Mobil und vernetzt

Lenovos Thinkpad X60s wiegt weniger als drei Pfund und findet mittels zahlreicher Funkoptionen den Weg ins Netz – auch per UMTS.

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  • Dr. JĂĽrgen Rink

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Je komfortabler die Reise, desto zufriedener der Reisende. Lenovo will mit dem Thinkpad X60s seinen Teil dazu beitragen: Der Begleiter wiegt weniger als drei Pfund und findet mittels zahlreicher Funkoptionen den Weg ins Netz – auch per UMTS.

Die X-Serie der ThinkPads umfasst dünne Subnotebooks ohne optisches Laufwerk mit 12-Zoll-Display im 4:3-Format. Die auffällig mattschwarze Oberfläche der ehemaligen IBM-ThinkPads behielt Lenovo nach dem PC-Spartenkauf von IBM bei, auch den stabilen Display- Deckel. Die ThinkPad X60(s) laufen mit Intel Core Duo L2400 oder T2400 und haben damit in etwa die Rechenleistung von normalgroßen Portablen. Knapp zwanzig Modelle hat Lenovo im Programm, sie unterscheiden sich durch Festplatten- und Hauptspeichergröße sowie Prozessor, Akkugröße und Mobilfunkoption.

Unser Modell X60s 17046DG läuft mit Low-Voltage-CPU L2400 (1,66 GHz) und 1 GByte Hauptspeicher, die Festplatte fasst 80 GByte. Eingebaut ist der kleinste Akku aus Lenovos Sortiment (28,8 Wh) und mit UMTS, WLAN und Bluetooth jede Menge Funktechnik. In dieser Ausstattung kostet das Gerät beim Händler knapp 1800 Euro.

Funk

Eine Mini Card PCI Express von Sierra Wireless sorgt für die Mobilfunkverbindung. Sie versteht sich mit dem europäischen UMTS-Netz (2100 MHz) und nahezu weltweit mit GSM/GPRS-Netzen (850, 900, 1800, 1900 MHz) sowie auf EDGE-Datenverbindungen.

Das mobile Funken verlief alles andere als reibungslos. Das erste Testgerät fand kein Mobilfunknetz. Einem Ersatzgerät gelang die Verbindung erst, nachdem wir Fehlermeldungen der Vodafone-Software "Funk-LAN aktivieren" ignorierten und stattdessen die Anwendung "Vodafone Mobile Connect" bemühten. Die Software irritiert auch mit Meldungen von unrealistisch großen Datenvolumina in Gigabyte-Höhe. Unseren Eindruck von der nicht ausgereiften Integration der Mobilfunkoption unterstreicht auch der Lenovo-eigene Konfigurator (Fn/F5), der WLAN, Bluetooth und die Mobilfunkoption listen soll. Letztere steht aber nicht zur Verfügung, folglich lässt sich kein Mobilfunk aktivieren. Erst bei ausgebauter SIM-Karte erscheint der Eintrag – offenbar ein Software-Fehler.

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Die SIM-Karte liegt gut erreichbar neben den Speicherriegeln an der Notebook-Unterseite, die Halterung lässt dem Kärtchen viel Spiel. Vergrößern

Von unserem ftp-Server konnten wir mit einer UMTS-Verbindung Daten mit etwa 42 KByte/s herunterladen. Für UMTS ist das eine akzeptable Rate, doch mit der HSDPA-Beschleunigung erwarteten wir ein Vielfaches davon: maximal sind 224 KByte/s möglich. Die Upload-Rate betrug nur 14,1 KByte/s. Konfrontiert mit den Ergebnissen, gab Lenovo an, dass die für HSDPA notwendige Firmware nicht auf dem Rechner installiert war. Aber auch ein Nachtest mit angeblich freigeschaltetem HSDPA brachte keine höheren Werte.

Lenovo tat sich mit Vodafone zusammen, um UMTS ins Notebook zu bringen. Obwohl das ThinkPad X60s ohne Vodafone-Subventionierung von Händlern angeboten wird, sperrt Vodafone den Zugang zu anderen Mobilfunknetzen. Somit bleiben zum Beispiel E-Plus, O2 und T-Mobil- Kunden außen vor. Unseres Wissens arbeitet kein anderer Notebook-Hersteller oder -Verkäufer mit der Zugangssperre Net-Lock.

Insgesamt hinterlässt die Mobilfunklösung in diesem Gerät einen unfertigen Eindruck. Die WLAN-Datenrate indes liegt bei durchschnittlichen 1,3 MByte/s in 20 Metern Entfernung vom Access Point – wenn Bluetooth aktiviert ist, bricht sie auf dürftige 0,8 MByte/s ein.

Display und Ergonomie

Die Display-Helligkeit reicht für Innenräume völlig aus. Draußen kannman wegen der matten, nicht spiegelnden Oberfläche zwar etwaserkennen, für Bilder und Video müsste das Display aber heller sein.Notebook-typisch verfälschen Farben bei Änderungen der Blickrichtung,und Kontrast sowie Farbsättigung nehmen ab. Bei veränderterKopfhaltung muss man daher den Display-Deckel nachführen.

