Arbeitsplatz für unterwegs

Bislang dienten USB-Speichersticks als schnöde Datenträger, die man aus Sicherheitsgründen nur im Ausnahmefall in fremde Rechner einstecken mochte. Mit der U3-Spezifikation kann man seinen persönlichen Arbeitsplatz darauf speichern.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Daniel Lüders
Inhaltsverzeichnis

Bereits vor etwa einem Jahr setzten sich die Flashstick-Hersteller SanDisk und M-Systems zusammen, um ein Konzept zu entwickeln, das USB-Speicher für den Nutzer attraktiver macht. Sie gründeten das Unternehmen U3 LLC, das eine Spezifikation entwickeln sollte, auf dem USB-Stick alle Einstellungen, Programme und Daten zu speichern, sodass ein Anwender unterwegs arbeiten kann, ohne auf dem Wirtsrechner Spuren davon zu hinterlassen. Eine ganze Reihe von USB-Speicherherstellern wie Kingston, Verbatim und Memorex kündigten bereits damals ihre Unterstützung an. Nun kommen dieser Tage die ersten U3-USB-Sticks, so genannte "U3-Smartdrives" in die Läden, die nicht mehr kosten als gewöhnliche USB-Flashsticks. Für unseren Test lagen uns U3-USB-Sticks der Firmen Kingston Technology und M-Systems vor.

U3-Sticks besitzen wie alle USB-Sticks Flash-Speicher, tragen allerdings auf einem nichtbeschreibbaren Teil eine Software, die das Menü einer Arbeitsplatzumgebung startet, und bringen einen Verschlüsselungs-Chip mit, der Daten vor fremden Zugriffen schützt.

Steckt man den Stick in einen Rechner mit Windows XP oder Windows 2000/SP4, gibt sich der Stick zunächst als CD-ROM-Laufwerk zu erkennen. Von diesem startet automatisch eine U3-Applikation und installiert ein U3-Startmenü – wahlweise in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch – im System-Tray. Vom U3-Startmenü aus startet man die Programme des U3-Sticks, installiert neue, schützt den Stick mit einem Passwort, legt Startoptionen fest oder öffnet die Hilfe-Funktion. Gleichzeitig erzeugt der Stick ein Laufwerk im Arbeitsplatz, bei dem es sich um das eigentliche USB-Flash-Speicher-Laufwerk handelt. Bei deaktivierter Autostart-Funktion muss der Nutzer das Programm U3.exe von Hand selbst starten. Voreingestellte Menü- oder Startprofile, beispielsweise zur automatischen Virenprüfung bei unbekannten Computern, kennen U3-Sticks bislang nicht. Sperrt der Hostrechner jegliche Neuinstallion von USB-Hardware, guckt man mit seinem U3-Stick sowieso in die Röhre.

Wer glaubt, er könnte seine bisherigen Lieblingsprogramme wie MS Office einfach auf einen U3-Stick installieren, ist auf dem Holzweg: Alle Applikationen müssen speziell für die U3-Sticks programmiert worden sein. Bislang ist die Auswahl an U3-kompatibler Software noch sehr gering (siehe Tabelle auf der folgenden Seite), auch wenn bereits vor einem Jahr große Namen der Software-Branche wie Corel, McAffee und Mozilla die Anpassung ihrer Produkte ankündigten. Lediglich einige Programme für Sicherheit, Chat, und E-Mail sind bereits erhältlich. Auf einigen Sticks, etwa auf dem disk2go-Stick von M-Systems, befinden sich wenigstens einige Beilagen, wie ein E-Mail-Client, ein Virenscanner und ein Programm zur Dateisynchronisation zwischen Rechnern. Der U3-Stick von Kingston bringt lediglich Demo-Software mit.

Mit dem kinderleicht zu bedienenden Online-Assistenten installiert man Programme auf dem U3-Stick.

Zum Glück steht das U3-Source-Development-Kit (SDK) kostenlos auf der U3-Webseite zum Download bereit, sodass findige Programmierer immerhin eigene Applikationen erstellen können.

Will man die U3-Extras benutzen, ist ein Rechner mit Windows XP oder Windows 2000 zwingend erforderlich. An Computer mit anderen Betriebssystemen wie Linux oder Mac OS angedockt, geben sich die U3-Smartdrives wie ganz gewöhnliche USB-2.0-Massenspeicher aus. An die installierten U3-Programme und Daten kommt man dann nicht heran, denn die sind mit hinreichend sicherem 256-Bit-AES-Algorithmus verschlüsselt. Sichert man zudem seinen U3-Stick sinnigerweise mit einem Passwort, verwehrt der Stick selbst eine Benutzung als USB-Massenspeicher, sondern meldet sich als nicht beschreibbares CD-ROM-Laufwerk an, auf dem lediglich die Dateien des U3-Startmenü-Programms vorliegen. Eine Unterstützung von Linux und Mac OS kündigte U3 zwar an; bislang ist aber weit und breit noch kein Treiber in Sicht.

