Grüße im Multipack

Der Düsseldorfer Netzbetreiber Vodafone bietet seit Mitte April den neuen Multimedia Messaging Service an, der Handys mit multimedialen Kurznachrichten füttern soll.

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  • Matthias Göbel
  • Matthias Göbel

Der Düsseldorfer Netzbetreiber Vodafone bietet seit Mitte April den neuen Multimedia Messaging Service an, der Handys mit multimedialen Kurznachrichten füttern soll. heise mobil hat erste Erfahrungen gesammelt.

Der Multimedia Messaging Service (MMS) ist ein neuer Mitteilungsdienst für mobile Geräte wie Handys und Smartphones, der vom WAP-Forum und dem 3rd Generation Partnership Program (3GPP) standardisiert wurde. Auf den ersten Blick ähnelt MMS dem populären SMS-Kurzmitteilungsdienst, da der Anwender die MMS-Mitteilung selbst erstellt und empfangene Nachrichten automatisch im Handy gespeichert werden.

Die MMS-Spezifikation geht jedoch in wesentlichen Punkten über die SMS-Spezifikation hinaus: So sind MMS-Nachrichten nicht mehr auf eine Länge von 160 Textzeichen begrenzt und dürfen kurze Melodien, Bildchen und Animationen enthalten. Zum MMS-Start bietet Vodafone zunächst die erste Ausbaustufe des Dienstes mit einem begrenzten Datenvolumen von 30 KByte pro MMS-Nachricht an. Denkbar sind auch 50 KByte und mehr, doch die kann die erste MMS-Handy-Generation noch nicht verarbeiten, so der Netzbetreiber.

Das Volumen soll aber schrittweise erweitert und durch zusätzliche multimediale Angebote ergänzt werden. Neben Wetterkarten mit animierten Satellitenbildern und Stadtplänen mit Wegbeschreibungen und ortsbezogenen Diensten (Location Based Services) ist auch MMS-Streaming geplant. Bis die Kunden jedoch die Lieblings-Fußballsendung live aufs Display ordern können, müssen sie sich mit einfachen MMS-Sequenzen ähnlich einer Diashow begnügen. Im Unterschied zur E-Mail müssen bei MMS-Dokumenten keine Attachments geöffnet werden - drehbuchartig läuft eine Message nach dem Empfang so ab, wie der Absender sie angelegt hat.

Vorreiter

Das T68i von SonyEricsson ist das bislang einzige MMS-taugliche Handy. Es verfügt über ein 21 Gramm leichtes Digitalkamera-Modul, das Farbbilder mit bis zu 24 Bit Tiefe erzeugt. Sobald das Modul von unten ans mobile Telefon gesteckt wird, erscheint auf dem Handy-Display ein Kamera-Menü mit den Unterpunkten "Fotografieren", "Bilder anzeigen" und "Optionen".

Als Sucher dient das Handy-Display. Die Digi-Cam ist nicht mit Bedienelementen überfrachtet; lediglich ein großer, leicht zu bedienender Auslöser ist seitlich angebracht. Bei einer maximalen Auflösung von 640 x 480 Pixel sollte man aber nicht zu hohe Ansprüche an die Bildqualität stellen. Zudem reagiert das Kamera-Modul empfindlich auf schnelle Bewegungen und verweigert Gegenlichtaufnahmen.

Unsere Testbilder ließen sich problemlos als MMS an andere Handys und E-Mail-Adressen verschicken. Auch ließen sich MMS-Nachrichten leicht verfassen. Gefallen konnte auch die Bedienung des Handys. Ist die Kamera angesteckt, benötigt man nur wenige Schritte bis zum Versenden der Nachricht. Lediglich das T68i bot Anlass zur Kritik. Es hinkt in puncto Bedienungskomfort und Ergonomie im Bereich Telefonie/SMS der Konkurrenz hinterher.

Verbundsystem

Hardware- und softwareseitig steckt hinter dem neuen multimedialen Handy-Dienst ein vielseitiges und komplexes System: Zur Multimedia-Infrastruktur der Mobilfunk-Betreiber gehört ein Verbund verschiedener MMS-Rechner im Mobilfunknetz - das sogenannte MMS-Center (MMSC). Es spielt bei der Nachrichtenübermittlung eine zentrale Rolle und empfängt, speichert und versendet die Multimedia-Nachrichten von und zu den MMS-fähigen Geräten sowie an E-Mail-Adressaten im Internet. MMS-Server müssen jedoch weit mehr Funktionen und Anwendungen unterstützen als SMS-Server, da das MMSC zusätzliche Netzwerk- und Anwendungsschnittstellen (APIs) für weitere Dienste und die Verknüpfung mit anderen Netzwerken bietet.

Zum MMS-Start ist die Leistung der Server gemessen am Speichervolumen von SMS-Systemen noch gering: Bei einem MMS-Volumen von bis zu 1.000.000 Multimedia-Nachrichten pro Monat reicht eine Server-Lösung mit einem Durchsatz von einer Transaktion pro Sekunde in der Peakzeit. Heutige Plattformen könnten bereits in Netzen mit einem MMS-Volumen von zwei bis fünf Millionen Messages im Monat eingesetzt werden.

Kostenpunkt

Pauschalpreise sollen es dem Kunden leicht machen, sich für das Senden einer Nachricht zu entscheiden. Vodafone stellt nach Ende der Testphase ab 1. August für jede verschickte MMS 39 Cent in Rechnung - künftig sollen aber Texte, Sprachmitteilungen, Musik, Bilder und Videos getrennt abgerechnet werden. Die Preise für MMS-Nachrichten könnten im Sommer sinken, da die anderen großen Netzbetreiber, wie T-Mobile, E-Plus, O2 und Quam zu diesem Zeitpunkt ebenfalls MMS anbieten wollen. Den ausführlichen MMS-Report lesen Sie in c't 12/2002 auf Seite 184. (em)