Suchmaschinenbetreiber Seekport insolvent [Update]

Die Suchmaschine läuft aber weiter, da eine Auffanggesellschaft das operative Geschäft fortführt.

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Von
  • Stefan Karzauninkat

Die Betreiberfirma der letzten deutschen Suchmaschine, die einen eigenen Index betreibt, die Seekport Internet Technologies GmbH aus Martinsried, ist zahlungsunfähig. Der Antrag wurde bereits am 10. April 2008 gestellt, jetzt wurde das offizielle Insolvenzverfahren eröffnet. Seekport war 2003 angetreten, mit eigenem Index und eigener Technologie eine Alternative für die Suche nach Webseiten in Europa anzubieten.

Der Aufbau war ambitioniert: Mit eigenen Qualitätsteams in Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien und Deutschland sollten aktuelle Spam-Attacken abgewehrt und Konzepte für eine dauerhafte Verbesserung der Suchqualität entwickelt werden. Ein weiteres Geschäftsfeld war die Archivsuche für große Zeitungen und Verlage sowie eine auf der Suchtechnologie basierende Software zur automatischen Steuerung von kontextsensitiven Anzeigen, mit der man nach dem Vorbild von Google Adwords eigene, unabhängige Werbenetzwerke aufbauen kann.

Die Finanzierung der Entwicklung erfolgte durch indische Investoren. Die technische Entwicklung für Seekport wurde durch die in München ansässige Firma Arexera durchgeführt, die ebenfalls Insolvenz angemeldet hat. Für beide Firmen wurde in Abstimmung mit den Insolvenzverwaltern bereits eine Auffanggesellschaft gegründet, die Allsearch Internet Technologies GmbH. Zwar sind in den letzten Wochen und Monaten etliche Mitarbeiter zu anderen Firmen gewechselt, aber die Kernmannschaft will mit der neuen Firma das operative Geschäft nicht nur fortführen, sondern verhandelt bereits auch mit neuen Kunden. Entsprechend laufen die Suche und die Services weiter. Gesellschafter der neuen Allsearch GmbH wird die in der Schweiz beheimatete Seekport AG sein.

Es besteht also durchaus Hoffnung, dass die Suchtechnologie der Internetsuche nicht ganz aus Deutschland verschwindet. Schließlich keimt immer wieder die Diskussion um die Dominanz einer einzigen Suchmaschine und die gesellschaftlichen und politischen Implikationen daraus auf. Vielleicht finden sich ja weitere Interessenten an Suche Made in Germany.

[Update]:
Rechtsanwalt Marco Liebler von der als Insolvenzverwalter eingesetzten Anwaltskanzlei Ott und Kollegen, dementierte mittlerweile, dass für beide Firmen in Abstimmung mit den Insolvenzverwaltern bereits eine Auffanggesellschaft gegründet worden sei, die Allsearch Internet Technologies GmbH. Liebler stellt in einem Schreiben klar: Die Auffanggesellschaft war bereits lange Zeit vor der Insolvenz gegründet worden. Eine Übertragung von Vermögenswerten in Abstimmung dem Insolventverwalter hat bis heute nicht stattgefunden. (Stefan Karzauninkat) / (jo)