Push it

Viele Handys sind mit durchaus praktischen E-Mail-Clients ausgestattet. Und per Push-Dienst kommen die Nachrichten sogar ohne Aufforderung in die Handy-Mailbox.

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Mailen auf dem Handy - das halten viele für komplizierte Frickelei, von der man in der U-Bahn oder in der Kaffeepause lieber die Finger lässt. Dabei sind viele Geräte - insbesondere Smartphones - mit durchaus praktischen Clients ausgestattet. Und per Push-Dienst kommen die Nachrichten sogar ohne Aufforderung in die Handy-Mailbox.

E-Mail ist für Netznutzer das Alltagsmedium geworden, etwa um Verabredungen zu treffen, Infos auszutauschen oder Geschäfte abzuschließen. Das Erfordernis, ständig per Mail erreichbar zu sein, steigt - insbesondere im Business-Umfeld. Was liegt da näher, als das ohnehin ständig mitgeführte Handy auch zum Internet-Nachrichtenaustausch zu nutzen?

Erstaunlich also, dass die mobile E-Mail-Nutzung nach wie vor ein Nischendasein fristet. Es klaffe eine große Lücke zwischen Verfügbarkeit und Nutzung mobiler Datenkommunikation, stellte etwa jüngst das Marktforschungsinstitut TNS Infratest in einer Studie fest. Nur 14 Prozent der deutschen Smartphone-Besitzer rufen demnach derzeit E-Mails tatsächlich mit dem Handy ab.

Zwar wäre es für viele sehr praktisch, Mails auch in der Bahn oder dem Bistro lesen und bearbeiten zu können. Doch in den Köpfen der Nutzer hat sich festgesetzt, dass Handy-Clients schwer einzurichten, kompliziert zu nutzen und ohnehin wenig leistungsfähig sind.

Dass die Handy-Hersteller inzwischen viele Mankos ausräumen konnten, erfahren die Nutzer erst allmählich. Wer einmal eine schlechte Erfahrung gemacht hat, wird sich nur schwer überreden lassen, es wieder zu versuchen. Hinzu kommt, dass die Marketing-Abteilungen der Mobilfunkanbieter nicht gerade heftig die Werbetrommel für mobile E-Mail rühren - kein Wunder, würde das doch am Milliardengeschäft mit dem SMS-Dienst kratzen.

Mobilpraxis

Wir wollten wissen, wie bequem und praktikabel die mobile Mailerei zurzeit ist. Für den Test besorgten wir uns eine möglichst breite Palette aktuell verfügbarer Mobiltelefone. Ein Low-Budget-Handy ist ebenso vertreten wie echte Smartphones. Bedingung für die Aufnahme ins Testfeld war, dass der Client mit POP3 und IMAP4 beide gängige Abrufprotokolle spricht. Besonderes Augenmerk legten wir auf die technisch anspruchsvollere Implementierung von IMAP.

Prinzipiell ist IMAP wie gemacht für die mobile Nutzung. Anders als bei POP verbleiben hier die Nachrichten samt Anhängen auf dem Server, der Client holt sich lediglich eine Kopie ab. Bei der Synchronisation mit dem Postfach zieht er sich zunächst nur die Betreffzeilen - das spart Übertragungsvolumen und Zeit. IMAP bietet überdies die Möglichkeit, Ordnerstrukturen zu synchronisieren und Mails auf dem Server zu suchen oder zu verschieben - sofern dies der Client unterstützt.

Von Handy-Mail-Programmen kann man nicht erwarten, dass sie mit der Funktionsvielfalt ihrer Desktop-Kollegen mithalten - das sollen sie auch gar nicht. Vielmehr geht es darum, essenzielle Features leicht und schnell zugänglich zu machen. Flache Menüstrukturen sind Pflicht. So sollte es beispielsweise möglich sein, im Posteingang mit einem Tastendruck zwischen den Mails zu springen, ohne in die Ordneransicht wechseln zu müssen. Wer sich erst durch drei Untermenüs tasten muss, bevor er die ungelesene Nachricht findet, verliert schnell die Geduld.

