Karten im Handy
Noch vor kurzer Zeit war die Satellitennavigation PDAs und Notebooks vorbehalten. Mit immer besseren Displays und höherer Rechenleistung eignen sich nun auch Handys dafür. Im ersten Teil stellen wir Software für die Onboard-Navigation vor.
- Peter Röbke-Doerr
Mit der GPS-Maus in der Hosentasche und dem Handy in der Hand findet man auch in fremden Städten Navi-gestützt von A nach B. Was noch vor kurzer Zeit als Navigationssoftware den Speicher- und Megahertz-mächtigen PDAs vorbehalten war, wagt nun den Sprung in die Handy-Welt. Unser Prüfstand für Navigationssoftware auf den handlichen Minigeräten förderte Erstaunliches zu Tage.
Der Gedanke ist verlockend: Zum Telefonieren und Navigieren im Auto, auf dem Fahrrad oder sogar zu Fuß genügt ein einziges Gerät. Vorbei sind die Zeiten, in denen man neben dem sowieso unverzichtbaren Handy noch einen PDA plus GPS-Bluetooth-Maus brauchte – nebst zusätzlicher Stromversorgungsstrippe und zweiter Halterung auf dem Armaturenbrett. Technisch ist die Zeit reif, das Navigationsprogramm aufs Handy zu portieren: Gute Displays gehören zum Standard ebenso wie Slots für Speicherkarten. Wenig überraschend gelingt aber der Sprung der Navigationssoftware aufs Handy – wie ehedem vom Notebook auf die ersten PDAs – nicht ohne Probleme, wie die relativ großen Unterschiede der getesteten Programme zeigen.
Natürlich kann man nicht jedes Handy zur Navigation benutzen. Man braucht ein ausreichend hochauflösendes Farbdisplay, Speicher für das Programm und die Kartendatenbank sowie überhaupt die Möglichkeit, eine Anwendung in das Handy hineinzubekommen. Damit fallen ältere Java-Handys durchs Raster, da sie nur mit erheblichem Programmieraufwand (sprich SDK) überredet werden können, eine Anwendung von außen ins "Betriebssystem" zu übernehmen. Für die modernen Modelle wie Siemens M65 oder S65 gibt es immerhin Programme zur Offboard-Navigation – mehr dazu in einem folgenden Artikel. Für die Mehrzahl der Fälle ist als Hardware-Basis für Navi-Anwendungen ein Symbian-60-Gerät gefordert. Dies sind quasi offene Systeme mit Slot für Speicherkarten und einfachem Zugang für Programme von außen. Grundsätzlich vereinfacht es das Leben, wenn man vor dem Kauf einer Software die Kompatibilität mit dem vorhandenen oder geplanten Handy überprüft.
Für unseren Test fanden wir zwei Programme für Windows Mobile (Copilot und Destinator) und vier für Symbian 60. An Hardware benutzten wir Nokias 6600 und 6670 als Symbian-Modelle, und die Windows-Mobile-Programme ließen wir auf einem Motorola MPx220 sowie einem MDA und einem SDA von T-Mobile laufen. Da Onboard-Software per Definition die Straßendatenbank onboard haben, müssen die verwendeten Geräte zwangsläufig über einen Slot für eine Speicherkarte verfügen. Als GPS-Maus verwendeten wir die jeweils im Bundle enthaltenen Modelle, machten aber immer noch den Gegencheck, ob auch Fremdmodelle funktionieren. Dafür benutzten wird von Navilock das neue BT-338 mit unerwartet guten Ergebnissen: Alle Test-Kandidaten akzeptierten auch die "fremden" Satelliten-Daten.
Alle Programme mussten ihre Leistungsfähigkeit auf einer Strecke quer durch Hannover und auf einer 100 km langen Autobahn/Schnellstraßen-Route unter Beweis stellen. Ferner musste das Handy während der Zielführung ein ankommendes und ein abgehendes Gespräch bewältigen. Auch dieser Test gelang allen Probanden.
