Informationsmultiplikator

Zur Präsentation von Informationen genügt auch unterwegs ein Notebook. Wenn der interessierte Personenkreis jedoch größer wird, kann ein mobiler Projektor allen die gleiche Information verschaffen.

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Richard Jahn
Inhaltsverzeichnis

In Konferenzräumen, wo täglich vor kleinen oder großen Gruppen Präsentationen gehalten werden, hängt in der Regel ein Datenprojektor unter der Decke, der bequem vom Platz aus gesteuert werden kann und immer passend eingestellt ist. Unterwegs oder im kleinen Kreis muss man seine Daten oder Ergebnisse oft umständlich auf einem kleinen, blickwinkelabhängigen Notebook-Display präsentieren, weil herkömmliche Beamer zu sperrig sind, um sie ständig mit sich herumzutragen. Die momentan kleinsten Bildwerfer, deren Gewicht mittlerweile unter einem Kilo liegt (und eigentlich schon in Gramm angegeben werden könnte), schaffen hier Abhilfe. Auch das geringe Volumen der Mini-Beamer macht sie für den mobilen Einsatz interessant: Manches Gerät ist kaum größer als ein Tetrapak Milch.

Zuallererst sollte die Frage kommen, ob es denn überhaupt ein besonders kleiner Projektor sein muss. Hier gilt es, Vor- und Nachteile abzuwägen, die alle Geräte haben. Die Kompaktheit hat vor allem seinen Preis: Normalgroße Projektoren mit SVGA-Auflösung (800 x 600 Pixel) wurden schon für 800 Euro gesichtet, doch in der Regel muss man 1000 bis 1200 Euro ausgeben. Preise für XGA-Beamer (1024 x 768 Pixel) starten bei etwa 1400 Euro. Für ein besonders kleines Gerät zahlt man mindestens einige hundert Euro mehr, da ist schnell mal der Preis für eine Ersatzlampe eingespart. Preiswertere Beamer in Standardgröße haben noch weitere Vorteile: Sie haben meist eine bessere Optik eingebaut, einige liefern eine größere Helligkeit, sie sind im Durchschnitt leiser und werden nicht so heiß.

Wie viel Auflösung man braucht, lässt sich pauschal kaum sagen. Darstellungen in XGA zeigen am PC feinere Details, auch kleine Schriften lassen sich noch lesbar darstellen. Gerade bei Präsentationen sollte man jedoch darauf achten, keine zu kleine Schriften zu benutzen - das könnte weiter entfernte Betrachter verärgern. Mit einem SVGA-Beamer passiert das nicht so schnell, dafür wird die Pixelstruktur der Darstellung sichtbar. Hier bleibt die Erkenntnis, dass man nicht unbedingt XGA-Auflösung braucht, es aber besser aussieht.

Gibt man Filme in 16:9-Format in voller PAL-Auflösung (720 x 576 Linien) aus, muss der Projektor das Bild von 4:3 auf 16:9 stauchen, es entstehen oben und unten die bekannten schwarzen Balken. Die meisten Projektoren unterstützen diese Umschaltung in das 16:9-Format. Bei XGA-Geräten bleiben nach dem Umschalten die vollen 576 Linien erhalten, während SVGA-Beamer das Bild   je nach verwendetem Scaler   mit mehr oder weniger sichtbaren Einbußen auf 450 Linien herunterskalieren müssen. Für das Heimkino lohnt sich ein XGA-Beamer also in jedem Fall.

Wer damit rechnet, den Beamer in taghellen Räumen zu nutzen, sollte auf eine große Helligkeit achten. Die Angaben der Hersteller können dabei nur als Anhaltspunkt dienen, sie liegen unseren Erfahrungen nach deutlich höher als das, was wir im Labor ermitteln: Unsere Messwerte, die sich immer auf ein optimal eingestelltes Bild beziehen, erreichen zuweilen nicht einmal 50 Prozent dessen, was die Hersteller angeben. Würde man die Helligkeits- und Kontrastregler auf ihre Maximalstellung setzten, wäre das Bild zwar heller, aber es gingen Bilddetails in den Lichtern verloren. Nach unseren Erfahrungen benötigt man tagsüber, ohne Verdunklung, je nach gewünschter Bildgröße mindestens 800 ANSI Lumen Bildhelligkeit.

Einige Minibeamer zeigen leichte tonnenförmige Verzerrungen des Bildes bei bestimmten Brennweiten, die bei der Darstellung vieler paralleler Linien wie in Tabellen und Geschäftsgrafiken auffallen, in Filmen oder beim Spiel aber kaum stören.

Gerade bei mobilen Geräten ist der Bild-Offset wichtig, also die Frage, wie das Bild gegenüber der Objektivachse verschoben ist. Bei DLP-Geräten liegt die Bildunterkante des projizierten Bildes in der Regel oberhalb des Projektors. Man kann sie zum Betrieb also problemlos auf einen Tisch stellen, um freien Blick auf die Leinwand zu haben. Manche LCD-Geräte machen die Aufstellung zum Problem: Bei ihnen liegt die Bildmitte der Projektion genau auf der Objektivachse. Sitzt man hinter dem Beamer, ist er mitten im Bild. Den Projektor nach oben zu neigen hilft nur begrenzt, denn dann verzerrt das Bild.

