Treibende Kraft

Smartphones locken mit der Erweiterbarkeit, flexiblem Speichermanagement und umfangreichen Organizer-Funktionen. Unter der Haube werkeln verschiedene Betriebssysteme.

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Lesezeit: 49 Min.
Von
  • Achim Barczok
  • Rudolf Opitz
Inhaltsverzeichnis

Bis vor zwei Jahren galten Smartphones mit umfangreichen Organizer-Funktionen eher als Begleiter für Geschäftsleute. Seit Apples erstem iPhone liegen die flexiblen PDA-Handys jedoch voll im Trend. Konkurrierende Plattformen wie Android und Palms WebOS haben die Bedienung über Touchscreen und Finger übernommen, aber auch Microsoft und Nokia – die alten Hasen auf dem Smartphone-Markt – werben mit neuen Konzepten um Kundschaft.

Smartphones gehören mit Funktionen wie Telefonie und Organizer, SMS und E-Mail, Web-Browser und anderen Internetdiensten, Musik- und Videoplayern, Kamera und Fotoalben, GPS und Kartensoftware, WLAN und Bluetooth zu den Mobilgeräten mit der besten Ausstattung und übertreffen damit selbst tragbare Rechner wie Note- oder Netbooks. Viele Modelle lassen sich via Touchscreen und für Fingerbedienung optimierte Oberflächen auch ohne Handbuch intuitiv bedienen. Falls doch einmal eine Frage auftaucht, unterstützen sie den Nutzer mit praktischen Online-Hilfen. Die handlichen Minicomputer sind außerdem sehr flexibel, da sie sich durch zusätzliche Programme erweitern lassen.

Wir haben die aktuellen Smartphone-Betriebssysteme unter die Lupe genommen: Symbian OS und Windows Mobile, das RIM OS der Blackberry-E-Mail-Telefone, Apples iPhone OS und die auf Linux gründenden Newcomer Android, Maemo und Palms WebOS.

Daneben gibt es noch zahlreiche Handys mit proprietären Betriebssystemen, die aber aufgrund der starren Speicherverwaltung und des geringen Angebots an Zusatzsoftware hier außen vor bleiben. Zwar lassen sich auch sie mit kleinen Progrämmchen erweitern, doch handelt es sich dabei nur um sogenannte Java-Midlets (J2ME, Java Micro Edition), die ein langsames Bytecode-Interpreter-Programm ausführt und für die nur ein begrenzter Speicher zur Verfügung steht. Auf einigen Handys – etwa von Sony Ericsson – führt zwar ein eigener Java-Prozessor diese Programme aus, doch ist es nach Ansicht einiger Programmierer ein Albtraum sicherzustellen, dass eine Java-ME-Anwendung auf allen Java-ME-Handys richtig läuft.

Smartphones kennen diese Einschränkungen nicht. Für die mobilen Betriebssysteme stehen Software-Entwicklungspakete (SDKs, siehe Kasten) bereit, mit denen man direkt für die jeweilige Plattform Anwendungen erstellen kann, die ohne Umweg über einen Interpreter laufen. Auch der Zugriff auf die Gerätehardware wie Kamera, Bluetooth, Internetzugang oder GPS ist dank umfangreicher Bibliotheken (APIs) besser.

Um SMS, Kontakte und Termine abzuspeichern, reicht es bei Handys, feste Speicherbereiche für die jeweiligen Daten zu reservieren, was die Programmierung der Handy-Firmware deutlich vereinfacht. Der Nachteil der starren Speicherzuteilung fällt dem Nutzer erst auf, wenn er längere Namen, Adressen oder Notizen eingeben will und notgedrungen abkürzen muss.

Smartphones verhalten sich hier anders. Wie von Organizer-Programmen auf dem PC gewohnt, gibt es keine Platzbeschränkung, da das Betriebssystem den Speicher dynamisch verwaltet. Die Anzahl der Adressbucheinträge und die Kapazität einzelner Felder sind nur vom internen Speicher des Geräts beschränkt: Wer beispielsweise einen halben Roman im Notizenfeld eines Namenseintrags unterbringen will, hat bei Smartphones keine Schwierigkeiten, was sich auch beim Synchronisieren mit Outlook auszahlt [1]. Der dynamische Speicher der Smartphones kommt auch Anwendungen wie Multimedia-Playern und Web-Browsern zugute.

