Musiker probieren unkonventionelle Online-Vertriebsideen aus

Nach Radiohead will auch US-Rapper Saul Williams zusammen mit Trent Reznor sein neues Album zum Download anbieten. Nutzer können zwischen einer kostenlosen und einer Bezahlversion wählen.

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Nachdem die britische Rockgruppe Radiohead ihr jüngstes Album In Rainbows unabhängig von einem Musik-Label über das Internet vertrieben hatte, wobei Hörer den Preis selbst wählen konnten, folgen nun weitere Musiker dem Beispiel eines Online-Vertriebs abseits der üblichen Preisstrukturen. So will der US-Rapper Saul Williams sein neues Album The Inevitable Rise and Liberation of NiggyTardust! ab 1. November in Eigenregie übers Internet vertreiben. Das Album gibt es in einer kostenlosen Version im MP3-Format mit 192 kBit/s. Wem die Musik gefällt, der kann für 5 US-Dollar eine verlustfrei komprimierte Fassung im FLAC-Format oder eine MP3-Version mit 320 kBit/s herunterladen. Die MP3-Versionen wurden mit LAME 3.97 kodiert. Allen drei DRM-freien Versionen liegt eine PDF-Datei mit Coverbildern und einem Inhaltsverzeichnis bei.

Produziert wurde das Album von Trent Reznor, dessen Vertrag seiner Band Nine Inch Nails mit der Musik-Industrie vor kurzem ausgelaufen ist. "Ich glaube, wir haben das Radiohead-Modell noch etwas verbessert", sagte Reznor auf seiner Website. Allerdings habe Williams noch keinen so großen Namen wie Radiohead, weshalb man abwarten müsse, ob der neue Vertriebsweg zum Erfolg führe. Das Musikgeschäft habe sich in den vergangenen Jahren radikal geändert. Offenbar nutzt Reznor selbst Tauschbörsen zur Werbung für das neue Album und verlinkt zu einer Tauschadresse auf der Suchseite Pirate Bay.

Williams nennt die Musik-Industrie ein Apartheid-System, das Musiker wie "Nigger" behandle. Die Zeit der Mittelsmänner sei vorbei. "Wir brauchen keinen Priester, um zu Gott zu sprechen", sagt Williams bedeutungsschwanger.

Auch die britische Gruppe The Charlatans hat angekündigt, ihr nächstes Album zu verschenken. Dies soll ab Beginn des kommenden Jahres über die Website des Radiosenders XFM geschehen. (hag)