Hewlett-Packard feiert vorab 30 Jahre VMS

Eines der zu seiner Zeit fortschrittlichsten Betriebssysteme wird nächstes Jahr 30.

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Von
  • Jürgen Seeger

Vor 30 Jahren stellte die Digital Equipment Corporation (DEC) einen Rechner vor, der den maximalen Adressraum des Vorhängers PDP-11 von 64 KByte auf 4 Gigabyte erweiterte. Die Virtual Address eXtension-Rechner, kurz VAX, verfügten über ein 32 Bit breites Adressregister und galten dadurch als ausgesprochen zukunftssicher.

Ein Jahr später stattete die Digital Equipment Corporation die VAXen mit dem Betriebssystem VMS aus. Das Kürzel steht für "Virtual Memory System" und soll darauf hinweisen, dass es sich um das erste System mit virtueller Speicherverwaltung handelte, denn damit betrat DEC damals in dieser Rechnerklasse Neuland. Zudem war VMS multitasking- und multiuser-fähig und hatte schon früh Hochverfügbarkeits-Features wie Clustering implementiert, was dem Betriebssystem den Ruf außerordentlicher Zuverlässigkeit verschaffte und ihm eine langfristige Existenz neben dem Unix-Derivat Ultrix und OSF/1 sicherte.

Mit VAX und VMS stieg das Unternehmen zum weltweit zweitgrößten Rechnerhersteller auf, konnte diese Position aber wegen massiver Fehleinschätzungen der Marktentwicklung nicht halten. Firmengründer Ken Olsen, der DEC bis 1992 leitete, soll 1977 geäußert haben: "Es gibt keinen Grund dafür, dass irgendjemand einen Computer in seinem Haus haben wollen würde." Das offene Betriebssystem Unix hielt er bis zum Ende der achtziger Jahre für "so interessant wie russische Lastwagen".

Ken Olsen musste 1992 gehen, dem Jahr, in dem Digital Equipment begann, die VAX-Systeme durch seine Alpha-Rechner abzulösen, die ersten kommerziell verfügbaren 64-Bit-Systeme. Die Portierung von VMS auf die neue Architektur war keine leichte Aufgaben, da VMS zum Teil in Assembler geschrieben war. Seit jener Zeit darf sich das Betriebssystem mit dem Zusatz "Open" schmücken, der andeuten soll, dass es auf mehreren Rechnerarchitekturen lauffähig ist. Verdient hat es sich dieses Etikett aber auch, weil sein Hersteller von Anfang an den Quellcode des Systems offen legte.

1999 wurde die Digital Equipment Corporation von Compaq übernommen, einem Unternehmen, das in dem einst von Olsen so geschmähten PC-Segment groß geworden war. Vier Jahre später wiederum ging Compaq an Hewlett Packard, und seit Dezember 2003 liefert HP eine Version von OpenVMS aus, die auf IA-64-Servern läuft. Heute ist OpenVMS 8.3 die Alternative zum hauseigenen Unix HP-UX auf Itanium-Rechnern und zu Tru64-Unix auf Alpha-Servern. Im Rahmen der wohl wegen der Ankündigung der nächsten Release vorgezogenen Jubiläumsfeier hat HP eine Roadmap bis 2009 vorgelegt, eine Betreuung bis mindestens 2015 wurde schon vor einigen Jahren zugesagt. OpenVMS ist vor allem in Bereichen mit hohen Verfügbarkeitsanforderungen wie Börsen oder SMS-Verteilung im Einsatz. (js)