Bildschirm: Der Notizblock erinnert an liniertes Papier, während andere Programme als Hintergrund eine Ledertextur anwenden.

Mit iOS 7 stellt Apple die Benutzerschnittstelle um. Das neue Betriebssystem sieht komplett anders aus und erinnert irgendwie an die von Microsoft mit Windows Phone 7 eingeführte typographische Gestaltung. Auch die drei Designmaximen erinnern verdächtig an ein Konkurrenzprodukt aus Redmond. Der beste Beleg dafür ist die neue Wetter-Applikation, die in den Abbildungen 1 und 2 gezeigt ist.

Unter iOS 6 sieht man sofort, dass es sich hier um die iPhone-Wetter-App handelt (Abb. 1).

(Bild: Apple)

Die Wetter-Applikation für iOS 7 erinnert stark an Windows Phone 7 (Abb. 2).

(Bild: Apple)

Als erstes Prinzip spezifiziert Apple das Konzept der "Ableitung". Die GUI eines iOS-Programms soll dem Benutzer beim Verstehen und Bearbeiten der Inhalte helfen – eine "visuelle Konkurrenz" zwischen Inhalt und Benutzerschnittstelle ist auf jeden Fall zu vermeiden. Elemente wie Schatten und Gradienten sind fortan unerwünscht.

Die zweite Designmaxime lautet Klarheit. Apple versteht darunter, dass Text und Items bei jeder Auflösung und in jedem Betriebszustand scharf erscheinen müssen. Um Entwicklern das Erreichen dieses Ziels zu erleichtern, gibt es eine Dynamic Type genannte API. Dabei spezifizieren sie nur mehr, was darzustellen ist – die Umsetzung erledigt das System anhand diverser typographischer Gesichtspunkte. In Apples Entwicklerdokumentation findet sich hierfür als Beispiel die E-Mail-Applikation des Betriebssystems. Sie passt die Größe des anzuzeigenden Texts flexibel an die Bedürfnisse des Anwenders an – je besser seine Augen, desto kleiner der Text. Dank intelligenter Nutzung von Dynamic Type passiert die Anpassung ohne jeglichen Eingriff des Benutzers.

Regel Nummer drei besagt, dass die "Tiefeninformationen" von eminenter Bedeutung sind. Beispielsweise lässt sich durch einen halbtransparenten Hintergrund zusätzliche kontextuelle Information übertragen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Kalenderanwendung von iOS. Klickt der User dort auf einen Monat in der Jahresansicht, zoomt die Applikation auf den Monat.

Am einfachsten ist die Umstellung für Entwickler, die die GUI ihres Programms mit "Auto Layout" entworfen haben. In diesem Fall erledigt iOS den Gutteil der Anpassung – das Produkt sieht sowohl unter iOS 6 als auch unter iOS 7 nativ aus. Im nächsten Schritt verlangt Apple das Abwägen des Aufbaus der eigenen Applikation. So sie nur auf sogenannte Stock-Widgets setzt, beschränkt sich die Aufgabe des Entwicklers auf das Adaptieren einiger "überladener" Formulare. Nutzt das Programm ausschließlich hauseigene Steuerelemente, hat der Entwickler zu entscheiden, ob die Benutzerschnittstelle an die neuen Designvorgaben zu adaptieren ist. Bei hybriden Applikationen ist die Lage ähnlich.

Auf jeden Fall verlangt Apple den Austausch einiger Grafiken. Das Icon in einer Anwendung muss 120 x 120 Pixel groß sein; der Splash-Screen die Statusleiste mit überdecken. Außerdem sind alle Assets an die HD-Auflösung anzupassen. Einige weitere Maßnahmen sind ebenfalls empfehlenswert. Apple hat die Größe vieler UIKit-Steuerelemente verändert, was das eine oder andere Layout unelegant oder überladen aussehen lässt. Veraltete Designelemente (Stichwort Schatten) sollten ebenfalls entfernt werden. Applikationen mit eigenem Touchscreen-Handling müssen zudem an die neuen Gesten für Control Center und Navigation adaptiert werden – der eigene Code darf diese Eingaben des Nutzers nicht entgegennehmen.

Weitere Informationen zur Anpassung von Programmen an die neue Benutzerschnittstelle findet man hier. Zum Einloggen ist jede beliebige Apple-ID geeignet – diese muss nicht unbedingt mit einem Entwicklerkonto verknüpft sein.