Push statt Poll

Ideal ist es, wenn das Handy wie bei SMS von sich aus den Nutzer informiert, falls neue Mail eingeht. Zwar kann es regelmäßig den Account checken und die Mail pollen, das kostet aber Traffic und kommt dennoch nicht an eine Echtzeit-Information heran. Besser, der Mail-Server meldet sich beim Handy, wenn er Nachrichten zur Abholung in die Inbox fallen lässt. Diese Push-Methode erfordert allerdings eine ständige Verbindung zum Client. Sie verursacht weniger Traffic, verbietet sich aber selbstredend für nach Zeit abgerechnete Datentarife.

Derzeit gibt es drei Varianten von Push-Services am Markt [1]: Exchange-Push, IMAP idle und BlackBerry. Microsofts Exchange-Push mit Activesync erfordert ein Exchange-Postfach als Gegenstelle. In Unternehmen kommt es wie BlackBerry oft zum Einsatz, bei Privatkunden weniger. Neuerdings bieten Unternehmen wie Cortado kostenlos Accounts mit Exchange-Push als Einstiegsprodukt an, um diesen Push-Dienst schmackhaft zu machen.

Wenn Smartphone-Hersteller von "Push-fähigen" Geräten sprechen, meinen sie in aller Regel, dass der installierte Mail-Client die "idle"-Erweiterung des IMAP-Protokolls beherrscht. Das Handy kann die Verbindung mit dem Mail-Server aufrechterhalten, indem es in Abständen von wenigen Minuten ein Keep-Alive-Signal schickt. Der IMAP-Server informiert bei geöffneter Verbindung stets sofort über neue Mails. Das Gute: Der Datenverkehr für die Aufrechterhaltung der Verbindung ist vernachlässigbar.

Wenig bekannt ist, dass viele E-Mail-Anbieter IMAP idle längst implementiert haben und damit de facto einen echten Push-Service bieten. Webhoster wie 1&1, Host Europe und Domainfactory gehören genauso dazu wie E-Mail-Services, etwa die von GMX, Yahoo oder Google.

Einen Sonderfall bei den "Mail-Drückern" stellt der überaus erfolgreiche Service BlackBerry von RIM dar. BlackBerry realisiert Push-Mail über ein eigenes Protokoll. Die Mails laufen bei Servern des Unternehmens ein und werden vor der Übertragung aufs Handy aufbereitet. So entfernt BlackBerry HTML-Code und dampft Anhänge ein, damit sie schneller aufs Handy kommen.

Alternativen

Einige Mail-Service-Betreiber wie Google oder Yahoo bieten eigene Clients fĂĽrs mobile Mailen an. Da diese - meist als Java-Applet daherkommenden - Programme auf den jeweiligen Dienst zugeschnitten sind, haben wir sie hier nicht berĂĽcksichtigt. Einen Blick lohnen sie aber allemal, da sie meist leichter zu bedienen sind als die Universal-Clients der Handy-Betriebssysteme.

Einen neuartigen Dienst bietet der schwedische Anbieter Momail, der jüngst auch in Deutschland an den Start ging: Mail-Postfächer sind dort kostenlos zu haben und bieten den Zugriff sowohl übers Web als auch übers Handy. Der Anbieter hat für den mobilen Zugriff einen eigenen kleinen Client entwickelt, der für 1100 verschiedene Telefonmodelle individualisiert sein soll. Die Installation erfolgt über einen SMS-Konfigurationsdienst.

