Geben und Nehmen
Der XO-Laptop von One Laptop Per Child ist jetzt auch in Europa erhältlich: Bei der vorweihnachtlichen Give-1-Get-1-Aktion kauft man zwei Geräte, von denen man aber nur eines bekommt – das andere geht als Spende in Nichtindustrieländer.
Der ursprünglich nur für Entwicklungs- und Schwellenländer gedachte XO-Laptop von One Laptop Per Child ist jetzt auch in Europa erhältlich: Bei der vorweihnachtlichen Give-1-Get-1-Aktion kauft man zwei Geräte, von denen man aber nur eines bekommt – das andere geht als Spende in Nichtindustrieländer.
Als Nicolas Negroponte anno 2005 das One-Laptop-per-Child-Projekt (kurz OLPC) der Weltöffentlichkeit vorstellte, war das Aufsehen groß: Ein Mini-Notebook, das in enormen Stückzahlen produziert und unter anderem dadurch zu einem extrem niedrigen Preis von 100 US-Dollar verkauft werden sollte, war bis dahin undenkbar. Der Preis war utopisch, das Projekt nicht: Seit Anfang 2007 liefert OLPC diese Laptops für knapp den doppelten Preis aus.
Mit dem XO, wie das Mini-Notebook von OLPC offiziell heißt, sind Bildungsprojekte verbunden; Privatpersonen konnten ihn lange nicht kaufen. Ende 2007 legte OLPC allerdings in Nordamerika ein Spendenprogramm namens Give 1 Get 1 (kurz G1G1) auf: Man konnte zwei XOs kaufen, von denen einer als Spende in ein Entwicklungsland ging; den zweiten bekam man selbst. OLPC wiederholt die Aktion seit dem 17. November, und diesmal kann man den Mini-Laptop auch in Europa bestellen. Wir haben einen solchen XO mit der aktuellen Software-Ausstattung 8.2.0 (Build 767) getestet.
Der lange Weg zum Kauf
In Nordamerika wird Give 1 Get 1 durchgängig von Amazon.com betreut; XOs konnten am 17. November zur sofortigen Lieferung bestellt werden. In Europa laufen alle Bestellungen über einen Untershop von Amazon.co.uk, den OLPCs weltweiter Logistikpartner Brightstar betreibt. Statt 399 US-Dollar (rund 315 Euro) müssen hiesige Käufer 275 britische Pfund plus happige 50 Pfund Versand (insgesamt etwa 383 Euro) zahlen. Anders als in den USA muss man diesseits des Atlantiks noch einige Zeit auf seinen XO warten: Amazon.co.uk nannte bei Redaktionsschluss den 16. Dezember als voraussichtlichen Liefertermin; OLPC selbst gab zu Protokoll, dass europäische Käufer möglicherweise erst Anfang 2009 einen XO geliefert bekämen – nichts also für unter den Weihnachtsbaum.
Geben und Nehmen (7 Bilder)

Geben und Nehmen
Die europäische G1G1-Aktion ist mit heißer Nadel gestrickt und enthält einige Unklarheiten: Amazon.co.uk gab bei Redaktionsschluss in der Artikelbeschreibung an, dass der XO nur nach Großbritannien geliefert werden könne, doch laut OLPC dürfen auch deutsche Kunden dort bestellen. Einen deutschen Webshop wird es explizit nicht geben. Da England zur europäischen Union gehört, gelten bei einer Bestellung immerhin dieselben Gewährleistungsansprüche gegenüber dem Händler OLPC/Brightstar wie in Deutschland. So trägt Brightstar das Risiko, dass der XO unbeschadet beim Empfänger ankommt. Bei einem Defekt besteht ein zweijähriges Recht auf Nachbesserung oder Reparatur, doch wie in Deutschland dreht sich die Beweislast nach sechs Monaten zugunsten des Verkäufers um – danach muss der Käufer beweisen, dass der Mangel bereits von Anfang an bestand. Sämtliche Ansprüche müssen gegenüber Brightstar in England geltend gemacht werden, sodass man auf ein kundenfreundliches Verhalten hoffen muss, denn im Streitfall dürfte man kaum einen Anwalt finden, der angesichts des geringen Streitwerts ein internationales Gerichtsverfahren anstrebt.
Der Käufer spendet den zweiten XO, kann den Betrag aber nicht in seiner Steuererklärung geltend machen: Eine Rechnung von Amazon.co.uk dürfte kein deutsches Finanzamt als Spendenbescheinigung durchgehen lassen; Gemeinnützigkeit nach deutschem Recht ist laut OLPC nicht geplant.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in Ausgabe 25 der c't ( ab 24.11. am Kiosk) (ll)