Kleiner Diener

Wegen der weißen Oberfläche, aber auch wegen des Preises fällt das Serie 3715 von Averatec auf: Ganz wenige Subnotebooks kosten nur 1000 Euro, für die meisten muss man wesentlich tiefer in die Tasche greifen.

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  • Dr. JĂĽrgen Rink

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Wegen der weißen Oberflächeund wegen des Preises fällt das Serie 3715 von Averatec auf: Nur wenige Subnotebooks kosten um 1000 Euro, für die meisten muss man wesentlich tiefer in die Tasche greifen. In dem kleinen Gerät steckt sogar ein DVD-Brenner.

Das Gehäuse sieht wegen seiner hellen Farbe schick aus, wird aber schneller unansehnlich als solche in Notebook-typischer dunkler Farbe. Die Oberfläche ist allerdings robust und einigermaßen kratzfest. Die geringen Abmessungen hat Averatec, beziehungsweise Hersteller Twinhead, geschickt genutzt: Alle Buchstabentasten sind gleichgroß, quadratisch und mit 18 mm nur knapp kleiner als normalgroße Tasten (19 mm). Auch Zehnfingerschreiber sollten damit zurechtkommen. Ob der kurze Tastenhub und der deutliche, fast schalterartige Druckpunkt ein angenehmes Tippgefühl vermitteln oder nicht, hängt vom Nutzer ab – manchen gefällt's, andere bevorzugen ein eher weiches Tastaturgefühl.

Viele Subnotebooks haben mittlerweile Displays im Breitformat (siehe [1]), das Serie 3715 zeigt seine Bilder dagegen auf einem 12-Zoll-Panel im klassischen 4:3-Format mit XGA-Auflösung (1024 × 768). Die Pixel leuchten angenehm hell mit 135 cd/m2, sogar draußen bleiben sie ablesbar, wenn nicht gerade die pralle Sonne draufscheint. Allerdings stört der vor allem in vertikaler Richtung sehr kleine Blickbereich, der dazu führt, dass je nach Kopfhaltung die etwas schwergängige Display-Halterung oft nachgeführt werden muss. Die Farben leuchten satt, aber nicht brillant. Uns fiel ein Bereich unten rechts auf, der um ein Drittel dunkler ist als die restliche Display-Fläche und der vor allem bei reduzierter Helligkeit hervorsticht.

Eindeutiger fällt das Urteil über das Touchpad aus. Der Finger gleitet weniger gut über die Fläche als gewohnt, was zu ruckelnden Bewegungen und schlecht zu positionierendem Cursor führt. Zudem muss der Finger kräftig auf die Touchpad-Fläche klopfen, bevor ein Mausklick simuliert wird – leider helfen die zahlreichen Touchpad-Einstellungen im Treiber nicht weiter. Besser, man nutzt die leichtgängigen Touchpad-Tasten.

Den niedrigen Preis kann Averatec nur mit günstigen Varianten von Prozessor, Chipsatz und Grafik erreichen. Der Mobile Sempron 3000+ hat nur 128 KByte L2-Cache und kommt ohne 64-Bit-Spezialitäten. Die AMD-CPU liegt hier in der Low-Voltage-Version (LV) mit einer maximalen Leistungsaufnahme (TDP) von 25 W vor und damit in der Größenordnung eines leistungsfähigeren Pentium M (TDP 27 W).

Zusammen mit VIA-Chipsatz K8N800A und integrierter Grafik UniChrome Pro genügt die Rechenleistung für Büroanwendungen dennoch voll und ganz und liegt etwa auf dem Niveau niedrig getakteter Centrino-Notebooks. Die Grafik-Hardware gehört allerdings bereits zum alten Eisen. An 3D-Anwendungen braucht man keinen Gedanken zu verschwenden, selbst ältere Spiele laufen damit nicht flüssig.

Vor allem wegen Chipsatz und integrierter Grafik verbraucht das Serie 3715 rund 50 Prozent mehr Leistung als ein Centrino-System – obwohl der K8N800A als Stromsparchipsatz ausgelegt ist. Die mindestens rund 16 Watt sind für ein AMD-System kein schlechter Wert, führen aber im kleinen Notebook zu einem häufig anlaufendem Lüfter, auch wenn Windows nichts zu tun hat. Immerhin dreht der Lüfter vergleichsweise leise, schon bei geringer Geräuschkulisse stört er nicht mehr.

Oberhalb der Tastatur links prangt ein Knopf mit S für "Silent Mode". Der schaltet nicht etwa den Lüfter aus, sondern drosselt die CPU auf 800 MHz – wie übrigens auch die Windows-Energiespareinstellung "Minimale Batteriebelastung". Normalerweise (bei Einstellung "Tragbar/Laptop") läuft die CPU ebenfalls 800 MHz, dreht aber bei Rechenlast bis 1800 MHz hoch.