Sofern der auf dem Handy bereits vorhandene Client Push-Mail via IMAP unterstützt, kann auch der Momail-Service den Eingang neuer Nachrichten signalisieren. Bevor der Anbieter eingehende Mails ans Handy weiterleitet, optimiert er sie ähnlich wie BlackBerry zur Ansicht im jeweiligen Gerät. Momail dient außerdem als Sammeldienst für andere Mail-Accounts. Wer also beispielsweise einen Mail-Dienst nutzt, der kein E-Mail-Push unterstützt, kann dort eine Weiterleitung an Momail einrichten und eingehende Nachrichten so indirekt aufs Handy leiten.

iPhone

Das E-Mail-Programm auf Apples iPhone passt sich perfekt in die Oberfläche des Edel-Smartphones ein. In kürzester Zeit ist ein Account eingerichtet, alles funktioniert ohne Frickelei. Die Darstellung eingegangener Mail profitiert vom großen Display: Auf Wunsch holt der Client nicht nur die Kopfzeilen neuer Nachrichten beim Server ab, sondern gleich noch einen Textanriss. So gewährt das iPhone einen schnellen Überblick im Posteingang.

Anhänge öffnet der Nutzer per Tastendruck, die Darstellung ist vorbildlich. Allerdings lassen sie sich dem Gerätekonzept geschuldet nicht abspeichern und weiterverwenden. Wer also etwa den empfangenen MP3-Soundclip als Klingelton verwenden will, schaut in die Röhre. Die Darstellung von HTML-formatierten Nachrichten klappt hervorragend. Es gibt aber keine Möglichkeit, sie abzustellen. Auch externe Bilder aus dem Web lädt der Client ungefragt nach. Eine Möglichkeit, Datenschnüfflern Einhalt zu gebieten, fehlt - ein unschönes Sicherheitsmanko.

Für einen Mobil-Client eher ungewöhnlich, kann das iPhone komplette Ordner-Strukturen von IMAP-Accounts darstellen. Schade nur, dass es die Option versagt, Ordner-Bäume einzuklappen. Durch Accounts mit vielen Ordnern zu navigieren wird deshalb schnell zum Geduldsspiel.

E-Mail-Push ist für das iPhone leider noch ein Fremdwort. Doch offenbar hat Apple erkannt, was man der Business-Kundschaft schuldet: Anfang März kündigte der Hersteller an, mit dem nächsten Firmware-Update eine Anbindung an Exchange-Server inklusive Push implementieren zu wollen.

BlackBerry

Die Einrichtung eines Accounts auf unserem BlackBerry Pearl 8110 von Vodafone war schnell erledigt. Die zugewiesene Mail-Adresse des Services fanden wir etwas sperrig (Nutzer@mobileemail.vodafone.de). Problemlos war es möglich, fremde Mail-Konten in den Service zu integrieren. BlackBerry fragt diese dann ab und pusht auch dort eingehende Mails aufs Handy.

BlackBerry ist der Platzhirsch bei den Pushmail-Diensten, und das hat seinen Grund. Kein anderer Service ging im Test derart effizient mit Mails um. Das beginnt bereits auf der Serverseite. Anhänge etwa werden nur in einer groben Vorschau präsentiert. Ein PDF ist so erst einmal nicht lesbar, erst nach Klicks auf "Verbessern" lädt der Client in Stufen höher aufgelöste Darstellungen nach. Diese Reduzierung passt nicht jedermann, deshalb wird RIM ab der Geräte-Firmware 4.5 (vormals 4.3.1 genannt) beispielsweise auch HTML-Mails anzeigen und Anhänge mit Documents to Go bearbeiten.

In keinem anderen Gerät kann man so schnell durch einen Berg von Mails blättern. Die BlackBerry Pearls empfehlen sich allerdings eher für Nutzer, die Mails nur lesen, aber selten beantworten, weil im Unterschied zur sonst üblichen QWERZ-Tastatur jede Taste mit zwei Buchstaben belegt ist. Die Eingabehilfe funktioniert in der Verbindung mit der englischen Sprache recht gut. Im Deutschen liegt SureType zu häufig daneben. Wichtig ist, dass man das richtige Wörterbuch hinterlegt hat. Die Schnellumschaltung ist einfach: Man drücke die erste und die letzte Taste der untersten Reihe gleichzeitig.