Für einige Plattformen gibt es verschiedene Bedienoberflächen, je nachdem, ob man sich für ein großes Gerät mit Touchscreen oder ein kleines entscheidet, das sich nur per Wähltasten bedienen lässt. Bei den beliebten Touchscreen-Modellen stehen manchmal sogar zwei verschiedene Bedienoberflächen zur Wahl, zwischen denen man im Betrieb wechseln kann. So haben die Hardware-Hersteller der Windows-Mobile-6.5-Smartphones zu der von Microsoft mitgelieferten meist eine eigene Oberfläche als – oftmals bessere – Alternative integriert. Andere Bedienoberflächen wie HTCs Sense sind sogar für Geräte mit verschiedenen Betriebssystemen (Windows Mobile und Android) ausgelegt.

Bei der Smartphone-Auswahl sollte man den vorhandenen oder noch abzuschließenden Mobilfunkvertrag nicht aus den Augen lassen. Aktuelle Geräte verknüpfen Anwendungen wie Kontaktliste, Kalender oder Mediaplayer gerne mit Online-Diensten, die Daten übers Mobilfunknetz austauschen und dadurch Kosten verursachen. Solche Geräte kombiniert man am besten mit einer Daten-Flatrate.

Für Smartphones findet man eine – je nach Alter und Pflege der Plattformen – mehr oder weniger große Auswahl an Zusatzprogrammen. Dazu gehören Free- und Shareware wie Dokumentenbetrachter, Twitter-Clients, Wetterdienste oder Währungsrechner bis zu großen Software-Paketen bekannter Unternehmen wie Navigons Autonavigation oder der leistungsfähige Videoplayer DivX Mobile.

Inzwischen bieten fast alle großen Gerätehersteller eigene Download-Portale an, die das Angebot von eigener und fremder Software samt Bezahlsystem in einem Shop zentralisieren. Der Nutzer lädt die gewünschten Programme via Mobilfunk oder WLAN direkt aufs Smartphone. Bei iPhone OS ist der App Store die einzige Software-Quelle, für Symbian OS und Windows Mobile, die schon seit Jahren von einer großen Entwicklergemeinde profitieren, gibt es auf zahlreichen Websites für Mobilsoftware – anders als in den noch recht jungen Download-Portalen Nokia Ovi Store und Windows Marketplace for Mobile – ebenfalls eine große Auswahl.

Zur Software-Ausstattung von Smartphones gehören üblicherweise auch PC-Programme, die sich um den Abgleich von Daten zwischen Mobilgerät und Rechner kümmern. Manche Hersteller wie Nokia legen umfangreiche Suiten bei, andere lassen praktische Funktionen wie Backup oder Medienkonverter weg, pflegen die PC-Software nur sporadisch oder liefern abgespeckte Versionen eines Kaufprogramms. Palm verweist für sein WebOS-Gerät Pre auf Apples iTunes.

Android gehört zu den neueren Betriebssystemen und wurde von der Open Handset Alliance (OHA) entwickelt, einem Firmenkonsortium, zu dem Gerätehersteller wie HTC, Motorola und Samsung, Software-Unternehmen wie Google und Wind River, aber auch Netzbetreiber wie T-Mobile und Vodafone gehören.

Als Basis für Android dient wie bei WebOS und Maemo ein Linux-Kernel. Das zu großen Teilen quelloffene, per Touchscreen bedienbare Smartphone-Betriebssystem erlebte sein Debüt im HTC Dream. Das Gerät kam vor einem Jahr unter dem Namen G1 bei T-Mobile in den USA heraus; seitdem sind fünf Android-Modelle hierzulande auf dem Markt, weitere sollen noch dieses Jahr folgen.

