Deutscher Computerspielepreis soll 2009 erstmals verliehen werden

Die mit 600.000 Euro dotierten "Oscars" für deutsche Computerspiele werden laut Bundesregierung erstmals noch für 2008 ausgelobt. Über die Gewinner soll ein zweistufiges Jury-Verfahren entscheiden.

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Die Bundesregierung plant, den vom Bundestag im Februar beschlossenen Deutschen Computerspielepreis erstmals noch für dieses Jahr gemeinsam mit der Wirtschaft auszuloben. Die Verleihung der Preisgelder in Höhe von 600.000 Euro für besonders "qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle" Computerspiele aus dem Jahr 2008 soll dann im Frühjahr 2009 erfolgen. Dies geht aus einer heise online vorliegenden Antwort des Staatsministers für Kultur und Medien, Bernd Neumann, auf eine Anfrage der Grünen im Parlament hervor. Der CDU-Politiker rechnet demnach damit, dass der Award eine "effektive Werbung für die damit ausgezeichneten Spiele darstellt". Es handle sich um einen Hinweis darauf, beim Erwerb von Computerspielen auch auf deren Werte jenseits des Spaßfaktors zu achten. Die Auszahlung des Preisgeldes sei zudem an eine eidesstattliche Erklärung des Preisträgers gebunden, dass er dieses für die Entwicklung weiterer entsprechend wertvoller Spiele verwenden werde.

Die Auslegung und Anwendung der vorgegebenen unbestimmten kulturellen und pädagogischen Kriterien wird Neumann zufolge Aufgabe der Preisrichter sein. Das Auswahlverfahren sei zweistufig ausgelegt. Zur Vorauswahl werde für jede Preiskategorie eine unabhängige Fach-Jury gebildet. Ihr sollen jeweils zwei vom Staatsminister und zwei von der Spielewirtschaft bestimmte Mitglieder angehören. Sie wähle aus den Vorschlägen aus, die zuvor von einschlägigen Verbänden und gemeinnützigen Trägern etwa aus der Freiwilligen Selbstkontrolle, Jugendschutzeinrichtungen oder Ausbildungsstätten erbeten würden. Das Fachgremium werde daraus mit jeweils mindestens Dreiviertelmehrheit bis zu drei Spiele als Aspiranten für eine mögliche Auszeichnung durch die Haupt-Jury auswählen. Diese könne zudem bei Unterstützung von mindestens einem Drittel ihrer Mitglieder ebenfalls Spiele ins Rennen schicken.

Das eigentliche Preisgericht soll aus 14 Mitgliedern bestehen, sieben davon aus der Politik und die andere Hälfte aus der Wirtschaft. Zur ersten Gruppe sollen zwei Mitglieder des Bundestags gehören, die dieser auch selbst auswähle. Die restlichen fünf will das Kultur- und Medienressort im Bundeskanzleramt selbst bestimmen. Ein Vertreter der Verwaltung ohne Stimmrecht nehme zudem an allen Jury-Sitzungen teil, "um für ein ordnungsmäßiges Verfahren zu sorgen". Die endgültige Kür der Sieger bedürfe einer Zweidrittelmehrheit der Preisrichter. Die Begründungen würden im Web öffentlich bekannt gemacht.

Die Spielewirtschaft, welche die Hälfte der Kosten für die Preisgelder sowie komplett die Ausgaben für das Auswahlverfahren und die Ausrichtung der Verleihung übernehmen soll, verhandelt nach Angaben Neumanns noch darüber, für welchen Zeitraum Vertreter in die Jury berufen werden. Nach dem Vorbild des Deutschen Filmpreises bringt der Staatsminister selbst einen Zeitraum von drei Jahren ins Gespräch. Insgesamt sollten unter den Juroren die Bereiche Politik, Medienwissenschaft, Pädagogik und Jugendmedienschutz angemessen vertreten sein. Die Wirtschaft wiederum sorge mit der Benennung ihrer Mitglieder dafür, dass die relevanten Bereich wie Technologie oder Marketing, die Spielerseite und die Fachpresse berücksichtigt würden.

Am höchsten dotiert sein wird der Bundesregierung zufolge die Kategorie "Bestes Deutsches Spiel" mit 150.000 Euro. Auf jeweils 75.000 Euro können sich die Preisträger in den Gattungen "Beste Innovation", "Bestes Serious Game" für Lern- oder Spielesimulationen, "Bestes Jugendspiel" und "Bestes Kinderspiel" freuen. Die Macher des "besten mobilen Spiels" und des "besten Browserspiels" erhalten jeweils 50.000 Euro. Das beste Konzept aus einem Studentenwettbewerb soll mit 35.000 Euro, das Pendant aus Schülerkreisen mit 15.000 Euro bedacht werden. Ein Sonderpreis ist für das am meisten herausragende internationale Spiel ohne Dotierung vorgesehen. Die Kategorien seien von Verbänden der Wirtschaft und dem Kulturressort einvernehmlich festgelegt worden.

Welche Unternehmen der Spieleindustrie sich zu welchen Teilen an der Finanzierung des Awards beteiligen wollen, ist den Ausführungen zufolge noch ungeklärt. Bei der Auswahl der Gewinner sollen Aspekte wie die Energieeffizienz von Spielekonsolen oder deren Nachhaltigkeit nicht berücksichtigt werden, da es nur um eine Bewertung von Computerspielen an sich gehe. Allgemein würden nur Games berücksichtigt, die den Anforderungen der Jugendschutzvorschriften entsprechen und nicht gegen Bestimmungen des Strafrechts verstoßen. Es dürften zudem keine Voraussetzungen für eine Aufnahme auf den Index jugendgefährdender Medien vorliegen. Dass auch unabhängige und kleine Entwickler angemessen beachtet werden, sieht die Regierung als Aufgabe der Wirtschaftsverbände.

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(Stefan Krempl) / (jk)