Sidekick

Das aktuelle Sidekick II Slider wird von T-Mobile ähnlich wie die BlackBerrys mit Mail-Service ausgeliefert. Es ist zwar möglich, bis zu drei fremde E-Mail-Konten zu integrieren, aber die volle Unterstützung gibt es konzeptbedingt nur für den Account von T-Mobile: Das mobile Gerät ist de facto die Verlängerung eines Web-Mail-Accounts. Ändert der Nutzer via Web-Frontend Geräteeinstellungen, liest er Mail oder pflegt den Kalender, pusht der Service das praktischerweise sofort aufs Gerät.

Das Sidekick gefiel auf Anhieb als brauchbare Mail-Maschine für unterwegs. Dies liegt auch an der guten Tastatur mit ordentlichem Druckpunkt. Damit lassen sich längere Texte schnell verfassen. Die quietschbunte Oberfläche des Danger-Betriebssystems ist sicherlich nicht jedermanns Sache und wohl der anvisierten Consumer-Zielgruppe geschuldet. Per Mini-Trackball lässt sich aber vorbildlich schnell navigieren. Hier zeigt sich, dass nur ein gutes Zusammenspiel zwischen Hard- und Software mobile E-Mail mit Spaßfaktor bringen kann.

Der Mail-Client ist aufs Wesentliche reduziert. Er stellt beispielsweise keine HTML-Formatierungen dar. Ärgerlich und angesichts von Daten-Flatrates nicht mehr zeitgemäß ist die Attachment-Größenbegrenzung auf magere 100 KByte. So war es uns nicht möglich, einen 150-KByte-großen MP3-Soundclip aufs Sidekick zu pushen.

Symbian Series 60

Der Mail-Client im Series-60-Betriebssystem macht die Smartphones von Nokia zu vollwertigen mobilen Mailern. Er beherrscht POP ohne Tadel und gewährt vollen Zugriff auf IMAP-Konten. So ist es etwa möglich, nur einzelne Ordner des Postfachs zu abonnieren. Auch IMAP idle funktionierte, sodass der Client in Verbindung mit Test-Accounts bei GMX oder Google zur Push-Verlängerung wurde. Allerdings muss der Nutzer darauf achten, dass er das Mail-Programm nicht schließt, sondern nur in den Hintergrund schiebt, ansonsten beendet es die Verbindung zum Server.

Die effiziente Handhabung von E-Mails wird häufig durch unscheinbare Details erschwert. Der Mail-Client in Symbian kann nicht von Nachricht zu Nachricht springen, ohne zwischendurch den aktuellen Ordner anzuzeigen; das bremst so gewaltig, dass erst die vergleichsweise schnellen Modelle E51 und E90 in akzeptabler Zeit zur nächsten Nachricht springen. Beim getesteten E61i vergehen lange Sekunden, bevor die nächste Mail erscheint.

Ogo

1&1 und GMX bringen das Ogo quasi als Volks-BlackBerry unter die Leute. Zur CeBIT kündigten die Provider an, dass sie noch im ersten Halbjahr 2008 das Nachfolgemodell Ogo II anbieten wollen. Das ist auch bitter nötig, erweist sich das zurzeit angebotene Gerät samt Betriebssystem hinsichtlich seiner Mail-Funktionen als nicht mehr zeitgemäß. So spricht das Ogo zwar IMAP, nutzt aber kaum ein Feature des Protokolls. Absurderweise kann es zwar Mails in IMAP-Ordner auf dem Server verschieben, ist aber nicht in der Lage, diese Ordner zur mobilen Ansicht herunterzuladen.