Das G1 war zunächst ganz auf die Google-Dienste ausgerichtet und forderte als erste Handlung die Anmeldedaten für ein Google-Konto, ohne die das Gerät nicht lief. Nach heftiger Kritik wurde diese Zwangsregistrierung mit dem Update auf Android 1.5 entfernt. Allerdings muss man ohne Anmeldung auf den Push-Dienst von GMail verzichten. System-Updates landen nach Erscheinen via Internet direkt auf den Geräten, so bleiben sie automatisch auf dem neuesten Stand. Allerdings erhalten nicht alle Android-Geräte automatisch ein Update auf die jeweils aktuelle Version, so ist etwa seit einigen Wochen das Motorola Milestone das einzige Smartphone mit der Android-Version 2.0.

Die Standardoberfläche von Android ist durchgehend auf die Fingerbedienung über kapazitive Touchscreens ausgelegt. Obwohl der Linux-Kernel im Prinzip Multitasking beherrscht, laufen normale Programme nicht im Hintergrund, daher gibt es – bis einschließlich Version 1.6 – auch keinen Taskmanager, lediglich eine Taskanzeige lässt sich über einen längeren Druck auf den Home-Button aufrufen. Anders als Apple bei iPhone OS erlaubt die OHA aber speziell dafür programmierte Hintergrundprozesse. HTC hat mit Sense eine alternative Bedienoberfläche entwickelt, die erstmals im Android-Modell Hero zum Einsatz kam [2]. Sense stellt einen frei konfigurierbaren Heute-Bildschirm inklusive Widgets wie Wetter oder Twitter-Nachrichten und eine Liste mit häufig genutzten Anwendungen bereit. Laut HTC soll die Oberfläche auch auf künftigen Windows-Mobile-Smartphones laufen, womit Sense die erste betriebssystemübergreifende Bedienoberfläche wäre.

Die Android-Oberflächen bedient man über den Touchscreen recht flüssig, Multitouch-Gesten kennen die ersten Android-Version nicht. Nur beim mit der Sense-Oberfläche ausgestatteten HTC Hero lassen sich Bilder und Webseiten mit zwei Fingern auseinanderziehen und auf diese Weise vergrößern.

Für die Menüauswahl steht ein Steuerkreuz oder – im Falle der HTC-Modelle – ein kleiner Trackball bereit. Sonst gibt es nur einige Tasten für den Wechsel ins Hauptmenü, zur nächst höheren Menüebene oder zur Home-Ansicht. Sie besteht aus drei Bildschirmen, zwischen denen man per Wischgeste blättern kann und auf denen oft benutzte Anwendungen und Widgets Platz finden.

Die HTC-Oberfläche Sense bietet sogar sieben Bildschirme und eine größere Auswahl an Widgets. Sie frischt Android nicht nur optisch auf, auch die Bedienung gelingt besser. So stellt Sense eine bessere Bildschirmtastatur bereit – eine virtuelle Tastatur gibt es für Android erst seit der Version 1.5 – und verknüpft SMS, E-Mails und Facebook-Daten mit dem Adressbucheintrag der jeweiligen Person. Zudem punktet Sense mit umfangreicheren PIM-Funktionen – nur ein Aufgabenmanager ist nicht dabei – und einer Abgleichoption für PC-Outlook.

Zu Android gehört standardmäßig eine Vielzahl von Google-Anwendungen: Der Web-Browser Chrome Lite, die Google-Dienste Maps inklusive Street View, Talk, Kalender und YouTube und nicht zuletzt der Push-Dienst GMail sind ein Rundum-Sorglos-Paket, zum Teil mit ständigem Datenabgleich mit den Google-Servern. Dazu braucht man jedoch Vertrauen in die Diskretion des Diensteanbieters. Der E-Mail-Client fragt auch POP3- und IMAP4-Server ab, beim Sense-Smartphone HTC Hero und beim Motorola Milestone funktioniert Push-Mail zudem mit Exchange.

