Schachmatt fĂĽr Reflexionen
TDComponents tauscht bei Spiegeldisplays die oberste Panelschicht gegen eine mit matter Oberfläche aus. Das Ergebnis unterscheidet sich nicht von ab Werk matten Notebook-Bildschirmen, funktioniert aber nicht bei allen Paneltypen.
TDComponents tauscht bei Spiegeldisplays die oberste Panelschicht gegen eine mit matter Oberfläche aus. Das Ergebnis unterscheidet sich nicht von ab Werk matten Notebook-Bildschirmen, funktioniert aber nicht bei allen Paneltypen und ist mit einem Garantieverlust verbunden.
Schon vor einiger Zeit haben wir das süddeutsche Unternehmen TDComponents besucht, welches Reflexionen auf glatten Notebook-Displays mit Entspiegelungsfolien von 3M den Kampf angesagt hat. Bauartbedingt sind selbst dann noch leichte Spiegelungen sichtbar, weil nicht alle Reflexionen durch die Lambda/4-Schichten der Folie völlig ausgelöscht werden.
Auf Wunsch rüstet TDComponents aber auch eine echt matte Oberfläche nach: Sie streut das einfallende Licht in alle Richtungen, was konturierte Spiegelbilder verhindert und somit weiterhin die erste Wahl darstellt. Dazu bauen die Techniker das Panel aus dem Notebook-Deckel aus, ziehen die oberste, glatte Panelschicht des Displays (den sogenannten Polarizer) ab, reinigen die darunterliegende Glasscheibe und kleben einen neuen Polarizer mit matter Oberfläche auf. Dieser einfach zu beschreibende Vorgang hat es gleich in mehrerlei Hinsicht in sich: Er setzt das Panel beim Abziehen einer mechanischen Belastung aus und muss in einem Reinraum erfolgen, denn selbst kleinste Staubpartikel unter dem neuen Polarizer würden beim Arbeiten mit dem Notebook störend auffallen. Schließlich muss der neue Polarizer zum jeweiligen Paneltyp passen, weil er ein unverzichtbarer Teil der Bilderzeugung ist.
Aufgrund dieser Risikofaktoren kann TDComponents nicht jedes spiegelnde Notebook-Display zu einem matten umrüsten. So benötigen die immer häufiger verwendeten Panels mit LED-Hintergrundbeleuchtung spezielle Polarizer, die TDComponents derzeit nicht ohne Weiteres auftreiben kann. Zudem sind LED-Panels dünner und damit bruchempfindlicher als Panels mit Leuchtstoffröhren.
Test
Für unsere Probe aufs Exempel haben wir den 15,4-Zöller Lenovo 3000 N200 gewählt und sein Display vor und nach dem Umbau im Labor vermessen. Der matte Polarizer änderte nichts an den Farben, der Blickwinkelabhängigkeit oder der Helligkeit. Lediglich der Kontrast ging von 548:1 auf 403:1 zurück – was in der Praxis aber kaum auffällt. Der subjektive Eindruck überzeugt uneingeschränkt: Das Notebook unterscheidet sich nicht von einem mit ab Werk mattem Bildschirm. Ob man das eigene Notebook mattieren lassen kann, teilt TDComponents auf Anfrage mit.
Störende, scharf konturierte Reflexionen von Lichtquellen auf dem Notebook-Bildschirm ...
Falls der Polarizer nicht getauscht werden kann, besteht in vielen Fällen immer noch die Möglichkeit, stattdessen die Entspiegelungsfolien von 3M auflaminieren zu lassen. Nur die wenigen Notebooks mit rahmenlosen Displays, bei denen eine Glasscheibe vor dem Panel sitzt, lassen sich laut TDComponents nicht sinnvoll entspiegeln: Man habe zwar Tests mit einer 3M-Folie auf der Glasscheibe gemacht, doch durch den Abstand zwischen Folie und Panel wurde das Bild unscharf und grieselig – nichts zum täglichen Arbeiten.
... verschwinden nach dem Polarizer-Tausch völlig.
Deshalb lässt sich beispielsweise Dells Studio XPS 16 gar nicht entspiegeln. Bei Acers Aspire 8920G, Fujitsus Amilo Xi 3650, Sonys VGN-FW sowie Toshibas Qosmio G50 – ebenfalls Notebooks mit besonders farbkräftigen Spiegeldisplays – ist hingegen ein Polarizer-Tausch möglich, Dells Precision M6400 und Sonys VGN-AW lassen sich immerhin mit den 3M-Folien entspiegeln. MacBooks kann TDComponents generell nicht mehr umrüsten, denn Apple verklebt und verpresst Panel und Deckel der wenigen verbliebenen Modelle ohne Glasscheibe so fest miteinander, dass sie sich nicht beschädigungsfrei trennen lassen.
Während der Polarizer-Tausch 49 oder 55 Euro (bis/über 15,4 Zoll Diagonale) kostet, sind für das Laminieren der 3M-Folie je nach Displaygröße zwischen 35 Euro (10 Zoll) und 68 Euro (20 Zoll) zu investieren. Hinzu kommen noch 10 Euro Versand (17 Euro für Express-Lieferungen) und pauschal 20 Euro für Aus- und Einbau des Panels aus dem Deckel – insgesamt also maximal 100 Euro. Wir hielten unser Testgerät schon nach vier Werktagen wieder in Händen, doch die jeweilige Bearbeitungszeit hängt von der Auslastung des Reinraums bei TDComponents ab – diese teilt das Unternehmen bei einer Anfrage aber mit.
Garantieverlust
Einziger Nachteil beider Umbauvarianten ist, dass sie Hand in Hand mit einem Garantieverlust gehen: Alle von uns befragten Notebookhersteller gaben unisono zu Protokoll, dass TDComponents kein autorisierter Reparaturpartner sei und man deshalb keine Garantie mehr für das bearbeitete Panel geben könne. TDComponents kennt das Problem und tauscht bei einem Defekt im Garantiezeitraum des Notebooks das Panel im Rahmen einer eigenen Kulanz aus.
Allerdings verwirkt man bei Acer und Medion mit dem Umbau auch die Garantie auf die restlichen Komponenten des Notebooks, wohingegen Asus, Dell, Fujitsu, Lenovo und MSI nur für solche Defekte die Garantie ablehnen wollen, die in direktem Zusammenhang mit dem Displayausbau stehen. Die Entscheidung darüber liegt im Einzelfall beim jeweils zuständigen Supportmitarbeiter – ein Restrisiko bleibt also auch hier. (mue)
Literatur
| [1] | Florian MĂĽssig, Sonnenschirm fĂĽrs Notebook, Notebook-Displays entspiegeln, www.heise.de/mobil/artikel/102926 |
Käufer des c't-special-Ratgebers Hardware erhalten einen Rabatt von 10 Euro für die Entspiegelung des Displays per 3M-Folie.