Ohnehin empfiehlt es sich nicht, auf größere Mail-Bestände zuzugreifen, wenn man es unterwegs eilig hat. Die lahme GPRS-Verbindung verhindert zuverlässig flottes Stöbern, der Download von Anhängen wird zur Qual, wenn sie denn überhaupt dargestellt werden können: Einen PDF-Viewer oder Audioplayer sucht man auf der unübersichtlichen Oberfläche vergeblich. Ein Pluspunkt: Push-E-Mail funktionierte in Verbindung mit dem GMX-Account reibungslos.

Samsung SGH-E250

Samsungs Marketing verkauft das kleine, günstige Slider-Handy als mobilen Alleskönner. Wehe dem, der sich darauf verlässt: Der E-Mail-Client ist zwar vorhanden, aber schlicht unbrauchbar. Auf dem Minidisplay geht bereits die Übersicht verloren, wenn zwei Mails im Posteingang liegen - zumal Samsung die grobe Auflösung und den damit einhergehenden Platzmangel mit Laufbändern kompensieren will - allerorten laufen Texte durchs Bild und überlagern sich.

Die IMAP-Implementierung ist lediglich in der Lage, Mails aus dem Posteingangsordner abzuholen. HTML-Mails zeigt das Handy nicht an. Das wäre nicht weiter schlimm, könnte es wenigstens Sonderzeichenkodierungen verstehen. Diese belässt es aber als störenden Müll im Fließtext. Kryptische Fehlermeldungen komplettieren den schlechten Eindruck. Der Versuch, einen 150-KByte-großen MP3-Anhang nachzuladen, quittierte das SGH-E250 mit der Meldung "Max. Dateianzahl überschritten Max.: 100KB". Eine Push-Unterstützung ist nicht vorhanden, darf allerdings bei Budget-Handys auch nicht erwartet werden.

Samsung Qbowl

Trotz guter Tastatur hinterließ der Mail-Praxistest mit Samsungs Touchscreen-Smartphone Qbowl einen gemischten Eindruck. Insgesamt reagiert das Gerät träge auf Nutzeraktionen, die Oberfläche sorgt anders als beim iPhone nicht für ein intuitives Zusammenspiel mit dem Touchscreen. Was bei der Rufnummerneingabe sicher nicht sonderlich ins Gewicht fällt, aber beispielsweise beim Navigieren durch Mail-Ordner nervt.

Eigene Mail-Ordner lassen sich zwar auf dem Gerät anlegen, IMAP-Serverordner kann es aber nicht abholen. Erkennt der Client eine HTML-formatierte Mail, startet er direkt den Web-Browser, eine eigene Rendering-Engine ist nicht vorhanden. Als unnötig kompliziert erwies sich das Handling von Anhängen: Zunächst muss der Mail-Body komplett vorhanden sein, dann zeigt der Client ein weiteres Icon, mit dem sich auch das Attachment nachladen lässt. Ist dieses vorhanden, muss der Nutzer nochmals auf "Ansehen" klicken. Push via IMAP funktionierte zwar, aber die Mail-Benachrichtigungen kamen unerklärlicherweise im Schnitt zehn Minuten verzögert beim Handy an.

Sony Ericsson W910

Alles so schön bunt hier! Der Mail-Client in Sony-Ericssons Smartphone W910 passt sich in die gefällige, aber etwas schrille Oberfläche ein - nicht jedermanns Sache, insbesondere, da es sich laut Sony um ein Gerät für Geschäftsleute handelt. Im Praxistest erwies sich das Mail-Programm als nützliche und flotte Mobilverlängerung für POP- und IMAP-Accounts. Bei der Verwaltung mehrerer Postfächer zeigte es sich sehr flexibel und fungierte wahlweise entweder als Sammler aller Accounts oder individueller Verwalter.