Dies amüsante Beispiel mit Schneewarnung im Sommer fällt sicherlich aus dem Rahmen,
Besonders wichtig fanden wir eine einfache und fehlertolerante Bedienung sowie eine ebensolche Installation des Programms und die akkurate Zusammenarbeit mit dem GPS-Empfänger – haben doch alle Anbieter immer auch den Endanwender im Visier, der beispielsweise nicht die Bitfolge einer Bluetooth-Verbindung im Kopf hat. In die Bewertung mit eingeflossen ist zwar auch das Straßen-Routing, das heißt, wie der Benutzer geführt wird, aber da gibt es keine großen Unterschiede: Wenden auf der Autobahn schlug jedenfalls keins der Programme mehr vor.
Und so praktisch Handys als Navigatoren auch sind: Alle Eingaben, ob für Konfiguration, zur Freischaltung oder zur Zieleingabe erfolgen in bester SMS-Tipp-Manier. Beim Handy-Navi ist folglich ein gut durchdachtes Bedienkonzept extrem wichtig. Bei allen Programmen kann man im Display etwa zwischen Kartendarstellung in verschiedenen Maßstäben oder Piktogramm-Darstellung wählen.
Handy-Lautstärke
Ein grundsätzliches Problem bei der Navigation per Handy und Smartphone ist die beschränkte Lautstärke der Sprachansagen. Die Geräte sind ja eigentlich für den Betrieb direkt am Ohr ausgelegt. Mit dem Wunsch, auch im Auto bei 130 km/h noch genügend Schalldruck zu entwickeln, sind sie deutlich überfordert. Auch die eingebaute Freisprecheinrichtung ist für Sprachführung im Auto nur im flüsterleisen Rolls-Royce wirklich tauglich. Allerdings vermeiden alle Navi-Anbieter einen Hinweis auf diese Problematik und lassen den Anwender nach dem Kauf der Produkte im Regen stehen.
|
Schon in den Prospekten oder auf den Webseiten müsste eigentlich ein deutlicher Hinweis darauf zu finden sein, dass eine ausreichende Lautstärke nur mit zusätzlichen Maßnahmen erreichbar ist: Im einfachsten Fall über Ohrhörer oder komfortabler mit einer richtigen Freisprecheinrichtung mit Verstärker und Lautsprecher. Leider funktionieren aber nicht alle Navigationsprogramme mit allen Handys und allen Freisprecheinrichtungen zusammen. Das muss von Fall zu Fall ausprobiert werden. Sehr hilfreich wäre es, wenn beispielsweise die Softwareentwickler eine Liste der kompatiblen Hardware veröffentlichen würden.
Eine herstellerunabhängige Freisprecheinrichtung wie die Cullmann-Lösung VC4 navi hat den Nachteil, nur für wenige Handy-Modelle erhältlich zu sein. Die Cullmann-Hardware funktioniert im vollen Funktionsumfang zudem lediglich mit einem einzigen Navigationsprogramm: der Offboard-Navigationslösung von 3Soft. Die ebenfalls herstellerunabhängigen THB-Bury-Geräte unterliegen den gleichen Beschränkungen wie die von Cullmann.
Ein Bluetooth-Universal-Freisprechgerät löst das Problem nur selten, denn nur wenige Handys können gleichzeitig mehr als eine Bluetooth-Verbindung aufbauen (Punkt-zu-Multipunkt) – und ein Bluetooth-Port im Handy ist mit der GPS-Maus belegt. So bleibt im Moment eigentlich nur der Griff zum drahtgebundenen Headset als grundsätzlich immer funktionierende Lösung. Drahtgebundene GPS-Mäuse als Alternative sind kaum noch erhältlich und erfordern immer einen sehr speziellen Verbindungsstecker, wenn ein Handy dafür überhaupt gerüstet ist.
Onboard- oder Offboard-Navigation?
Zwei Software-Familien haben sich bei der Navigation per Handy etabliert: Die eine führt auf einer ausreichend großen Speicherkarte die Routenplaner-Software und die Straßendatenbank onboard mit sich; die andere begnügt sich mit einem kleinen Programm im Arbeitsspeicher des Telefons und ruft alle großvolumigen Datenbestände von einem Server ab – die Planung der Route geschieht also offboard – außerhalb des Handys.
