Ermittlungen im Online-Untergrund: Routine statt Neuland

Ein 23-jähriger Mann soll mit seinen Gehilfen Drogen, Anabolika und auch Waffen im Internet verkauft haben. Das Geschäft florierte solange, bis die Polizei den mutmaßlichen Täter in Tschechien verhaftete.

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Der Staatsanwaltschaft Verden ist es in Zusammenarbeit mit der Polizeidirektion Hannover nach eigenen Angaben gelungen, ein führendes Mitglied der "Underground Economy" festzunehmen. Der mutmaßliche Täter soll im Internet Betäubungsmittel, Waffen und Anabolika verkauft haben. Die Ermittlungen führten außerdem zu Verhaftungen von 50 weiteren Beschuldigten, gegen die nun Strafverfahren eingeleitet werden.

Der Hauptverdächtige ist ein 23-jähriger Deutscher, der in Brünn (Tschechien) festgenommen und an die deutsche Justiz ausgeliefert wurde. In seiner tschechischen Wohnung fanden die Ermittler gefälschte Pässe, hunderte falsche Postident-Unterlagen sowie eine scharfe Schusswaffe.

Mit verschiedenen Mittätern soll der Mann nicht nur illegale Güter verkauft haben, sondern auch in der gut organisierten Carding-Szene aktiv gewesen zu sein. Dabei geht es um gestohlene Kreditkartendaten, die missbraucht werden, um teure Waren wie Digitalkameras zu bestellen. Als Lieferadresse gaben die Täter oft anonyme Hochhäuser an, in denen zahlreiche Familien leben.

Die durch Phishing erbeuteten Kreditkartendaten werden in spezifischen Szene-Foren angeboten und verkauft. Auch Drogen finden dort ihre Abnehmer. Die Bestellungen erfolgten oft über Instant Messenger wie ICQ oder Jabber. Für die Bezahlung nutzten die Käufer Anbieter wie Ukash, Paysafe oder Liberty Reserve. Verschickt wurden die vakuumierten Drogen dann in DHL-Päckchen über die Paketbox.

Sonderangebot zu Weihnachten

(Bild: Polizeidirektion Hannover)

Doch nicht nur über die Foren wurden Betäubungsmittel verkauft: Zeitweise existierten regelrechte Onlineshops, in denen diverse Drogen wie Haschisch, Pilze oder Ecstasy bestellt werden konnten. Die Qualität der angebotenen Waren sei sehr hoch gewesen, berichten die Ermittler. Auch Sonderangebote beispielsweise zu Weihnachten hat es gegeben. Käufer konnten sich ein Kundenkonto anlegen und im Prepaid-Verfahren Guthaben mit Ukash aufladen. Offenbar wähnten sich die Betreiber in Sicherheit: Sie warben regelrecht damit, dass bisher beim Versand nie etwas schief gegangen sei.

Auf die Spur der nun Festgenommenen kamen die Ermittler, indem sie die Aktivitäten in den offen zugänglichen Szene-Foren überwachten. Die Verdächtigen verwendeten oft denselben Nickname in verschiedenen Boards. Zudem konnten IPs und Mailadressen ermittelt werden. Ermittlungen dieser Art seien längst Routine, erklärte Oberstaatsanwalt Frank Lange auf der Pressekonferenz. Neuland wäre das alles nicht. (dbe)