Open Data zwischen Hoffen und Bangen

Auf dem dritten Berliner Open Data Day gab es einerseits Berichte über neue Datensätze und Anwendungen. Andererseits behindern Förderalismus, Lizenzfragen und unklarer Nutzen für die Verwaltung weiterhin den freien Zugang zu staatlichen Daten.

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Von
  • Christian Kirsch

Beim zum dritten Mal veranstalteten Berlin Open Data Day (BODDy) war der Andrang so groß, dass die Anmeldung vorzeitig geschlossen werden musste. Kurz vor Beginn der Veranstaltung hatte die Berliner Verwaltung ihr Open-Data-Portal umgestaltet und zahlreiche neue Datensätze eingestellt – jetzt sind es rund 250. Dazu gehören auch Verbrauchs- und Einspeisedaten des Stromnetzes. Sie waren Grundlage eines kurz vor dem BODDy durchgeführten Energy-Hack, bei dem unter anderem eine Web-App entstand, die den Stromverbrauch und die Stromerzeugung nach Berliner Stadtteilen visualisiert.

Auf dem BODDy wurden zudem Anwendungen präsentiert, die seit der vorigen Veranstaltung entstanden. Dabei ging es in erster Linie um die mittlerweile vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zur Verfügung gestellten Daten: Sie umfassen sowohl statische Informationen wie das Liniennetz und die geplanten Abfahrtzeiten als auch die per API zugänglichen Echtzeitdaten.

Mit Sona kann man freie Wohnungen finden, die in einer wählbaren Zeit etwa vom Arbeitsplatz zu erreichen sind.

Davon ausgehend entstanden beispielsweise eine Visualisierung des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin (Transitflow), eine Karte von der Abdeckung des VBB-Gebiets durch Haltestellen und VeeBiBi, das die nächstgelegenen Haltestellen samt der jeweiligen Linien zeigt. Das Programm Sona des Potsdamer Masterstudenten Henning Hollburg kombiniert Verkehrs- mit Immobiliendaten und ermöglicht so die Suche nach freien Wohnungen, die in einer wählbaren Zeit erreichbar sind.

Während im vergangenen Jahr noch Unsicherheit herrschte, was überhaupt mit frei verfügbaren Daten sinnvoll anzustellen sei, lautete diesmal die einhellige Forderung der Entwickler "Gebt uns Daten!". Das gestaltet sich jedoch nicht immer einfach: Schon in Berliner Bezirken mangelt es häufig an Interesse oder Ressourcen für das Bereitstellen von Informationen. Schlimmer sieht es auf Bundesebene aus: Bund, Länder und Gemeinden haben jeweils eigene Bestände, eigene Interessen, eigene Besitzstände und eigene Datenformate.

So zeigt das Anfang 2013 in den Pilotbetrieb gegangene bundesweite Portal GovData.de zurzeit einen bunten Flickenteppich. Er besteht unter anderem aus Lärmdaten aus Rheinland-Pfalz, Ampeln in Wennigsen sowie jahreweise Abfallmengen in Kreisen und kreisfreien Städten. "Wir stehen vor einem großen Kulturwandel und müssen manche Verwaltungsbehörden in kleinen Schritten mitnehmen", beschrieb Dr. Uta Dauke vom Bundesinnenministerium die Herausforderung. So gilt es denn schon als Erfolg, dass für die Nutzung der Live-Daten des VBB nur noch ein achtseitiges Dokument zu unterzeichnen ist – früher war es doppelt so lang. (ck)