Das erste Verfahren ist bekannt aus der Notebook-Welt; mit einer geeigneten Datenreduzierung bekommt man eine Deutschlandkarte bis auf Hausnummernebene herunter auf eine Flash-Speicher-Karte mit 256 MByte eingedampft. Vorteile: keine laufenden Kosten bei der Routenplanung, mit dem einmaligen Kauf ist alles abgedeckt. Routing-Software und Datenbestand sind meist gut aufeinander abgestimmt, das heißt, es gibt wenig Hakeleien. Beim Verlassen der geplanten Route wird ohne Verzug eine neue Strecke dargestellt – wenn man also einmal eine Abzweigung verpasst hat oder bewusst eine bestimmte Strecke fahren will, die das Routingprogramm aus irgendwelchen Gründen für unpassend hält, geht die Zielführung ohne "Löcher" weiter.
Der kleine grüne Punkt in der Mitte zeigt auf einer Internet-Seite die Position von Handy und GPS-Empfänger.
Wer allerdings seine Straßendaten immer aktuell halten will oder muss, braucht im Jahresabstand ein Update. Außerdem ist in der Regel kein Stauwarndienst verfügbar – und wenn doch, kostet dieser extra Verbindungsgebühren. Die einzige Ausnahme ist Route 66.
Die Einzelbeschreibungen der getesteten Programme beginnen mit den sechs Onboard-Lösungen in alphabetischer Reihenfolge, die Offboard-Software folgt in in einem kommenden Artikel. Autofahrer mit nennenswerter Kilometerleistung werden sich wohl eher für die hier vorgestellte Variante interessieren, da deren Kosten von der Anzahl der gefahrenen Kilometer unabhängig sind. Beim Preisvergleich ist zu beachten, dass bei einigen Anbietern die GPS-Maus (allein etwa 130 Euro) ohne Abwahlmöglichkeit zum Paket gehört.
CoPilot
Auf dem Motorola MPx220 verblassen die StraĂźen neben der Route (grĂĽn) fast, auf einem SDA sieht die Darstellung schon eher wie ein Stadtplan aus.
Die US-Firma ALK aus Princeton, New Jersey bietet ihre Navigationsprogramme jetzt auch in Europa an; wir haben uns CoPilot live auf zwei Windows-Mobile-Smartphones angesehen (SDA von T-Mobile und MPX 220 von Motorola). Das Programm ist erst unvollständig ins Deutsche übersetzt, einige weniger oft benötigte Menüs und die Online-Hilfe kommen noch in Englisch daher – die Sprachansagen bei der Zielführung sind aber komplett in Deutsch.
Nach dem Einsetzen der mitgelieferten Speicherkarte installiert sich das Programm im Telefonspeicher, gleichwohl wird aber das Speichermedium im Slot als Datenquelle benötigt. Wenn eine GPRS-Verbindung zum Internet besteht, erfolgt die Freischaltung direkt in wenigen Sekunden.
Nach dem Eingeben der Adressen für die erste Testroute herrschte erst einmal Verwirrung: Die Datenbank fand zwar unsere gewünschte Straße, zeigte jedoch einen völlig falschen Stadtteil dazu an – auf dem Display war die Straße aber an der richtigen Stelle. Bei einem zweiten Versuch wurde die gesuchte Straße überhaupt nicht gefunden, sondern ein anderer Ort mit einem ähnlichen Straßennamen angeboten. Dieser grobe Fehler des Programms kann zwar leicht umgangen werden, wenn man – wie das Handbuch verschämt anmerkt – die Postleitzahl zumindest mit den ersten beiden Stellen angibt, veranlasst uns aber doch zu einer Abwertung.
Die Zielführung ist aber fast ohne jeden Tadel: Die Ansagen sind klar verständlich und kommen rechtzeitig. Abweichungen von der Route erkennt die Software schnell und signalisiert dies mit einem "Pöng", gefolgt von der Ansage einer neu gerechneten Strecke. Allerdings bemerkten wir einen grundsätzlichen Unterschied zu anderen Routing-Algorithmen: Während CoPilot immer wieder versucht, zur ursprünglichen Route zurückzugelangen, berechnen die Mitbewerber die gesamte Strecke neu – dies dauert zwar etwas länger, kann aber zu einer ganz neuen, vorteilhafteren Strecke führen. Längere Strecken geradeaus sagt CoPilot nicht an und bei Auswahl des Fußgänger-Modus gibt es nicht etwa eine neue Route, sondern schlicht eine gerade Luftlinie zwischen Start und Ziel.