Neue Software installiert man entweder mit dem integrierten Installations-Browser per Internet oder als vorher heruntergeladene u3p-Datei von der Festplatte. Danach führt der Assistent den Nutzer komfortabel durch den Installationsprozess.

U3-Programme liegen auf dem Stick in zwei Teilen vor. Beim ersten Teil handelt es sich um ein Zip-Archiv, in dem sich die Programm-Dateien befinden. Der zweite Teil besteht aus einer zugehörigen XML-Konfigurationsdatei in der Startoptionen, Status, letzter Start und andere Einstellungen festgelegt sind.

U3-Programme starten direkt vom Stick und müssen nicht auf jedem Host-Rechner neu installiert werden. Sie dürfen auf dem Wirtsrechner lediglich erstellte Dokumente ablegen und temporär Registry-Einträge schreiben sowie Systembibliotheken benutzen. Beim Abmelden des Sticks verschwinden die Einträge wieder aus der Registry-Datenbank und alle verwendeten Systemressourcen werden geschlossen, sodass keine Spuren zurückbleiben. Auch wenn man den Stick ohne Abmelde-Prozedere abzieht, schließen sich alle Applikationen und das Startmenü verschwindet. Allerdings empfiehlt sich das sichere Abmelden, weil unsicherer Auswurf zu verkrüppelten Programminstallationen führen kann, wobei sich die so beschädigten Programme weder starten noch per Assistent neu installieren lassen. Hier hilft dann nur noch das separate Herunterladen und Starten der Installationsdatei.

An sich handelt es sich bei U3 um ein interessantes Konzept, das allerdings wie die meisten neuen Softwaretechnologien noch die eine oder andere Verbesserung vertragen könnte. Zwar hinterlassen Programme auf Wirtsrechnern nach dem Abziehen des Sticks keine Spuren, aber lediglich unter Windows XP und 2000 SP4 kann man die U3-Features nutzen. Mit Linux und Mac OS verschwindet der Mehrwert: Dort verhalten sie sich wie gewöhnliche USB-Flashsticks, und das auch nur, wenn kein Passwort gesetzt ist. Ohne Passwortschutz kann aber auch jeder Unbefugte auf die Daten des Sticks ungehindert zugreifen.

Zudem wäre ein Schreibschutz sinnvoll, um die Sticks vor Zugriffen von womöglich virenverseuchten Rechnern zu schützen. Zwar bringen einige U3-Sticks einen Virenscanner mit, aber das Entlausen eines Computers kostet oft viel Zeit, wenn es überhaupt vollständig gelingt. Des Weiteren vermisst man Startmenü-Profile, die bei unbekannten Rechnern möglicherweise automatisch Virenscanner starten, und bei bekannten Rechnern eine Dateisynchronisation durchführen oder andere automatisierte Prozesse ausführen.

Sinnvoll erscheint der Einsatz deshalb momentan nur an bekannten Rechnern, beispielsweise zu Hause oder in der Arbeit. Mit dem Stick lassen sich bequem Chat-Profile laden, Dateien abgleichen oder E-Mail-Einstellungen aufspielen.

Doch verlässt man sich auf den Stick, muss man ihn ständig eingesteckt lassen, was beispielsweise bei Notebooks lästig ist. Eine Möglichkeit, die Konfiguration und Daten zwischen U3-Programm und lokal installierter Software zu synchronisieren, fehlt.

Als universeller Arbeitsplatz zum Mitnehmen ist der U3-Stick momentan noch zu unflexibel, denn auf fremden Rechnersystemen möchte man den Stick aus Sicherheitsgründen nur im Ausnahmefall verwenden, und dann auch nur passwortgeschützt mit Windows-XP oder -2000-System. Den Mehrwert, den U3-Sticks ohne Aufpreis bieten, nimmt man dennoch gerne mit. Bleibt nur zu hoffen, dass das noch magere Software-Angebot bald Applikationen enthält, die U3-Sticks um Funktionen bereichert, welche man bislang noch für den universellen Einsatz vermisst. Eine aktuelle Übersicht über U3-kompatible Software steht auf software.u3.com bereit. (dal) (ll)