Ein Manko: Wie das Budget-Handy von Samsung kann der Client nicht mit HTML-Sonderzeichencodes wie ä fĂĽr "ä" umgehen und stellt diese als Quellcode dar, was den Lesefluss gehörig stört. E-Mail-Push beherrscht der Client sowohl fĂĽr IMAP- als auch fĂĽr Exchange-Postfächer. Sehr praktisch: Der Nutzer darf eine weiĂźe Liste mit Absendern einrichten, ĂĽber deren neue Nachrichten er dann per Push-Service direkt informiert wird.

Windows Mobile 6

Die Mail-Fähigkeiten von Microsofts aktuellem Mobil-Betriebssystem Windows Mobile 6 testeten wir auf einem Touch Dual von HTC. Das integrierte Outlook erwies sich als vergleichsweise leistungsfähiger, aber kompliziert zu bedienender Client. Alleine die Ersteinrichtung eines IMAP-Accounts wird zum Geduldsspiel, insbesondere, wenn man sich auf die Buchstabeneingabe auf dem Touchpad via Stift einlässt.

Ein Beispiel für die wenig intuitive Benutzerführung: Klappt bei der Server-Eingabe die virtuelle Tastatur auf, verdeckt sie die darunterliegende POP/IMAP-Auswahl. Per Voreinstellung legt Outlook ein POP-Postfach an, was der Nutzer erst nach Abschluss der Konfiguration mitbekommt und dann nicht mehr ändern kann. Da hilft es nur, das Konto zu löschen und sich erneut durch das Setup zu quälen.

Naturgemäß beherrscht das mobile Outlook Exchange-Push, nicht aber IMAP idle. Seine Stärken spielt der Client aber nicht nur in Verbindung mit Exchange-Servern, sondern auch mit IMAP-Gegenstellen aus. Er kann Ordnerstrukturen darstellen und gestattet praktischerweise sogar pro IMAP-Ordner individuelle Download-Optionen. So lassen sich weniger wichtige Folder, in die etwa Server-seitig nur Newsletter sortiert werden, vom Empfang ausschließen.

Während viele Clients HTML gar nicht beherrschen, formatiert Outlook sogar ausgehende Mails standardmäßig damit und erhöht somit unnötig das Übertragungsvolumen. Mit Dateianhängen hat der Client keinerlei Probleme, die Darstellung klappt einwandfrei.

Fazit

In der mobilen Alltagspraxis hilft der leistungsfähigste Mail-Cient nichts, wenn er kompliziert zu bedienen ist oder träge reagiert. Wer unterwegs nach Mail schaut, möchte eine schnelle Navigation durch den Posteingang und eine saubere, schnörkellose Darstellung. Dieses Grundbedürfnis entscheidet darüber, ob Mail unterwegs gelesen wird oder nicht. Nach wie vor tragen nicht alle Hersteller dem Rechnung.

Der Erfolg des BlackBerry rührt genau daher, dass RIM in diese Lücke gestoßen ist. Und Apple führt eindrucksvoll vor, dass es richtig Spaß machen kann, fern vom PC Mails zu lesen und zu bearbeiten. Der iPhone-Client kann nicht viel, aber genau das, was man sich unterwegs wünscht. Die Bedienung erfolgt intuitiv, eine nervige Einarbeitung entfällt völlig.

Was passiert, wenn man dem Nutzer zu viel bieten will, zeigt Nokias Series 60: Auf Kosten der Übersichtlichkeit hat man dem Betriebssystem einen Vielkönner spendiert, der aber zunächst mehr Verwirrung stiftet als Nutzen bringt. Erst wenn man sich länger damit beschäftigt, erschließt sich das Potenzial. Schwächen in der Bedienung und hohe Anforderungen an die Hardware aber bleiben.

Insgesamt führt die intensive Beschäftigung mit den Plattformen und Mail-Clients zu dem Hinweis, dass jeder, der öfter mit dem Handy mailen will, vor dem Gerätekauf "erfühlen" sollte, wie er mit dem Client klar kommt. Dem einen mag beispielsweise die iPhone-Oberfläche zu verspielt erscheinen, der andere schätzt sie genau deshalb.