Die Akkulaufzeit beträgt mit "Tragbar/Laptop" und dem Display bei 100 cd/m2 maximal drei Stunden und verkürzt sich auf zwei Stunden bei voller Display-Helligkeit. Nur wenige Subnotebooks laufen deutlich länger; ein Ersatzakku kostet 160 Euro.

Im Betrieb lädt der Akku nur dann zügig, wenn das Notebook nichts zu tun hat. Lastet man das System zu hundert Prozent aus und lädt gleichzeitig den Akku, dann zeigt sich, dass das Netzteil unterdimensioniert ist: Bei 65 W ist Schluss, obwohl das Notebook in diesem Fall mehr verlangt. Zudem überhitzt sich das Netzteil selbst dann, wenn es nicht die volle Leistung liefern muss. An der Oberfläche außen haben wir maximal 62°C gemessen, im Innern dürfte die Temperatur noch höher liegen. Das ist erstens gefährlich und reduziert zweitens die Lebensdauer. Ein Ersatznetzteil für 79 Euro sollte man im Budget vorsorglich berücksichtigen.

An Schnittstellen bringt das Subnotebook das Nötigste mit, allerdings ohne IrDA, Bluetooth, SPDIF und internem Mikrofon. Die drei USB-Ports liegen alle an der rechten Seite vorne. Der VGA-Port liefert eine akzeptable Signalqualität, aber mehr als mit 1280 × 1024 Punkte sollte man für ein gutes Bild nicht einstellen. Der Audio-Ausgang führt ein erstklassiges Signal.

Die Anbindung ans WLAN gelingt mit diesem Notebook nur schlecht, denn schon nach 10 Meter Abstand zum Access Point kann die Verbindung abbrechen. Die meisten Notebooks erzielen über 20 Meter eine bessere Datenrate als das Averatec-Subnotebook – selbst dann, wenn es nur einen Meter neben dem Access Point funkt. Immerhin kann der praktische Schalter vorne die WLAN-Hardware zum Stromsparen oder im Flieger abschalten.

Zwar kommen im Gehäuse eine übliche 2,5-Zoll-Festplatte und zwei SO-DIMM-Bänke für Speicherriegel unter, doch der Anwender kann Erweiterungen kaum selbst vornehmen. Auch technisch Versierte kommen nach viel Schraubarbeit und vorsichtig gelösten Kabeln höchstens an die Speicherplätze ran.

Fazit

Trotz Kritik wegen der veralteten Grafik, schlechter WLAN-Anbindung, des heiĂźes Netzteils und des unergonomischen Touchpads: Das Averatec Serie 3715 ist ein robustes und mit 1049 Euro sehr gĂĽnstiges Subnotebook, dessen Display hell genug ist. Es bringt genĂĽgend Rechenleistung fĂĽr BĂĽroanwendungen mit und hat einen DVD-Brenner integriert. Das Gewicht von 1,9 kg und die Laufzeit von drei Stunden sind akzeptables MittelmaĂź.

Einer der wenigen Konkurrenten ist das Apple iBook G4 12" fĂĽr 1029 Euro: Es wiegt etwas mehr (2,2 kg) und ist jeweils 2 cm breiter und tiefer, hat nur einen CD-Brenner und ein deutlich dunkleres Display. Bei BĂĽroanwendungen arbeitet es deutlich langsamer, bei Grafikanwendungen etwas schneller. Seine enorme Laufzeit von 4,5 Stunden hebt es vom Averatec-Modell ab.

Weitere Subnotebooks um 1000 Euro bietet derzeit nur Faet an. Das Faet V8 für 1067 Euro ohne Betriebssystem läuft mit Pentium M, hat einen CD-Brenner und ebenfalls ein 12-Zoll-Breitbild-Display. Aktuelle Preise für die genannten Modelle kennt der Preisvergleicher auf heise online. (jr)

Literatur
[1] Jörg Wirtgen, Klein, fein, mein, Ein Wegweiser zum optimalen Subnotebook, www.heise.de/mobil/artikel/63616
Averatec Serie 3715
Subnotebook
HerstellerAveratec
LieferumfangWindows XP Home, PowerDVD 5.0, PowerStarter, StarOffice 7, Exact Image 7.0, EuroRoute 2005, Modemkabel, Netzteil, Treiber-CD, Recovery-CD
Display12,1 Zoll, 1024 Ă— 768 (106 dpi, 4:3)
ProzessorAMD Mobile Sempron 3000+ (1,8 GHz, 128 KByte L2-Cache)
ChipsatzVIA Apollo K8N800A (VT8235, HT800)
Hauptspeicher512 MByte PC2700 (2 x SO-DIMM-Plätze, 1 frei)
GrafikchipVIA /S3G UniChrome Pro IGP
Gewicht / Größe1,88 kg / 27,5 cm × 22,5 cm × 3,7 cm
Garantie2 Jahre, Akku 6 Monate
Preis1049 EUR