Briefträger-Tuning

Der Blackberry Bold 9000 vereint als erstes E-Mail-Telefon von Research in Motion UMTS mit HSDPA-Beschleunigung, GPS, WLAN, eine Kamera und einen MP3-Player in einem Gerät.

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Der kompakte, 15 Millimeter flache Blackberry Bold liegt gut in der Hand. Sein stabiles Gehäuse täuscht äußerlich eine Metallumrandung und eine lederbezogene Rückseite vor, besteht jedoch aus Kunststoff. Das exzellente, auch in der Sonne lesbare Display zeichnet mit seiner hohen Auflösung von 480 × 320 Pixel (240 dpi) sehr scharf. Dank der fein strukturierten Systemfonts hat man fast das Gefühl, man lese Gedrucktes. Die Blackberry-typische Qwertz-Knöpfchentastatur ohne Umlaute hat genug Raum, sodass sich mit zwei Daumen zügig schreiben lässt.

Tippt man den Namen des Anzurufenden ein, bietet das Gerät automatisch alle passenden Telefonnummern aus dem Adressbuch an. Zudem verfügt es über eine brauchbare sprecherunabhängige Sprachsteuerung. Per Bluetooth koppelt man Funk-Headsets an, bindet es via Handsfree- oder SIM-Access-Profil an Freisprecheinrichtungen an oder nutzt es als – mäßiges – Funkmodem für Notebooks.

Das Smartphone ist das erste Blackberry-Handy mit UMTS und dem schnellen HSDPA-Dienst, der bis zu 3,6 MBit/s brutto empfängt. Außer dem in Europa und Asien üblichen UMTS-Bereich bei 2100 MHz funkt der Bold auch in amerikanischen 1900- und 850-MHz-UMTS-Funkbändern und ist – auch dank Quadband-GSM – weltweit einsetzbar. Beim normalen E-Mail-Empfang macht sich HSDPA wenig bemerkbar, sehr wohl aber beim Nachladen umfangreicher Attachments und beim Websurfen.

Erfreulicherweise nutzt das Gerät bekannte WLANs mit 802.11a/b/g automatisch. Das gilt sowohl für normale Internet-Verbindungen als auch für die speziellen Verbindungen zu Blackberry Internet Service und Blackberry Enterprise Service. Bei normaler Nutzung mit WLAN zeichnet sich der Bold durch gutes Energiemanagement aus und hält mehrere Tage durch. Nur intensives Testen ließ ihn bereits am Abend nach dem Ladegerät rufen. Wie üblich lädt auch dieser Blackberry über den USB-Port eines PC.

Seit der Firmware 4.5 liefert RIM endlich auch einen Browser, der viele Webseiten ordentlich anzeigt. Er erreicht zwar nicht die Darstellungsqualität des Apple iPhone, ist aber weit besser als alles, was man von Blackberrys bislang gewohnt war. Der Browser hat etwa einen Mauszeiger mit Lupenfunktion, die den angeklickten Bereich vergrößert.

Mittels Blackberry Enterprise Server verbindet sich das Gerät nicht nur mit Microsoft Exchange, sondern auch mit Lotus Notes/Domino und Novell Groupwise. Auch ohne eine solche Infrastruktur verwaltet es über den Blackberry Internet Service bis zu zehn E-Mail-Konten. Eine entsprechende Server-Software vorausgesetzt (BIS 2.5 oder BES ab 4.1.6) kann der Bold auch HTML-formatierte Mails anzeigen.

Während Blackberrys Office-Dateien bisher nur mit Server-Hilfe darstellen konnten, lädt sie der Bold direkt herunter. RIM liefert dazu die Standardversion von Documents to Go mit, die Word-, Excel- und PowerPoint-Dokumente anzeigen, ändern und speichern kann. Neue Dokumente darf man damit nicht anlegen, aber ein kleiner Umweg hilft auch ohne die Professional-Version: einfach ein leeres Dokument mitnehmen und unter anderem Namen speichern. Ältere Blackberrys lassen sich übrigens auf die aktuelle Gerätesoftware updaten und erben auf diesem Wege ebenfalls Documents to Go Standard.

Der eingebaute GPS-Empfänger arbeitet mit Assisted-GPS und versieht die mit der 2-Megapixel-Kamera aufgenommenen Bilder auf Wunsch mit Geokoordinaten. Der Hauptspeicher von einem Gigabyte lässt sich über einen von außen zugänglichen Slot mit microSDHC-Speicherkarten bis 16 GByte Kapazität aufstocken. Damit taugt der Bold auch als Mediaplayer, der Musik und Videos in zahlreichen Formaten abspielt. Erfreulicherweise übernimmt das Gerät die mit dem Blackberry Curve eingeführte 3,5-mm-Buchse, sodass man auch eigene Kopfhörer anschließen kann.

Die Kamera knipst Fotos und nimmt auch Videos in Display-Auflösung auf. Eine Foto-LED leuchtet dunkle Motive aus. Mit dem Fixfocus-Objektiv kann der Bold einem iPhone Paroli bieten, nicht aber einem Fotohandy mit Autofokus-Linse. Die Freigabe von Multimedia-Funktionen wie Kamera, Speicherkarte und installierte Spiele lassen sich über im Enterprise Server hinterlegte Profile zentral verwalten.

Die mitgelieferte PC-Software gleicht eine Playliste aus Apple iTunes automatisch mit dem Gerät ab, sobald man es am PC anschließt. Der Desktop-Manager ist Voraussetzung für die Nutzung des Bold als HSDPA-Modem über eine schnelle USB-Verbindung. Die komplizierte Einrichtung über virtuelle Com-Ports dürfte jedoch viele Nutzer vom Surfen mit dem Notebook abhalten. Ohnehin sollte man seinen Datentarif vorher genau prüfen: die Blackberry-Optionstarife enthalten üblicherweise nur sehr geringe Transfervolumina. T-Mobile bietet das Bold beispielsweise mit Blackberry Webmail S für knapp fünf Euro im Monat an, der lediglich ein Megabyte Inklusivvolumen pro Monat enthält. Beim Surfen über HSDPA kommt jedoch sehr schnell ein bedeutend größeres Datenvolumen zusammen.

Der Bold ist ohne Zweifel der bislang beste Blackberry. Mit überzeugendem Display und gut nutzbarer Tastatur ist das Smartphone eine exzellente E-Mail-Maschine für unterwegs und die Antithese zu Apples iPhone. Obwohl primär für die Nutzung als E-Mail-Maschine ausgelegt, taugt es auch zum schnellen Mobilsurfen und als Multimedia-Gerät. (rop)

Blackberry Bold 9000
E-Mail-Smartphone mit HSDPA und GPS-Empfänger]
Hersteller RIM
Lieferumfang (*1) Ladegerät, Stereo-Headset, USB-Kabel, Software, Handbuch
Technische Daten Handy-Galerie
UMTS-Durchsatz (Empfangen, Senden) 75,0 KByte/s, 38,8 KByte/s (gemittelt)
EGPRS-Durchsatz (Empfangen, Senden) 23,9 KByte/s, 12,5 KByte/s (gemittelt)
*1 kann je nach Anbieter variieren

(ll)