US-Militär besorgt über Zunahme der Cyber-Attacken

General Kevin Chilton, seit Oktober Kommandeur des Strategic Command, sieht hinter der Zunahme von Attacken auf das Netz des US-Verteidigungsministeriums chinesische Hacker und befürchtet, auch Al Qaida könne beteiligt sein.

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Das US-Verteidigungsministerium sieht sich wachsenden Angriffen aus dem Cyberspace ausgesetzt. Dabei gehe ein großer Teil der Versuche, in das Pentagon-Netz einzudringen, auf das Konto chinesischer Hacker, berichtet das Wall Street Journal. Es zitiert General Kevin Chilton, seit Oktober Kommandeur des Strategic Command. Chilton hat zwar vor Kurzem offizielle Anschuldigungen gegen China wegen der Attacken auf Mailserver des Pentagon vom Juni 2007 fallen gelassen, betont aber nun, es gebe deutlich Hinweise, nach denen hinter potenziellen Eindringlingen China stecke.

Laut einem Bericht der Financial Times brachte Chilton auch Al Qaida ins Spiel. Das Pentagon-Netz verzeichne jeden Tag mehr als eine Million Zugriffe von außen, von denen höchstwahrscheinlich viele von Personen stammen, die aus reiner Neugierde zu Besuch kämen. Auch ein gelangweilter 16-Jähriger könne Schaden verursachen, sagte Chilton demnach, doch das sei nicht wirklich Besorgnis erregend. Sorgen verursachten Überlegungen, hinter Attacken könnten Organisationen wie Al Qaida oder andere Staaten stehen. Das US-Ministerium für Innere Sicherheit, das für die Sicherheit der US-Netzwerke verantwortlich ist, sucht diese Woche unter Beteiligung von Vertretern aus Australien, Kanada, Großbritannien, Neuseeland sowie von Privatunternehmen verstärkt nach Sicherheitslücken.

Die Folgen der Attacken vom vergangenen Jahr sind derzeit offiziell nicht absehbar; auch ist nicht klar, wer das Netz kompromittiert haben könnte. Kürzlich wurde erst bekannt, dass eine große Menge Daten entwendet worden ist. Die Eindringlinge könnten durch Spoofing in Besitz von Zugangsdaten für Teile des Netzwerks des Verteidigungsministerium gekommen sein. Chilton verwies nun noch einmal auf Hinweise, die seinem Ministerium vorliegen, laut denen China eine "elektronische Dominanz" anstrebe.

Zudem lägen neue Berichte vor, dass die chinesische Volksbefreiungsarmee ihre Militärkraft von Land, Luft und See auf den Cyberspace ausdehnen wolle. Das chinesische Militär habe Abteilungen für einen "Information-Warfare" eingerichtet, in denen Viren entwickelt würden, die auf gegnerische Netzwerke losgeschickt werden sollen. Auch arbeiteten die Chinesen an verbessertem Schutz der eigenen IT-Infrastruktur und von Netzwerken befreundeter Länder. Die chinesische Regierung hat die Darstellung bereits als "Resultate verzerrter Wahrnehmung" von sich gewiesen. Die USA verhielten sich in dieser Beziehung wie im Kalten Krieg. (anw)