Der eigentlich Clou des Programms ist die Tracking-Fähigkeit über das Internet. Damit ist gemeint, dass nach entsprechenden Freigaben die gegenwärtige Position des Fahrzeugs auf einem PC mit Internet-Zugang verfolgt werden kann. Über den Internet-Account lassen sich sogar Mitteilungen zwischen Fahrzeug und Heimat-Zentrale hin- und herschicken sowie neue Routen erzeugen und auf das Handy übertragen. Dieses Verfahren erfordert eine regelmäßige Standortmeldung des Handys über GPRS ins Internet. Dabei fallen natürlich GPRS-Gebühren beim Telefon-Provider an; da die Daten aber nur wenige Zeichen umfassen und auch die Wiederholrate gedrosselt werden kann, halten sich die Kosten nach Herstellerangaben in Grenzen. Für einen solchen Tracking-Dienst muss man beim professionellen Flotten-Management tief in die Tasche greifen.
Destinator SP
GegenĂĽber anderen Programmen wirkt die Routen-Darstellung bei Destinator fast schon ĂĽberladen.
Die Smartphone-Version von Destinator trägt die Zusatz-Bezeichnung SP und wird auf einer Speicherkarte im Mini-SD-Format geliefert. Zum Lieferumfang gehören aber auch eine CD mit dem Programm der Onboard-Anwendung für Windows Mobile und Kartenmaterial, mit denen man die SD-Karte im Handy über ActiveSync selbst bespielen kann. Nach dem Einstecken der SD-Speicherkarte in den Slot installiert sich das Programm im Telefonspeicher – die anschließende Registrierung der Karte beim Hersteller fanden wir sehr umständlich und langwierig, weil insgesamt 53 Zeichen in Groß- und Kleinschreibung in Form von Buchstaben und Zahlen über die für solche Zwecke doch sehr ungeeignete Handytastatur einzugeben waren – das werden nur SMS-Blindtipper nicht als ärgerlich empfinden.
Die nächste Hürde war die Kopplung von Bluetooth-GPS-Maus und Handy. Was beim Mitbewerb weitgehend ohne Eingriff des Users automatisch beim Start geschieht, muss beim Destinator Schritt für Schritt anhand des Quick-Start-Guides exakt in einer bestimmten Reihenfolge abgearbeitet werden. Doch auch die funktionierende Verbindung war nicht besonders stabil. Mehrfach brach die Funkstrecke einfach ab und Häkchen in Konfigurationskästen verschwanden spurlos. Wenn man dann notgedrungen die ganze Konfigurations-Arie erneut durchführte, funktionierte wieder alles tadellos.
Die Eingabe einer Route über die Adresse ist recht komfortabel, da sowohl bei Ortsnamen als auch bei Straßen sofort eine Auswahl erscheint, die dann immer weiter zusammenschmilzt, je mehr Buchstaben eingetippt werden. Nicht so gut gefallen hat uns die Dauer der anschließenden Routenberechnung. Eine kurze Strecke quer durch die Stadt dauert schon mal 15 Sekunden, eine Route quer durch Deutschland nur unwesentlich länger – dieser Vorgang beansprucht beim Mitbewerb nur einen Bruchteil der Zeit. Die Zielführung selbst ist tadellos: Die Ansagen kommen rechtzeitig und klar ausgedrückt; auch komplizierte Einfädelspuren werden korrekt gefunden – lediglich längere Geradeausstrecken sagt Destinator nicht an; das irritiert in bestimmten Situationen und verleitet zum gefährlichen Blick auf das Display. Abweichungen von der geplanten Strecke bemerkt Destinator sofort und gibt eine neue Route aus.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Navicore
Routendarstellung bei Navicore: Bei jedem hellgrĂĽn abgesetzten Abbiegepfeil kommt eine Sprachdurchsage.
Das Onboard-Programm Navicore stammt von einem finnischen Anbieter und wird in Deutschland über den Fachhandel vertrieben; die MMC-Karte für Symbian 60-Geräte wird zusammen mit einem Bluetooth-GPS-Empfänger verkauft. Nach dem Einlegen der Speicherkarte ist das Programm ohne weitere Registrierung arbeitsfähig.
Beim Start versucht die Software, eine Verbindung zum angemeldeten GPS-Empfänger aufzubauen und zeigt dies mit einem roten – oder im Erfolgsfall mit einem grünen – Satelliten-Icon an. Die gegenwärtige Position erscheint dann in der Kartendarstellung. Wenn kein angemeldeter Empfänger erkannt wird (wie beispielsweise beim ersten Einschalten), muss man mit einem Tastendruck ins Hauptmenü springen und dort GPS anklicken. Daraufhin sucht das Gerät sofort die Bluetooth-Umgebung nach neuen Geräten ab. Eine beispielhafte Startprozedur, die ohne Blick in ein Handbuch funktioniert.