Als Browser verwendet Android den auf Webkit gründenden Chrome Lite, der flüssig rendert und es bei der Bedienung per Touch – insbesondere bei den Multitouch-fähigen Geräten – durchaus mit dem Safari-Browser des iPhone aufnehmen kann. Das gilt ebenso in negativer Hinsicht: Flash-Inhalte stellt auch Chrome Lite nicht dar.

Zu den Standard-Anwendungen gehören ein MP3-Player, eine einfache Kameraanwendung mit Videoaufnahme und ein Taschenrechner. Auf Sprachsteuerung und Abgleich mit SyncML-Servern muss man verzichten. Andere Applikationen wie einen Videoplayer findet man im Android Market, der mittlerweile mit über 13.000 Anwendungen gut gefüllt ist. Im Vergleich zu anderen Download-Portalen gibt es hier vielleicht nicht die meisten Programme, dafür aber die breiteste Auswahl: Alternative Web-Browser, Spiele, Barcode-Scanner, Augmented-Reality-Anwendungen und diverse Linux-Tools sind nur einige Beispiele.

Eine Android-eigene Sync-Software für den PC gibt es nicht. Nur HTC stellt für das Hero die Windows-Anwendung Sync bereit, die Adressen und Termine mit Outlook abgleicht und die Internetverbindung des Smartphones dem Notebook zur Verfügung stellt. Android bietet selbst keine Funkmodem-Funktion. Per USB-Kabel mit dem PC verbunden, melden die meisten Android-Geräte nur die eingelegte Speicherkarte als USB-Laufwerk an. Auch die Bluetooth-Funktionen von Android sind dürftig: Es gibt lediglich Audio-Profile für den Kontakt mit Stereo-Headsets und Freisprecheinrichtungen.

Das erst ein Jahr alte Android kann mit etablierten Plattformen wie Symbian OS, iPhone OS oder Blackberry noch nicht mithalten. Dennoch sieht die Zukunft für das Betriebssystem gut aus: Android besitzt eine riesige Entwicklergemeinde, und viele Hersteller wie Acer, Huawei, LG und Motorola drängen derzeit mit Android-Smartphones auf den Markt.

Smartphones mit Android-Betriebssystem (Auswahl)
Gerät Hero, G2 Touch (T-Mobile) Magic Milestone Pulse i7500 Galaxy
Hersteller HTC Motorola T-Mobile Samsung
technische Daten www.handy-db.de/1595 www.handy-db.de/1546 www.handy-db.de//1637 www.handy-db.de/1619 www.handy-db.de/1570
Vorteile einfache Bedienung, Sense-Oberfläche, Multitouch-Zoom, Sync-Software für Outlook, Wechselspeicher, Marketplace einfache Bedienung, guter Browser, Wechselspeicher, Google-Handy, Marketplace großer Touchscreen, Tastatur, Android 2.0 günstiges Android-Handy von Huawei, guter Browser, Marketplace, Funkmodem, Documents to Go kontraststarkes AMOLED-Display, einfache Bedienung, guter Browser, Google-Online-Dienste, viel Speicher, Marketplace
Nachteile keine Sprachwahl, Touchscreen am Rand zu unempfindlich keine Sprachwahl, Touchscreen am Rand zu unempfindlich, kein Funkmodem, nur Bluetooth-Audio groß und schwer, noch Software-Macken sehr groß, mäßiges Display, kein GPS keine Funkmodem-Funktion, Bluetooth nur für Audio-Dienste, Synchronisation nur über Google-Konto
Preis (UVP / Straße) 500 € / 450 € 530 € / 360 € 500 € / 450 € 300 € / 280 € 440 € / 420 €

Blackberry-Geräte gelten als die mobilen E-Mail-Maschinen schlechthin. Sie waren als erste in der Lage, Mails sofort nach Server-Eingang zu erhalten. Anders als bisherige Smartphone-Clients, die den Mail-Server in regelmäßigen Abständen nach neuen Nachrichten abfragen mussten (Polling), sendet ein spezieller Blackberry-Server die eingegangenen Mails im Push-Verfahren direkt aufs Mobilgerät. Entwickelt wurde der Blackberry-Dienst 1999 von dem kanadischen Unternehmen Research In Motion (RIM).

