UK: Warn-Mails und Kultur-Flatrate gegen illegale Musik-Downloads

Die Musikindustrie hat mit britischen Providern eine Vereinbarung zur Bekämpfung des illegalen Downloads von Musikstücken getroffen. Die britische Musikindustrie schlägt aber auch eine jährliche "Lizenzgebühr" zum Download beliebig vieler Musikstücke vor.

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Von
  • Florian Rötzer

Der Verband der britischen Musikindustrie BPI hat nach eigenen Angaben mit den sechs größten Internetprovidern, dem Verband der Filmindustrie MPAA und der Regierung eine Vereinbarung für eine Kampagne gegen illegale Musikdownloads getroffen. Danach verpflichten sich die Internetprovider erstmals, zusammen mit den Rechteinhabern eine "signifikante Reduktion" der illegalen Downloads zu erreichen. Im Rahmen dieser Vereinbarung würden demnächst "hunderttausende Informationsbriefe" an Kunden verschickt werden, die von der BPI als angebliche Copyrightsünder identifiziert wurden.

Sanktionen werden aber noch nicht angedroht, die BPI setzt auf den heilsamen Schock. Mit der Medienaufsichtsbehörde Ofcom sollen aber Maßnahmen erarbeitet werden, um gegen Internetnutzer vorzugehen, die auch auf wiederholte Warnungen nicht reagieren. In Großbritannien sollen jährlich 6,5 Millionen Internetnutzer illegal urheberrechtlich geschützte Dateien herunterladen, angeblich sind 95 Prozent der Musikdownloads illegal.

Aus der britischen Musikindustrie kommt aber auch der Vorschlag, Internetnutzern anzubieten, gegen eine jährliche "Lizenzgebühr" von beispielsweise 50 Euro beliebig viele Musikstücke legal aus dem Netz herunterladen und sie mit anderen tauschen zu können. Eine solche "Kultur-Flatrate" wird auch in Deutschland immer wieder in die Diskussion um den nicht lizenzierten Download und Tausch von urheberrechtlich geschützten Werken eingebracht; unter anderem die Verwertungsgesellschaften etwa lehnen sie aber bislang ab.

Die britische Regierung und Internetprovider unterstützen nun, wie der Telegraph berichtet, den Vorschlag für eine Lizenzgebühr, mit dem langfristig die Online-Piraterie bekämpft und verhindert werden soll, dass massenweise Internetnutzer kriminalisiert werden. Das Geld soll den Musikkonzernen zugeführt werden, wobei die Künstler je nach Nachfrage einen entsprechenden Anteil erhielten. Sollte das Modell funktionieren, könnte es auch für Filme und andere Werke eingesetzt werden.

Der Vorschlag ist Teil eines geplanten Maßnahmepakets gegen das illegale Herunterladen und Tauschen von urheberrechtlich geschützten Werken. Gedacht wird an eine gesetzliche Regelung für die Versendung von Warnbriefen, was die Internetprovider vermutlich mit der heute bekannt gegebenen Vereinbarung vermeiden wollten. Bei wiederholten Verstößen könnte nach französischem Vorbild der Internetzugang gesperrt oder die Bandbreite so beschränkt werden, dass ein Herunterladen von größeren Dateien nicht mehr möglich wäre. Zur Diskussion steht auch, Internetprovider zu zwingen, die Identität von Internetnutzern weiterzugeben, die viel illegal herunterladen, oder Filter einzubauen, die das Herunterladen verhindern.

Stefan Michalk, Geschäftsführer des deutschen Bundesverbands Musikindustrie, kommentierte die Vereinbarung mit den britischen Providern erfreut: "England und Frankreich haben erkannt, dass die Provider eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Internetpiraterie spielen. Die Vereinbarung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Erfahrung aus der Vergangenheit hat aber gezeigt, dass solche Maßnahmen langfristig nur dann wirksam sind, wenn Unbelehrbare gegebenfalls – wie im französischen Modell vorgesehen – auch mit Sanktionen rechnen müssen."

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)