Dass Laufruhe in Subnotebooks nur mit lahmer Rechenleistungeinhergeht, widerlegt das ThinkPad X60s. Trotz zeitgemäßerPerformance kommt die Hardware mit rund zehn Watt aus. Dieentstehende Wärme schaufelt ein Lüfter nach draußen, der sehr ruhigläuft und den Anwender nicht stört. Nur die rechte Handballenablagefiel uns wegen der hohen Temperatur von 40 °C unangenehm auf.

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Die Vodafone-Software irritiert mit Meldungen über nicht vorhandene Fehler und unsinnigen Volumenangaben.Vergrößern

Trotz der kompakten Bauform – das Notebook ist kleinerals ein DIN-A4-Blatt und nur etwa zwei Zentimeter dick –gerieten die Tasten erfreulich groß, weil Lenovo die gesamteGehäusebreite nutzt. Mit der komfortablen Tastatur werden die meistenzurechtkommen. Das flache Gehäuse hilft dabei, weil die Handballennur 13 Millimeter über der Tischplatte ruhen. Der einzigeSchönheitsfehler sind die mit 13 Millimetern viel zu schmalen Ü- undÄ-Tasten; üblich sind 19 Millimeter. Der Trackpoint führt den Cursorexakt, die Trackpoint-Tasten lassen sich ohne Mühe bedienen.

Mobilität

Das Testmodell läuft im Akkubetrieb knapp drei Stunden lang. Eingroßer Akku für 218 Euro, der aus dem Gerät herausragt, überbrücktetwa die doppelte Zeit. Einige Modelle haben ihn bereits eingebaut.Lenovo hat einen weiteren Stromlieferanten für die Unterseite imAngebot, der aber nur ans Gerät passt, wenn keine Docking-Stationangeschlossen ist. Insgesamt hat der Anwender damit genügend Akkuszur Wahl.

Docking-Stationen anderer ThinkPad-Serien passen nicht an das X60,sondern nur die so genannte Ultrabase (219 Euro). Sie dockt an dieUnterseite an und enthält Laufwerkschacht sowie Anschlüsse. Statteines optischen Laufwerks passt auch ein Akku in den Schacht (201Euro).

Beim Transport sollte man das ThinkPad X60s in eine Hülle stecken.Das Gerät ist zwar stabil und robust, doch die empfindlicheFolienleitung vom Gehäuse zum Display liegt frei zugänglich an derRückseite.

Auch ohne Docking-Station stehen unterwegs die wichtigsten Portsbereit. Einschränkungen gelten für den Speicherkartenschacht, weil erkeine MM-Cards erkennt und mit 4-GByte-SD-Cards nichtklarkommt. Der analoge Audio-Ausgang könnte kaum besser sein, dochdie Bildqualität an einem per VGA-Port extern betriebenen Monitor istschlecht. Das interne Mikrofon nimmt sehr klar auf, der eingebauteMonolautsprecher tönt laut genug.

Ein Fingerabdrucksensor, ein TPM-Chip für die Ablage vonPasswörtern und ein umfassender Passwortschutz sorgen für sicherverwahrte Daten, sollte das Gerät mal in falsche Hände geraten. Dasvorinstallierte Sicherheitspaket von Symantec hilft allerdings nur 90Tage weiter.

Lenovo hat die Google-Anwendungen Desktop und Picasainstalliert. Wenn der Nutzer damit nicht einverstanden ist, muss erdie Anwendungen erst deinstallieren. Fujitsu Siemens fährt bei seinenBusiness-Notebooks die bessere Strategie, indem die meistenAnwendungen nicht installiert, sondern nur auf CD mitgeliefertwerden.

Fazit

Das ThinkPad X60s gefällt als leichtes, gut bedienbares Notebook mitzeitgemäßer Rechenleistung, das sich der Anwender mit zahlreichenAkku-Optionen auf seine Nutzungsart anpassen kann. DieMobilfunkoption – insbesondere UMTS – dagegen enttäuscht.Unausgereifte Software, nicht freigeschaltetes HSDPAund die unzumutbare Beschränkung auf Vodafone-SIM-Karten lassen viel Spielraum fürVerbesserungen. (jr)


Windows XP Professional SP2, DefragmentiererDiskeeper, PC-Doktor 5, Symantec AntiVirus und Client Firewall (auf 3 Monate beschränkt), Vodafone Mobile Connect, Netzteil, Recovery-Partition, installiertes Handbuch Intel Core Duo L2400, 2 x 512 MByte PC2-5300S DDR2 , 12,1-Zoll-Display (XGA, 1024 × 768), Grafik-Chipsatz Intel GMA 950, 2,5"-Festplatte (SATA, 80 GByte),LAN 10/100/1000 MBit/s, WLAN (802.11a/b/g), CardBus-Steckplatz, Speicherkartenleser (SD bis 2 GByte) V.92-ModemVGA, USB, IEEE1394, Modem, Kopfhörer, Mikro-Eingang1,33 kg / 26,8 cm × 21,1 cm × 2,3cm1985 EUR
Lenovo
ThinkPad X60s (Modell17046DG)
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