Beim in schlichtem Schwarz gehaltenen Anwendungsmenü der Blackberrys lassen sich die Icons nicht immer gut auseinanderhalten.

Der wichtigste Bestandteil ist nicht das Mobilgerät, das ein proprietäres, nicht sehr leistungsfähiges Java-Betriebssystem (RIM OS) besitzt, sondern der Blackberry Enterprise Server (BES), der sich nicht nur um die Mail-Zustellung kümmert, sondern unter anderem auch Organizer-Daten automatisch mit dem Mobilgerät abgleicht und mit Microsoft Exchange, Lotus Domino oder Novell Groupware synchronisiert. Mail-Anhänge wie PDF und Office-Dateien bereitet der Server für die Blackberrys auf, komprimiert sie und schickt sie in kleinen Datenhäppchen an die Geräte, die sie nur noch anzuzeigen brauchen. Zudem ist der BES in der Lage, zusätzliche Daten etwa aus Firmen-Datenbanken für Blackberrys bereitzustellen. Die Anschaffung eines BES lohnt jedoch nur für größere Unternehmen.

Für Privatanwender und kleine Firmen gibt es den BlackBerry Internet Service (BIS), dessen Server von Mobilfunkbetreibern oder anderen Providern betrieben werden. Mit BIS lassen sich bis zu zehn beliebige IMAP- und POP3-Mail-Konten abfragen – eigene Clients fehlen den Geräten – und für den Push-Versand aufbereiten. Weil Blackberrys die ständige Kommunikation mit dem Server erfordern, bieten die Provider für sie spezielle Datentarife an.

Durch die Server-Anbindung benötigen die Blackberry-Geräte weder leistungsfähige Prozessoren noch ein flexibles Betriebssystem. Insofern gehören sie eigentlich nicht in die Klasse der Smartphones, sondern bilden eine eigene, die der mobilen Thin-Clients. Dies änderte sich erst mit Multimedia-Anwendungen, wie sie Blackberrys wie das Bold oder das Storm anbieten. Da der Blackberry-Server zudem Probleme bei der Aufarbeitung von grafischen Elementen in Dokumenten hat, spendierte RIM den Endgeräten außer Mediaplayer und Web-Browser den Viewer Documents to Go.

Bis auf die Storm-Geräte 9500 und 9520, die mit einem Touchscreen ausgestattet sind, besitzen Blackberry-Geräte ein normales Display, unter der sich eine Qwertz-Tastatur für die Texteingabe befindet. Einige Modelle aus der Pearl-Serie bieten nur eine abgespeckte Tastatur, die auf einer Taste zwei Buchstaben zusammenfasst. Sie erfordert einige Einarbeitungszeit, da die Eingabe weder mit der T9-Tipperei über Wähltasten noch mit der über eine Schreibtastatur zu vergleichen ist. Die Touchscreen-Modelle stellen beide Varianten als virtuelle Tastatur auf dem Display bereit.

Die Oberflächen der normalen Blackberrys und der Storms unterscheiden sich trotz abweichender Bedienung kaum. Für die Menüauswahl – manche Programme findet man im Hauptmenü, weitere im Untermenü Anwendungen – haben die Geräte einen kleinen Trackball unter dem Display. Bei den Tastatur-Blackberrys lohnt ein Blick in das Kapitel Tastenkombinationen im Handbuch. Hat man die zahlreichen Kombinationen für die Menüführung und die Standardprogramme einstudiert, kommt man bei den meisten Vorgängen ohne Trackball aus und ist dabei wesentlich schneller.

Beim ersten Storm scrollt man per Finger auf dem kapazitiven Touchscreen. Zum Aufrufen einer Funktion muss man das Display, das wie eine einzige große Taste federnd gelagert ist, herunterdrücken. Das funktioniert bei den Menüs ganz gut, irritiert aber beim Schreiben auf der virtuellen Tastatur. Vor dem Kauf sollte man ausprobieren, ob man damit zurechtkommt. Beim zweiten Storm hat RIM die Shurepress genannte Technik verbessert, einen leichten Druck muss man jedoch immer noch ausüben.