Ebenso einfach ist das Eingeben eines neuen Ziels: Über zwei Menüschritte gelangt man in die Zieleingabe, in der man Adressen eintippen, aus Favoriten auswählen oder auch in POIs (points of interest) herumstöbern kann. Nach der Eingabe des Ziels – bei Mehrdeutigkeiten in der Datenbank auch Auswahl aus der Liste – wird die Route berechnet und angesagt. Wir fanden die Bedienung geradlinig, direkt und schnörkelfrei. Dieser Gradlinigkeit fallen zwar Staudaten-Berücksichtigung und Internet-Features zum Opfer, die Konzentration aufs Wesentliche hat aber handfeste Vorteile: Richtungsansagen kommen laut, klar, eindeutig und rechtzeitig. Bei einer komplizierten Führung über zwei direkt ineinander übergehende AB-Kreuze fanden wir folgende Ansage: "In 300 Metern rechts halten, danach rechts abbiegen und dann in 500 Metern linke Spur". Eine so klare Führung fanden wir in keinem anderen Programm.
Auch die Routenberechnung selbst hebt sich wohltuend vom Mitbewerb ab; während einige Kandidaten unsere Testroute stumpf durch die Mitte von Hannover führten (unabhängig von eine Einstellung wie "kurz" oder "schnell"), routete Navicore komfortabel für den Fahrer, aber eben kilometermäßig geringfügig länger über die rings um Hannover führenden Schnellwege. Kurzum, ein Produkt ohne wirklichen Makel.
Route 66
Hier mal eine gelungene 3D-Darstellung bei Route 66: Sie erleichtert die Orientierung im Umfeld.
Das in Holland beheimatete Unternehmen Route 66 liefert inzwischen Navigationssoftware für Mac OS, Symbian OS Series 60 und UIQ, Windows sowie Windows Mobile für Smartphones und Pocket PCs . Zum Test hatten wir die Nokia-Onboard-Software im Bundle mit einem Royaltek-BT-GPS-Empfänger; als Handy benutzten wir ein Nokia 6600. Zum Lieferumfang gehören eine 256-MByte-MMC-Card, das Benutzerhandbuch auf CD sowie zwei Ladeeinrichtungen für 230 V und 12 V – nicht zu vergessen das Halsbändel zum standesgemäßen Mitführen des GPS-Empfängers.
Nach dem Einlegen der Speicherkarte und dem ersten Aufruf der Anwendung registriert man die Software mit dem Eintrag des SchlĂĽssels in einem Fenster. Von der Website von Route 66 kommt anschlieĂźend eine SMS zurĂĽck und der Vorgang ist erledigt.
Zum Eingeben eines Ziels benötigt man mit Route 66 lediglich Teile des Namens – das richtige Vorgehen erfordert allerdings Übung: Beispielsweise ist die Eingabezeile limitiert auf eine bestimmte Länge. Gibt man nun "Gaststaette Wichmann" ein, überschreitet man die Zeichenzahl und es bleibt nur "Wichmann" stehen und darunter kennt die Datenbank natürlich nichts. Bei der Eingabe von "gast wich" wird die korrekte Adresse des hannoverschen Edel-Restaurants ermittelt. Oder: Mit "hann hart" findet man die Hartmannstraße in Hannover. Alle so lokalisierten Einträge werden auf einem Historie genannten Notizzettel gespeichert und können von da in die Favoritenliste übertragen werden. Wenn man sich daran gewöhnt hat, ein passables Verfahren.