Soll der Projektor auch über die Videoeingänge betrieben werden, müssen die benötigten Anschlüsse vorhanden und am besten auch die zugehörigen Kabel im Lieferumfang sein. Die üblicherweise eingespeisten Halbbilder sollte der integrierte Deinterlacer möglichst ohne störende Artefakte zusammensetzen können. Bei horizontalen Bewegungen entstehen oft Kämme, die man im Laden zum Beispiel an den im Fernsehen häufig gezeigten Laufschriften (zum Beispiel auf NTV) am Ausfransen der Buchstaben erkennen kann. Alternativ lassen sich viele Geräte mit Vollbildern versorgen, dazu braucht man einen geeigneteten Zuspieler mit Progressive Out, der das Deinterlacing für den Beamer übernimmt.

Über den Videoeingang eingespeiste Standbilder, zum Beispiel Fotos, die direkt von der Digicam oder einem DVD-Player abgespielt werden, stehen nicht auf allen Geräten still. Deinterlacing nach der Bobbing-Methode, das manche Projektoren nutzen, produziert bei Standbildern ein starkes Kantenflimmern, das die Bilder unansehnlich macht.

Kleine Projektoren begeistern im beruflichen Umfeld und auch Spieler mögen nicht nur schnelle Rechner, sondern auch große Bilder. Beim auswärtigen Spieleabend schleppt man schon Rechner und Zubehör mit sich rum, da ist ein klitzekleiner Projektor natürlich der Hit. Die bei Spielekonsolen so beliebten geteilten Bildschirme machen erst dann richtig Spaß, wenn man nicht mit der Nase am Bildschirm kleben muss, um etwas zu erkennen.

DLP- und LCD-Panels in Beamern sind von Haus aus schnell genug, um auch hektischste Ballereien scharf darzustellen. Spielt man mit Spielekonsolen, werden die Bilder in der Regel als Halbbilder ausgegeben. Dann sollte der Deinterlacer des Projektors zur besseren Sorte gehören: Bei Rennspielen und auch Ego-Shootern finden vorwiegend horizontale Bewegungen statt, dabei produzieren schlechte Deinterlacer deutlich sichtbare Kämme. Diese sind vor allem an kontrastreichen Konturen sichtbar, während Flächen mit geringem Kontrast, beispielsweise Texturen an Wänden oder auf der Straßenoberfläche, deutlich verwischen. Auch hier hilft im Laden ein Blick auf die oben angesprochenen Laufschriften.

Spielt man am PC, sind derlei Interlacing-Probleme kein Thema, denn hier werden Vollbilder eingespeist, die auch bei schnellen Drehungen scharf bleiben.

Der Lärm, den Winzlinge produzieren, sollte nicht unterschätzt werden. Für große Lüfter ist kein Platz in den kleinen Gehäusen, weshalb die Miniquirle schneller drehen müssen, um die gleiche Luftmenge abzuführen; dies erzeugt ein deutlich lauteres Betriebsgeräusch. Bei maximaler Helligkeit ist kaum ein kleiner Beamer leiser als störende drei Sone, bei vorhandenem Eco-Modus reduziert sich der Lärmpegel etwas. Da manche Projektoren besonders laut sind, sollte man das Gerät der Wahl wenn irgend möglich vor Ort anhören – da reicht auch das Vorführmodell im Laden.

Die kleinen Gehäuse werden auch ziemlich heiß: In Tests haben wir in der Abluft einiger Projektoren Temperaturen von über 80° C gemessen, die Gehäuse selbst waren am Lüfterausgang nur wenig kälter. Liegt die Verstellmöglichkeit der Projektorfüße gerade dort, wird es besonders unangenehm.

Bei der Präsentation vom PC aus bieten einige Geräte serienmäßig praktische Hilfsmittel: Ein in die Fernbedienung integrierter Laserpointer oder die Steuerung des Mauszeigers per Fernbedienung erleichtern das Präsentieren. Auch die Option, den Projektor gegen Aufpreis schnurlos per WLAN nutzbar zu machen, bieten manche Geräte.

So ein kleiner Projektor sieht toll aus und inspiriert zu diversen Ideen, bei welcher Gelegenheit das zierliche Gerät noch mitzunehmen sei. Der Vorteil, den Minibeamer für alle Fälle einzustecken, auch wenn man sich nicht sicher ist, ob man ihn braucht, sollte nicht unterschätzt werden. Größere Beamer passen nicht in die Aktentasche, der übliche Rucksack ist auch überfordert oder dann zumindest randvoll. Zudem sind die Kleinen ebenso schnell auf- wie abgebaut und benötigen nur wenig Platz auf dem Tisch.

Die Nachteile sollten aber nicht außer Acht gelassen werden: Kleine Projektoren sind deutlich teurer als größere Geräte, das Geld könnte man für eine Ersatzlampe sparen. Aber auch wenn Geld keine Rolle spielt, muss man Kompromisse eingehen: Winzlinge sind lauter, werden recht heiß und haben ein eher mittelmäßiges Objektiv. Zudem verlangen sie ein mehr oder weniger starkes Abdunkeln des Raumes. (rij) (ll)