US-Drohnen töten auf Verdacht

Die Mehrzahl aller Drohnenangriffe, die die USA in Pakistan durchführen, richten sich nicht gegen namentlich bekannte Terroristenführer. Meistens werden Menschen getötet, deren Verhalten nach Meinung der Militärs verdächtig ist.

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Von
  • Jens Lubbadeh

Die Mehrzahl aller Drohnenangriffe, die von den USA in Pakistan durchgeführt werden, richtet sich nicht gegen namentlich bekannte Terroristenführer. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 07/2013 (hier bestellbar).

Die Ziele von US-Drohnenangriffen sind zunehmend Milizionäre in unteren Rängen und keine Terroristenführer. Sie werden getötet, obwohl ihre Identität – Name, Rang und der Umfang ihrer Beziehung zur Terroristenorganisation Al Kaida – unbekannt ist. Das haben gut unterrichtete Quellen gegenüber der US-Ausgabe von Technology Review bestätigt. In Pakistan soll "die große Mehrheit" aller Drohnenangriffe sogenannte Signaturschläge sein – und zwar von Beginn der Operationen bis heute.

Das bedeutet, der Offizier, der den Angriff freigibt, kennt die Identität der Ziele nicht. Aber in deren Verhalten – aufgezeichnet von Drohnenkameras, Satelliten, Mobilfunkfallen, Agenten vor Ort oder anderen "Quellen und Methoden" der Geheimdienste – sieht er starke Hinweise darauf, dass es Mitglieder einer Organisation sind, die als natürliches Ziel eines Drohneneinsatzes gelten. Sie könnten beispielsweise ein Gebäude, das als terroristischer Aufenthalt bekannt ist, betreten oder verlassen. Mit anderen Worten, ihr Verhalten trägt die "Signatur" eines legitimen Angriffsziels.

Es scheint keine formale Liste von Kriterien zu geben, die ein Terrorverdächtiger erfüllen muss, bevor er zum Ziel werden kann. Die Praxis hat sich offenbar nach und nach im Irak und in Afghanistan entwickelt: Ein Offizier sieht einen Scharfschützen auf einem Dach oder jemanden, der einen improvisierten Sprengsatz an der Straße ablegt, oder bewaffnete Männer beim Verlassen einer bekannten Bombenfabrik. Fast immer handelt es sich dabei um Kombattanten. Er braucht ihre Namen nicht zu kennen.

Außerhalb eines Kriegsgebiets hätten Signatur-Angriffe jedoch erhebliche politische Sprengkraft. Denn eigentlich sind sie sowohl durch US-amerikanisches als auch durch internationales Recht verboten. Weder die Bush- noch die Obama-Regierung hat jemals die Existenz solcher Signatur-Angriffe bestätigt. Wie alle CIA-Drohnenschläge sind sie streng vertraulich.

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