Pixelmania

Mit dem M8910 „Pixon 12“ hat Samsung das erste Fotohandy auf den Markt gebracht, dessen Kamera in puncto Qualität an kompakte Digicams heranreicht.

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Mit dem M8910 „Pixon 12“ hat Samsung das erste Fotohandy auf den Markt gebracht, dessen Kamera in puncto Qualität an kompakte Digicams heranreicht.

Bei der Gestaltung des wertig verarbeiteten Pixon 12 setzt Samsung auf bewährtes Doppel-Front-Design: Die Display-Seite gleicht einem üblichen Touchscreen-Handy, hält man es quer, sieht das Fototelefon wie eine Kompaktkamera mit großem Sucherdisplay aus. An der rechten Seite findet man außer der Auslösertaste mit zwei exakten Druckpunkten eine Wipptaste für den digitalen Zoom – ein optischer fehlt – und einen Knopf zum schnellen Starten der Kamerafunktion. Die linke Seite beherbergt die Taste zum Sperren des Touchscreens und den microSDHC-Slot.

Bei normalem Licht gefällt der resistive, auch per Stift bedienbare AMOLED-Touchscreen mit satten Kontrasten und kräftigen Farben; im Sonnenlicht ist er wie andere OLED-Displays kaum noch lesbar. Das proprietäre Betriebssystem lässt sich über die verbesserte TouchWiz-Oberfläche meist zügig bedienen – nur beim Zugriff auf große Datenmengen wie gut gefüllten Speicherkarten legt das Pixon 12 einige Denksekunden ein. Wer währenddessen weitere Eingaben macht, landet oft ungewollt im falschen Menü – hier ist etwas Geduld gefragt.

Das Objektiv hat zwar eine Abdeckung, die sich erst beim Start der Kamerafunktion öffnet, doch liegt sie hinter einer Scheibe, die ihrerseits nicht vor Fingerabdrücken geschützt ist. Beim Knipsen wählt man den Fokuspunkt durch Antippen des Bildbereichs auf dem Sucher (Touch-Fokus). Zum Scharfstellen braucht die Kamera 1 bis 1,5 Sekunden – für echte Schnappschüsse zu langsam.

Von hinten sieht das Fototelefon wie eine Kompaktkamera aus.

Bei der Bildqualität überraschte uns das Pixon 12 positiv: Die Fotos waren scharf mit guten Farben bei Tageslicht, brauchbarer Detailwiedergabe und wenig Überstrahlen. Im Kunstlicht produzierte die Automatik allerdings einen kräftigen Braunstich. Bei wenig Licht kam es zwar zu heftigem Bildrauschen, aber weniger als bei der hohen Pixelzahl befürchtet. Trotz Rauschens und eingeschränktem Kontrastumfang können die Ergebnisse mit denen einer billigen 12-Megapixel-Digicam durchaus mithalten; andere Fotohandys übertrifft das Pixon 12 bei der Bildqualität deutlich.

Als Videokamera liefert das Handy flüssige Clips, die trotz einiger Moirés und Bewegungsartefakte für die Fernsehwiedergabe noch taugen. Ein AV-Kabel kostet rund 20 Euro extra. Filme bis 480 × 272 spielt das Handy ohne Ruckeln ab und skaliert sie auf die Displayauflösung hoch. Das mitgelieferte Headset mit im Mikrofonteil integrierter 3,5-mm-Buchse lieferte sehr kräftige Bässe. Der Klang lässt sich über wirkungsvolle Presets variieren, die Megabass-Einstellung dürften nur Disco-Fans auswählen.

Beim Telefonieren punktet das Handy mit exzellenter Sprachqualität, auch die gute Freisprechfunktion gefällt. Für Videotelefonate gibt es eine Zweitkamera über dem Display. Der Organizer bietet ein umfangreiches Adressbuch, das aber nur nach Vornamen sortiert. Zum Auffinden von bestimmten Kontakten nutzt man besser das Suchfeld. Adressen und Termine lassen sich übers Internet mit SyncML- oder Exchange-Servern abgleichen.

Zum Surfen taugt das Pixon 12 mit dem schnellen Webkit-Browser Dolfin gut. Über die schnelle One-Touch-Zoomfunktion – man belässt den Finger eine Sekunde auf dem Touchscreen und verschiebt ihn in Richtung der dann erscheinenden Pfeile – vergrößert man die gewünschten Bereiche der Webseite. Das klappt anders als bei Multitouch sogar bei Einhand-Bedienung. Der Mail-Client ist zwar brauchbar, zeigt Betreffs aber nicht in voller Länge an. Für Mail-Anhänge in den Formaten .doc, .pdf und .xml gibt es einen Dokumenten-Viewer.

Der empfindliche A-GPS-Empfänger liefert schnell Positionsdaten für Google Maps, für die mäßige Navi-Lösung Route 66 (Karten müssen vorher aus dem Netz geladen werden) und für Fotos: Die Geotagging-Funktion braucht jedoch Zeit, um einzurasten – ein Symbol im Sucher meldet die vorhandene Position – und ignoriert Höhenangaben.

Wer ein gutes Multimedia-Handy sucht, dessen Kamera auch für Urlaubsfotos reicht, sollte das M8910 Pixon 12 in die engere Wahl aufnehmen. Hätte sich Samsung bei der guten Optik mit sechs oder acht Megapixeln begnügt, wäre in puncto Bildqualität sicher noch mehr drin gewesen [1]. (rop)

  1. Carsten Meyer, Werbung und Wahnsinn: Wie viel Pixel braucht der Mensch?, heise.de/-226854