Grimme Online Award: #Aufschrei gewinnt

Alles begann mit einem einfachen Twitter-Eintrag – doch bald sprang die unter dem Hashtag "Aufschrei" geführte Sexismus-Debatte aus dem Netz in den Alltag über. Hierfür gab es den Grimme Online Award.

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Von
  • dpa

Erstmals ist eine Twitter-Kampagne mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Unter dem Hashtag "#aufschrei" hatten Nutzerinnen ihren Protest gegen alltäglichen Sexismus gebündelt. In der Begründung der Jury hieß es, erst durch Twitter habe die gesellschaftliche Diskussion über Sexismus an Dynamik gewonnen und sei dann auch in anderen Medien in aller Breite geführt worden. Der Preis ging an alle, die sich am Online-Diskurs beteiligt hatten.

Die Twitter-Kampagne "Aufschrei" habe Sexismus im Alltag "wieder sichtbar gemacht und klar gemacht, dass wir längst nicht an dem Punkt sind, wo viele glauben, dass wir sind – dass wir Sexismus hinter uns gelassen haben und es eher ein Relikt alter Zeiten ist", sagte "Aufschrei"-Mitinitiatorin Anne Wizorek im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Noch immer werde Gewalt gegen Frauen nicht ausreichend sanktioniert. Stattdessen werde Opfern eine Mitschuld gegeben. "Der Preis ist insofern toll, als dass er an alle gerichtet ist, die sich konstruktiv an dieser Debatte beteiligt haben."

Insgesamt 28 herausragende Online-Angebote waren dieses Jahr für den Grimme Online Award nominiert, acht davon erhielten die begehrte Auszeichnung. In der Kategorie Information wurden die Politplattform Politnetz aus der Schweiz und die Satire-Website Der Postillon ausgezeichnet. Der Postillon erhielt auch den alljährlich verliehenen Publikumspreis. Die Website greift täglich aktuelle Nachrichten auf und parodiert sie. Dahinter verbirgt sich im Wesentlichen ein einziger Autor und Gestalter – Stefan Sichermann.

In der Kategorie Wissen und Bildung gewannen die interaktive Web-Doku Alma von Arte, die von Volontären der Deutschen Welle gestaltete Website Plan B und – als erster Podcast überhaupt – Soziopod. Dort besprechen Patrick Breitenbach und Nils Köbel philosophische und soziologische Fragen laut Jury-Urteil "angenehm niedrigschwellig und verständlich".

In der Kategorie Kultur und Unterhaltung wurden der Liveticker der Fußball-Website 11Freunde und die Museumsplattform NRW geehrt. 11Freunde biete "klug gemachte Unterhaltung auf höchstem Niveau, sogar für Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren". Die Museumsplattform NRW versammelt Kunstwerke aus 20 Museen des Bundeslandes und gibt dem Nutzer die Möglichkeit, sie nach selbst gewählten Kriterien zusammenzustellen und dadurch ganz persönliche Ausstellungsräume zu schaffen. Dadurch entstehe, so die Jury, "ein gänzlich neuer Zugang zu Moderne und Gegenwartskunst". Die Nominierungs-Kommission hatte aus 1600 Vorschlägen ausgewählt. (ghi)