Zu guter Letzt ein Tipp zur Provider-Auswahl: Beim mobilen Einsatz ist es unbedingt nötig, dass der Mail-Service-Anbieter einen zuverlässig arbeitenden Spam-Filter einsetzt, denn automatische Spam-Filterung klappt auf dem Handy wegen der wenig leistungsfähigen Hardware nicht. Wer unterwegs Mail liest, möchte sich aber nicht noch von Werbemüll nerven lassen. Bei Volumentarifen kostet Spam im Postfach noch dazu bares Geld. (hob)

Literatur
[1] Volker Weber, Mobil informiert, Mobile Mail mit Handy oder Smartphone, www.heise.de/mobil/artikel/92484


Am DrĂĽcker
BlackBerry Mail, Exchange ActiveSync, IMAP Idle - das klingt unterschiedlich, verspricht aber das Gleiche: eingehende E-Mail wird sofort zugestellt. In der Praxis bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. Wir haben seit zwei Jahren eine ganze Reihe von Smartphones mit Push-Mail im Einsatz, von den BlackBerrys der 6000er-, 7000er- und 8000-Serie ĂĽber Symbian-Smartphones mit IMAP- und Exchange-Anbindung bis zu Windows Mobile 5 und 6. Als Server dienten dabei ein eigener Cyrus-IMAP-Server, Google Mail sowie ein von 1&1 gehosteter Exchange-Server.

Während die Mail-Auslieferung bei den BlackBerrys zuverlässig sofort funktioniert, gibt es bei IMAP Idle und in geringerem Umfang auch bei Exchange ActiveSync immer wieder Probleme. Der Symbian-Client geht in den Idle-Modus, wenn man die Verbindung zum Server aufbaut. Verliert der Client diese Verbindung, baut er sie nicht zuverlässig neu auf. Deshalb tritt häufig die Situation auf, dass Mails auf dem Server vorliegen, das Telefon jedoch nichts davon weiß. Auch das von Nokia kostenlos gelieferte Mail for Exchange verliert mitunter die Verbindung zum Exchange-Server und zeigt dann als Verbindungszustand Idle statt Connected an. In diesem Zustand werden weder ein- noch ausgehende Mails übertragen, da Exchange keinen Synchronisierungsvorgang anstoßen kann. Ein Neustart des Telefons löst diese Verstopfung. Dieser recht häufig auftretende Fehler scheint erst in der Version 2.3 von Mail for Exchange behoben.

In der Praxis ließen alle von uns eingesetzten mobilen Exchange-Clients die Möglichkeit vermissen, eine ganze Anzahl von Mails auf einen Rutsch als gelesen zu markieren. Das gilt für alle Versionen von Exchange ActiveSync auf Windows Mobile und Symbian. Zum Vergleich: Auf einem BlackBerry markiert man entweder die fraglichen Mails oder eine Datumsanzeige und kann dann entweder die Mails oder alle älteren Nachrichten als gelesen markieren. Bei Exchange ActiveSync hilft nur ein Durchlesen aller Nachrichten, um den Zähler zurückzusetzen. BlackBerrys erlauben außerdem, Mails ab einem bestimmten Datum zu löschen, ohne sie zugleich vom Mail-Server zu entfernen.

Betreibt man mehrere Mobiltelefone gleichzeitig, dann kann man das Rennen der Systeme bestens beobachten. In der Regel gewinnt der BlackBerry mit Google Mail den Ehrenplatz für die schnellste Auslieferung. Nokias E90 mit ActiveSync belegt den zweiten Platz. Das E61i mit IMAP bildet das Schlusslicht. Ab und an aber leidet der Exchange Server an erwähnter Verstopfung und liefert die Nachrichten um Stunden verspätet aus. Dies ist jedoch nicht der Verbindung zwischen Server und Telefon geschuldet.