Nicht ganz so gut gefielen uns die Sprachansagen; teilweise waren sie sehr kurz und abgehackt, Anfangssilben fehlten und man musste sich sehr in die Ansagen "einhören". Ansonsten kam die Führung im Autobahnbereich rechtzeitig, Einfädelspuren und Abbiegehinweise wurden richtig angesagt. Im innerstädtischen Bereich ergab sich kein so gutes Bild: Einmal standen wir vor einer gesperrten, weil nicht zu Ende gebauten Straße, und eine weitere Unsicherheit bemerkten wir bei der Software, wenn wir uns mehrfach hintereinander verfahren hatten – wie es ja in einer fremden Stadt trotz Navi-Hilfe immer wieder passiert. Die Nachberechnung erfolgte zwar in wenigen Sekunden, dabei zeigte aber einmal der Richtungspfeil auf dem Display nach rechts (richtige Richtung), die Sprachansage versuchte uns jedoch nach links (falsch) zu lotsen. Diese Macken waren zwar nicht reproduzierbar – was den gefühlten Unsicherheitsfaktor trotzdem nicht verringert.
Vorbildlich ist bei Route 66 die Einbindung der Staudaten gelöst; über GPRS wählt sich das Handy auf einer Route-66-Website ein, holt die TMC-Daten, fügt sie in die vorhandene Routenplanung ein und bietet eine Neuberechnung an. Dabei fallen nur die Verbindungsgebühren an, die Benutzung des Dienstes ist kostenfrei.
Nachbessern sollten die Softwareentwickler allerdings den Fehler, dass bei Ausfall des GPS-Signals, sei es durch leeren Akku, Bluetooth-Unterbrechung oder andere Störungen, die Warnmeldung nicht sofort auf dem Display erscheint, sondern erst nach einigen Minuten.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Smart2Go
Die in der FuĂźzeile sichtbaren Softtasten haben in der getesteten Version von Smart2Go keine Funktion.
Das Onboard-Programm Smart2go von der Berliner Firma gate5 AG erprobten wir als Symbian 60-Version auf einem Nokia 6600 Smartphone. Gegenüber der in c't 17/05 gestesteten Version hat der Hersteller einige Fehler beseitigt – rundum zufrieden stellend ist Smart2go aber noch nicht. Die Programm-Installation beschränkt sich auf das Einlegen der 512-MByte-Speicherkarte; auch eine Registrierung entfällt erfreulicherweise. Zum Eingeben einer Zieladresse muss man sich allerdings durch mehrere Fenster klicken, die Reihenfolge ist lernbedürftig und nur wenig intuitiv gestaltet. Die Verbindung zum GPS-Empfänger nimmt das Programm automatisch auf, hier sind keine Einstellungen nötig. Allerdings verlangt Smart2go definitiv nach der im Lieferumfang enthaltenen RoyalTek-GPS-Maus und versagt den Dienst mit Fremdgeräten.
Bei der Zielführung entpuppt sich das Programm als kleines Plappermaul: In zwei Kilometern-, in 800 Metern-, in 400 Metern-, in 150 Metern- und jetzt-abbiegen ist doch etwas des Guten zuviel und führt zudem bei Autobahn-Kleeblatt-Kreuzungen zu schnell aufeinander folgenden, sich aber widersprechenden Anweisungen, beispielsweise "rechts halten", "geradeaus bleiben", "links halten" direkt hintereinander. Auch überraschte uns in städtischer Umgebung die visuelle Anweisung, geradeaus über eine Kreuzung zu fahren (falsch), während die Sprachanweisung uns links auf den Schnellweg lotsen wollte (richtig). Im Übrigen kommen die Sprachansagen rechtzeitig und gut verständlich, lange Strecken geradeaus werden korrekt angesagt.
Die Softtaste für die Wiederholung einer Sprachansage funktionierte im Test ebenso wenig wie die Taste zur Berechnung einer Alternativ-Route. Während der Fahrt wird man mit einer opulenten Optik belohnt. Strecken- und geschwindigkeitsabhängig zeigt das Display mal die nähere Umgebung in 3D, mal den nächsten Abzweig in Großaufnahme und in aufwendiger Farbgestaltung. Hier könnte sich mancher Mitbewerber eine Scheibe abschneiden – ein solches Bonbon darf aber nur den Beifahrer freuen, der Fahrer hat ja seine Augen immer auf der Straße.
TomTom Mobile 5
TomTom-Route in nicht sonderlich ausgeprägter 3D-Darstellung; auch hier kommt bei jedem Abbiegepfeil eine Sprachansage.
