Google eröffnet in Konkurrenz zu Wikipedia die Wissensplattform Knol

Googles Knol setzt auf den einzelnen Autor und darauf, mit Werbung auch Geld für das Schreiben von Artikeln erzielen zu können.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Bereits im vorigen Jahr hat Google seine Alternative zur Online-Enzyklopädie Wikipedia und zum Konkurrenzprodukt Citizendium vorgestellt. Heute hat der Internetdienstleister die Betaversion von Knol – Kurzform von Knowledge – freigeschaltet. Im Gegensatz zur "Weisheit der Massen", auf die Wikipedia setzt, sollen in Knol primär einzelne Autoren oder kleine Gruppen von kooperierenden Autoren mit ihrem Realnamen hochwertige Beiträge Googles Anti-Wikipedia schreiben.

Im für Google typischen Understatement wurde der Start des neuen Projekts per Blogposting verkündet. "Ein enorme Menge an Informationen ruht in den Köpfen der Menschen. Millionen von Menschen wissen nützliche Dinge und Milliarden könnten von eben diesen Dingen profitieren", schreiben die Google-Produktmanager Cedric Dupont und Michael McNally. Herstellung und Verbreitung von Informationen seien noch verbesserbar. Nicht alles werde geschrieben und nicht alles sei so organisiert, dass es auch gut gefunden werden kann.

Google erhofft sich durch das Herausstellen der Autoren eine höhere Qualität zu erzielen und auch Experten anzulocken, die nicht wollen, dass ihre Texte von anderen verändert und ergänzt werden. Die als Beispiele bereits publizierten Beiträge setzen hohe Ansprüche, die wohl kaum von vielen eingehalten werden können und wahrscheinlich auch viele abschrecken, die nicht gleich ein umfassendes, ziemlich arbeitsintensives Endprodukt schreiben können und wollen. So erfährt man in einem Artikel eines Handwerker-Journals, wie man eine Toiletten-Verstopfung beseitigt, Mediziner geben Auskunft über Diabetes oder zur Menopause.

Auch Knol versucht, trotz der Ausrichtung auf den erkennbaren Einzelnen die Zusammenarbeit von Autoren fördern. Zwar ist es bei Knol möglich, ähnlich wie in einem Wiki an einem Artikel zu arbeiten, der Standard-Modus ist jedoch die "Moderated collaboration": Hier können zwar alle registrierten Nutzer Vorschläge zur Änderung eines Artikels machen, sie müssen aber von dem Haupt-Autoren eines Artikels freigeschaltet werden. Es ist auch möglich, jegliche Kollaboration zu verweigern. In dem Fall können Knol-Leser lediglich Kommentare unterhalb des Artikels hinterlassen.

Das Interface erinnert in vielen Aspekten an die Wikipedia: So können angemeldete Nutzer über einen "Edit"-Reiter Artikel verändern, auch die Revisionshistorie erinnert an die freie Enzyklopädie. Kurz nach dem Start ist Knol – natürlich im Beta-Status – überlastet. Zwar ist es möglich, alle Seiten aufzurufen, das Editier-Fenster öffnet sich jedoch nicht. Nur mit einem Import-Tool können bisher simple Texte importiert werden.

Ebenfalls voreingestellt ist die Nutzung freier Lizenzen. Die Knol-Autoren können zwischen zwei Creative Commons-Lizenzen wählen oder eine restriktive Copyright-Lizenz wählen, die jegliche Weiternutzung der Inhalte verbietet. Google bietet an, die Autoren an den Adsense-Einnahmen von Knol zu beteiligen.

Um die Mitarbeit schmackhaft zu machen, setzt Google nicht nur auf den Wunsch von Autoren nach Selbstdarstellung, sondern auch auf die Möglichkeit, mit dem Schreiben zumindest ein wenig Geld zu verdienen. Die Knol-Autoren können Werbung von Google AdSense einbauen. Die Anzeigen sind mit dem Inhalt der Artikel abgestimmt, jedes Mal, wenn ein Leser auf den Anzeigenlink klickt, erhält der Autor Geld. Zudem verspricht Google, dass die Artikel in der Suchmaschine "angemessen" präsentiert werden. Wer bei Knol mitschreiben will, muss allerdings erst einmal einen Google-Account eröffnen. (Torsten Kleinz) / (fr)