Pinguin-Navigation [Update]
Im A780 setzt Motorola erstmals in einem Smartphone fĂĽr den deutschen Markt auf ein Linux-Betriebssystem und stattet es mit GPS und der Navigationssoftware CoPilot aus.
- Rudolf Opitz
- Peter Röbke-Doerr
![Bild 1 [93 x 150 Pixel @ 4,8 KB]](https://www.heise.de/altcms_bilder/63622/1_hires.jpg)
Im A780 setzt Motorola erstmals in einem Smartphone fĂĽr den deutschen Markt auf ein Linux-Betriebssystem und stattet es mit GPS und der Navigationssoftware CoPilot aus.
Auf der Klappe des A780 befindet sich die Wähltastatur, darüber ein Fenster, das den Blick auf einen Teil des darunterliegenden Touchscreens freigibt. So lässt sich das Quadband-Smartphone ähnlich den Symbian-Modellen von Sony Ericsson wahlweise wie ein Handy per Tastatur oder als PDA per Touchscreen bedienen. Das kontraststarke Display mit einer Auflösung von 240 x 320 Pixeln bleibt auch im Sonnenlicht lesbar. Die Sprachqualität ist sehr gut, auch beim Einsatz der Freisprechfunktion.
Als Betriebssystem kommt ein für ARM-V5-Prozessoren angepasster Linux-Kernel (2.4.20) zum Einsatz. Das Hauptmenü ist mit zahlreichen Anwendungen gut gefüllt; bei Bedarf kann man sie sich in Kategorien – etwa für Büro oder Multimedia – geordnet anzeigen lassen. Texte gibt man bequem über die Handschrifterkennung oder eine virtuelle Tastatur auf dem Touchscreen ein. Die Navigationssoftware CoPilot ist auf dem A780 vorinstalliert; die Datenbank befindet sich auf einer 256 MByte großen TransFlash-Speicherkarte, die man im Betrieb wechseln kann. Bei unserem ersten Testgerät gab es jedoch Probleme mit dem Slot für das kaum fingernagelgroße Kärtchen: Es saß augenscheinlich zu locker im Slot, sodass CoPilot mehrfach meldete, die Speicherkarte sei nicht korrekt eingeschoben.
Durch die Portierung der Windows-Variante von CoPilot (siehe Karten im Handy) nach Linux sind unsere Beanstandungen nicht weniger geworden: Mehrfach blieb das Programm hängen und ließ sich nur durch einen längeren Batterie-Reset (>1 min) wieder zur Mitarbeit bewegen; bei einem der Geräte-Neustarts konnte CoPilot den GPS-Empfänger nicht mehr starten. Während der gesamten Zielführung nervt die Alarmmeldung, dass das Programm gerade eine Neuberechnung der Route durchführe – obwohl die Zielführung korrekt funktioniert. Auch springt das Menü während der Adresseingabe für eine Route hin und wieder in ein Untermenü für Zwischenziele. Richtig gemein hingegen ist eine reproduzierbare Macke während der Routenführung: An einer Kleeblatt-Kreuzung zweier Autobahnen im Stadtgebiet von Hannover sagte CoPilot rechts halten (falsch), zeigte auf dem Display aber auf die linke Einfädelspur (richtig).
Allerdings bleibt einschränkend zu bemerken, dass diese Beurteilung von Handy und Navigations-Software möglicherweise an Betaversionen beider Komponeten liegen könnten – obwohl wir uns vor der Veröffentlichung bei den Herstellern rückversichert hatten. Sowohl Motorola als auch CoPilot haben uns nun "echte" Serienprodukte geschickt, die wir uns intensiv angeschaut haben. Die Ergebnisse haben wir in einem Update zusammengefasst.
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Wenn man dann allen Widrigkeiten zum Trotz ein Ziel eingegeben und die Zielführung gestartet hat, kommen die Sprachansagen jedoch klar und dem Sinn nach deutlich – allerdings recht leise. Das Abweichen von der geplanten Strecke bemerkt CoPilot sofort; in Sekundenschnelle berechnet er die Route sogar – anders als die Windows-Version – komplett neu.Andere Smartphone-Anwendungen wie die umfangreichen Organizer- und Multimedia-Funktionen gefallen schon besser. Der Picsel-Viewer zeigt Excel-, Powerpoint-, PDF- und Word-Dokumente an. Der Realplayer spielt MPEG4-Videos ab und bringt Musik in den Formaten AAC, MIDI, MP3 und WMA zu Gehör. Die Bilder der Kamera geraten etwas unscharf mit wenig Kontrast, zeigen jedoch passable Farben; Videos gibt das A780 zwar ohne störende Artefakte, aber unscharf wieder. Zum Surfen gibt es einen Opera-Browser, der Webseiten an das kleine Display anpasst. Vor dem Einsatz als Funkmodem muss man die Modemanwendung starten. Danach steht das Bluetooth-Einwahlprofil (DUN) zur Verfügung. Die USB-Schnittstelle kann man in einen Massenspeichermodus schalten, das A780 wird vom PC dann automatisch als Speicher erkannt.
Das Motorola A780 gefällt als gut bedienbares Smartphone mit großem Funktionsumfang, die Navigationssoftware hinterlässt dagegen den Eindruck, man habe es mit einem völlig neu entwickelten Programm zu tun, bei dem noch gravierende Kinderkrankheiten auszumerzen sind.
[Update]
Die neue Version der Navigationssoftware behebt nun einige, aber noch nicht alle unserer Beanstandungen. Es gab zwar keine Programm-Hänger mehr, der Speicherkarten-Slot funktionierte problemlos und auch die anderen beim ersten Test beschriebenen "Macken" waren behoben. Sogar die Datenbank kam jetzt ohne zwingende Eingabe der Postleitzahl aus, die Probleme an einigen Kreuzungen in der Republik bestehen aber nach wie vor: An der Kleeblatt-Kreuzung zweier Autobahnen im Stadtgebiet von Hannover sagte CoPilot weiterhin rechts halten (falsch), zeigte auf dem Display aber auf die linke Einfädelspur (richtig). Bei einer anderen Tour zeigte und sagte CoPilot "rechts abbiegen" - was aber falsch war. Die Software erkannte diesen Fehler jedoch sofort und korrigierte die Zielführung.
Die Eingabe von Zielen ist einfach und gelingt durch die automatische Eingabe-Vervollständigung aus der Datenbank schnell und ohne Blick in die Hilfe. Unterstützt wird dies durch einen Zielspeicher, der sich gefahrene Strecken merkt und in einem eigenen Ordner anbietet. Längere Strecken geradeaus sagt CoPilot nicht an; dafür legt das Programm dabei aber den Bildschirm schlafen. Es meldet sich zwei Kilometer vor dem nächsten Abzweig mit einer Ansage und in einem weiteren Kilometer mit einer Kartenübersicht und der nächsten Ansage. Wenn der Bildschirm dunkel ist, genügt ein kurzes Antippen um zu erfahren, wie lange es noch geradeaus geht. Die Navigationssoftware hinterlässt inzwischen einen durchaus guten Eindruck. (rop/roe)
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