Die auf der CeBIT 2005 angekündigten neuen TomTom-5-Versionen sind seit Juni erhältlich: "Mobile 5" für Sybian-60-Smartphones und "PDA-Navigation" für Windows Mobile für Smartphone/Pocket PC. Für unseren Test benutzen wir TomTom Mobile 5 auf einem Nokia 6670. Das Onboard-Programm wird auf einer 256-MByte-MMC-Speicherkarte geliefert; zum Lieferumfang gehört ein Bluetooth-GPS-Empfänger mit Ladegerät für 220 V und 12 V sowie eine CD mit dem Benutzerhandbuch.
Nach dem Einstecken der Karte in das Handy beginnt man mit der etwas umständlichen Registrierung über die Website von TomTom. Damit ist die Software an das eine benutzte Handy gebunden. Vom Hersteller werden drei Bindungen an verschiedene Handys vom gleichen Typ (beispielsweise Smartphones), aber unterschiedlicher Prozessor-ID unterstützt.
Die Bedienung von TomTom Mobile 5 dürfte auch Navi-Neulingen leicht fallen. Das Programm meldet sich immer mit der ersten Seite eines dreiseitigen Menüs, dessen einzelne Einträge dann ihrerseits wieder auf verschiedene Seiten verzweigen können. Navigiert wird im Menü mit den Joystick-Pfeiltasten. Der erste Eintrag der ersten Seite ist "Navigieren zu", zweifellos der am häufigsten gebrauchte Einstiegspunkt. Beim Eintragen von Zielort oder -straße bietet die Datenbank ohne merkbare Verzögerung schon nach jedem Buchstaben die vorhandene Auswahl aus dem Datenbestand an.
Das Routing selbst ist – wie schon bei den Vorgänger-Versionen gewohnt – völlig ohne Tadel: Abbiege-Hinweise kommen geschwindigkeitsabhängig rechtzeitig, Einfädelspuren werden richtig angesagt, allerdings gibt es für lange Geradeausstrecken immer noch keinen eigenen Hinweis. Bei gewollten oder ungewollten Abweichungen von der Route berechnet TomTom Mobile 5 innerhalb von wenigen Sekunden eine neue Strecke und sagt diese an.
Lediglich die etwas vollmundige Behauptung auf der Website, mit TomTom Mobile 5 nun auch Radfahrer- und Fußgänger-Routing zu ermöglichen, müssen wir nach unseren Testfahrten relativieren: Zwar optimiert TomTom Mobile 5 im Fußgänger-Modus die Route auf die kürzeste Strecke und beim Fahrrad-Modus auf vorhandene Radwege, die Software kann aber aufgrund von Beschränkungen der Datenbasis keine Wege durch Stadtwälder, Parks oder Gartenkolonien finden – selbst wenn Stadtwaldwege sogar mit dem richtigen Namen in der Karte auftauchen. Bis das richtig funktioniert, dürften die Straßendaten-Lieferanten Navteq und Teleatlas sowie die TomTom-Entwickler noch ein gehöriges Stück Arbeit vor sich haben.
Ein interessantes Feature ist der vom Hersteller angebotene Stauwarndienst TomTom Traffic. Nach der Planung einer Route wählt man sich über GPRS beim TomTom-Server ein und ruft die dort vorhandenen Stauwarnungen ab. Liegt eine Störung auf der geplanten Strecke vor, wird dies durch ein Symbol dargestellt und man kann sich eine neue Route ausrechnen lassen. Kostenpunkt: 40 Euro pro Jahr für den Stauservice plus die GPRS-Gebühren vom Handy-Netzbetreiber. Ein kostenloses Schnupperangebot für einen Monat bietet TomTom auf seinen Webseiten an.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fazit
Ohne Handbuch lässt sich Navicore nutzen: kein Schnickschnack wie Staudaten, direkte Bedienung, klar verständliche und gut führende Ansagen. Wer auf dem heimischen PC sehen will, wo Ehemann/frau gerade ist, oder wer sein Drei-Mann-Unternehmen mit einem kostengünstigen Flottenmanagement ausrüsten will, kommt an CoPilot nicht vorbei und muss sich dafür mit dessen kleinen Unzulänglichkeiten arrangieren.
TomTom ist aufgrund seiner langen Erfahrung mit Navi-Programmen ein sehr sicheres System, verschreckt aber mit dem Preis für die Staudaten – im Unterschied dazu bietet Route 66 diese als kostenlose Beigabe. Ein paar Hausaufgaben haben die Programmierer von Destinator und Smart2go noch vor sich, wenn sie bei diesem Mitbewerb bestehen wollen. (roe)