Große Unterschiede gibt es in der Praxis auch bei Datenübertragungsvolumen und Batterielaufzeit. Die BlackBerrys verbrauchen pro Monat zirka 5 MByte, die ActiveSync-Geräte dagegen knapp 100 MByte, jeweils beim gleichen Mail-Aufkommen. Apples iPhone liegt noch näher beim BlackBerry als bei ActiveSync. Das liegt vor allem daran, dass es automatisch die ihm bekannt gemachten WLANs in der Umgebung benutzt, während man bei ActiveSync den Accesspoint, in der Regel also den des Mobilfunkbetreibers, festlegen muss.

Mit dem E61i hatte Nokia zwar das Konzept sogenannter Accesspoint-Groups eingefĂĽhrt, jedoch in Mail for Exchange niemals unterstĂĽtzt. Hier konnte man WLAN- und Mobilfunk-Access-Points zu einer Gruppe zusammenfassen, sodass das Telefon stets die schnellste und gĂĽnstigste Verbindung nutzen konnte. Das iPhone macht dies vollkommen automatisch. Auch die mit WLAN ausgestatteten BlackBerry 8120 und 8820 favorisieren automatisch eine WLAN-Verbindung. (Volker Weber/hob)

Tabelle Teil 1


Mobile Mail-Clients Teil 1
GerätiPhonePearl 8110P5520Sidekick slideE61i
HerstellerAppleBlackberryhtcMotorolaNokia
PlattformOS X iPhoneproprietärWindows Mobile 6DangerSymbian Series 60
POP
nur Header laden/nicht löschen v/vv/vv/vv/vv/v
nach Download
Größenbegrenzung beim Download-vvvv
IMAP
alle Ordner/nur abonnierte anzeigenv/--/-v/--/-v/v
Ordner verschieben-----
Push-vv (Exchange Push)vv (IMAP idle, Exchange Push)
Sicherheit
HTML/Javascript abschaltbar-/--/-v/--/-v/-
Nachladen externer Bilder abschaltbar--v-v
SSL POP3/IMAP/SMTPv/v/vv/v/v-/-/-v/v/vv/v/v
PGP/S-MIME---/v--
Sonstiges
HTML-Formatierung möglich--v--
Mail weiterleiten/umleiten möglichv/-v/-v/-v/-v/-
JPG/MP3/PDFv/v/vv/v/vv/v/vv/v/vv/v/v
Headeransicht---v-
Adressbuchvvvvv
Adressvervollständigungv----
Autocheck periodischv-vvv
v vorhanden - – nicht vorhanden

Tabelle Teil 2


Mobile Mail-Clients
GerätPocket WebSGH-E250SGH-F700 QbowlW910
HerstellerOgo/1&1/GMXSamsungSamsungSony Ericsson
Plattformproprietärproprietärproprietärproprietär
POP
nur Header laden/nicht löschen -/vv/vv/vv/v
nach Download
Größenbegrenzung beim Download--vv
IMAP
alle Ordner/nur abonnierte anzeigen-/--/--/--/-
Ordner verschieben----
Pushv-- (verzögert, ca. 10 min)v (IMAP idle, Exchange Push)
Sicherheit
HTML/Javascript abschaltbar-/--/--/--/-
Nachladen externer Bilder abschaltbar----
SSL POP3/IMAP/SMTP-/-/--/-/-v/v/vv/v/v
PGP/S-MIME----/-
Sonstiges
HTML-Formatierung möglich----
Mail weiterleiten/umleiten möglichv/-v/-v/-v/-
JPG/MP3/PDFv/-/-v/-/-v/v/vv/v/v
Headeransicht----
Adressbuchvvvv
Adressvervollständigung----
Autocheck periodisch-vvv
v vorhanden - – nicht vorhanden