Software fĂĽr Handys

Auf der CeBIT zeichnete sich ein deutlicher Trend der nächsten Handy-Generation ab: Fast alle Hersteller statten ihre neuen Geräte mit einer Java Virtual Machine aus.

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Von
  • Karsten Violka


Auf der CeBIT zeichnete sich ein deutlicher Trend der nächsten Handy-Generation ab: Fast alle Hersteller statten ihre neuen Geräte mit einer Java Virtual Machine aus. Solche Geräte haben beispielsweise Nokia, Siemens, Motorola, Samsung und Sendo angekündigt.

Über das Funknetz übertragene Software soll die neuen Telefone bei Bedarf um zusätzliche Funktionen bereichern und den Providern neue Einnahmequellen bescheren. Im Vordergrund stehen dabei vor allem Spiele -- denkbar sind allerdings auch "ernsthafte" Anwendungen, die über Mobilfunkverbindungen mit dem Internet auch auf Server-Dienste zugreifen können. Beispielsweise bietet die Brodos AG einen Java-Client für Handys an, mit dem sich SMS-Nachrichten via GPRS billiger als über SMS-Gateways der Provider versenden lassen.

Eine Grundidee von Java, die auch bei den bekannten Java-Applets im Webbrowser zum Tragen kommt, ist die Plattformunabhängigkeit: Entwickler müssen Java-Software nicht jedes Mal anpassen, damit sie auf unterschiedlichen Betriebssystemen und Endgeräten funktioniert. Die Programme laufen innerhalb einer "Virtual Machine" ab, die die spezifischen Unterschiede der Geräte vor der Software verbirgt. Deshalb sind Java-Handys für Entwickler und Hersteller interessanter als proprietäre Systeme wie etwa ExEn von In-Fusio.

Auch auf dem Handy verspricht Java eine einheitliche Plattform für mobile Anwendungen zu sein, sodass der Spezifikation entsprechende Java-Software auf beliebigem Java-fähigen Gerät funktioniert. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die existierenden Geräte nicht so kompatibel sind, wie es das Konzept von Java suggeriert.


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Die Java-Spezifikation unterteilt sich in mehrere Varianten, die unterschiedliche Zielgeräte abdecken sollen. Im Webbrowser kommt die so genannte Standard Edition zum Einsatz, die den größten Funktionsumfang bietet. Neben der Enterprise Edition, die für die Entwicklung großer Server-Applikationen in Unternehmen gedacht ist, bietet Sun für kleine Geräte J2ME, die Java 2 Micro Edition. J2ME ist aber nicht nur für Handys geeignet: Die Micro Edition soll unterschiedlich ausgestattete Kleingeräte abdecken, vom abgespeckten Netzwerk-Computer über PDAs bis hin zum Kleinst-Handy. Deshalb unterteilt sich dieser Standard in weitere Untergruppen, die jedoch nicht zueinander kompatibel sind. Die Variante, die auf den aktuellen Handys zum Einsatz kommt, ist MIDP, das Mobile Information Device Profile. MIDP ist speziell auf Handys ausgerichtet und verwendet die von Sun entwickelte Kilobyte Virtual Machine (KVM). Diese begnügt sich mit einem für heutige Verhältnisse winzigen Arbeitsspeicher von 32 bis 512 KByte. Die Applikationen für MIDP hat Sun in Anlehnung an die Applets im Webbrowser Midlets getauft.

Midlet-Entwickler müssen im Idealfall die unterschiedlichen Features der Geräte nicht berücksichtigen: Die Software passt sich automatisch an die Größe des Displays und die Benutzerschnittstelle an. Die Bedienung desselben Programms kann sich deshalb auf verschiedenen Geräten unterscheiden -- MIDP belegt beispielsweise Tasten und Menü-Einträge dynamisch mit Programm-Funktionen und ermöglicht auf entsprechenden Geräten auch die Stift-Bedienung.

Die von der aktuellen MIDP-Spezifikation unterstützten Features stellen jedoch nur den kleinsten gemeinsamen Nenner dar. Weil ihnen das oft nicht ausreicht, erweitern viele Handy-Hersteller Suns Regelwerk durch proprietäre Funktionen. Siemens bietet Programmierern für sein SL-45i eine eigene Klassenbibliothek, die den Zugriff auf SMS und Klingeltöne gewährt und die Entwicklung von Spielen erleichtert. Dementsprechend funktioniert Software, die diese Funktionen nutzt, ausschließlich auf Siemens-Handys. Zu den zurzeit verfügbaren Java-Handys gehört außer dem SL-45i das Motorola Accompli 008. Die beiden Geräte unterscheiden sich bei dem für Java-Applikationen zur Verfügung stehenden Arbeitsspeicher. Obwohl sich das SL-45i durch Smart Media Cards üppig mit Speicherplatz bestücken lässt, stehen für Java-Programme zur Laufzeit nur 125 KByte zur Verfügung.

Ob aktuelle Java-Software für Handys auch auf neu erscheinenden Geräten funktionieren wird, ist also eher fraglich. In der Regel werden die Entwickler weiterhin spezielle Versionen für die unterschiedlichen Geräte anbieten müssen. Bevor Anwender Geld für ein neues Handy-Programm ausgeben, sollten sie sich vergewissern, dass die Software für ihr Gerät getestet wurde -- sonst sind schnell ein paar Euro umsonst investiert.

Auch für Nokias Communicator 9210 steht eine Laufzeitumgebung für MIDP-Applikationen zum Download bereit. Darüber hinaus unterstützt dieses Gerät auch die ältere Sun-Spezifikation Personal Java. Diese ist nicht zu MIDP kompatibel und basiert auf dem alten JDK 1.1.8. Personal Java hat Sun einst für PDAs und Organizer vorgesehen, inzwischen hat man die Entwicklung jedoch eingestellt. Diese Variante soll das künftige J2ME Personal Profile ablösen. Auch für Palm OS gibt es eine MIDP-Implementierung, sodass auf diesem PDA-Betriebssystem MIDP und das Personal Profile nebeneinander existieren werden.

Damit sich MIDP in der künftigen Version 2.0 besser für Spiele eignet und das System sich als Standard etablieren kann, arbeiten fast alle wichtigen Handy-Hersteller zusammen mit Sun an der neuen Spezifikation. Auch das französische Unternehmen In-Fusio, dessen proprietäre Spiele-Plattform ExEn ebenfalls in viele aktuelle Handys integriert ist, arbeitet hier mit Sun zusammen. In-Fusio kooperiert unter anderem mit dem Unternehmen D2-Vodafone, das unter dem Label Load-A-Game Handy-Spiele für die ExEn-Plattform online verkauft. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass sich die Hersteller auf eine einheitliche Plattform einigen werden.