Trotz einer Vielzahl von Funktionen – RIM stattet seine Oberklasse-Modelle unter anderem mit Mediaplayer, GPS, Kartensoftware, Kamera mit Videoaufzeichnung und Spielen aus – hat die E-Mail-Funktion weiter die Hauptrolle inne. Die Mail-Konten lassen sich einzeln oder über eine gemeinsame Liste aufrufen. Der Austausch mit dem Server ist mit einem 256-Bit-AES-Schlüssel gesichert – ein wichtiger Punkt für die Business-Geräte, da je nach Konfiguration des BES auch sensible Unternehmensdaten übertragen werden. Zur Standard-Software gehören außer den guten PIM-Funktionen ein Kennwort-Tresor und ein Instant Messenger (Windows Live Messenger und Blackberry PIN).

Blackberrys Online-Shop App World enthält mehrere tausend Java-Anwendungen. Zunächst muss man das Zugangsprogramm jedoch bei Blackberry herunterladen. Das Angebot reicht von Twitter-Clients über Schnellstartmenüs bis hin zur Sprachsteuerung. Lädt man neue Programme herunter, landen sie im Ordner „Herunterladen“. Man kann sie aber wie bei Symbian OS in andere Verzeichnisse verschieben.

Der schlichte Browser lässt sich mit dem Trackball ordentlich bedienen. JavaScript und Ajax beherrscht er, Flash aber nicht. Webseiten werden entweder im Original dargestellt oder in ein einspaltiges Layout umbrochen, was viele Seiten unlesbar macht. Der alternativ installierbare J2ME-Browser Opera Mini ist da besser.

Für den direkten Abgleich mit dem Windows-PC liefert RIM den Desktop Manager mit, seit kurzem gibt es ihn auch für Mac OS. Darüber spielt der Anwender Updates ein, erstellt Backups oder zieht mit seinen Daten auf ein neues Gerät um. Der Manager importiert außerdem Musik und Abspiellisten aus iTunes und vom Windows Media Player.

Weltweit kommt der kanadische Hersteller auf knapp 21 Prozent der verkauften Smartphones und wird nur von Nokia übertrumpft – gute Zukunftsaussichten.

Smartphones mit RIM-Betriebssystem (Auswahl)
Gerät Bold 9000 Curve 8900 Storm 9500
Hersteller Research in Motion
technische Daten www.handy-db.de/1382 www.handy-db.de/1481 www.handy-db.de/1467
Vorteile Qwertz-Tastatur, helles, gut lesbares Display, Blackberry-Push-Mail, App-World-Shop Qwertz-Tastatur, gut lesbares Display, Blackberry-Push-Mail, handlich, App-World-Shop großer Touchscreen mit Tastenfunktion, Blackberry-Push-Mail, App-World-Shop
Nachteile mäßige Kamera, keine Touchscreen-Bedienung, als Funkmodem kaum brauchbar kein UMTS, keine Touchscreen-Bedienung, mäßige Kamera, als Funkmodem kaum brauchbar kein WLAN, keine mechanische Qwertz-Tastatur, virtuelle Tastatur gewöhnungsbedürftig, als Funkmodem kaum brauchbar
Preis (UVP / Straße) 460 € / 440 € 460 € / 440 € 480 € / 420 €

Mit dem iPhone brachte Apple 2007 ein eigenes Smartphone auf den Markt, auf dem als Betriebssystem eine angepasste, iPhone OS genannte Version des Mac-OS-X-Systems zum Einsatz kommt. Das iPhone OS läuft nur auf den mittlerweile drei iPhone-Modellen und dem mobilen Mediaplayer iPod touch.

Beim iPhone sind die Anwendungen in mehrere Startbildschirme unterteilt, zwischen denen man per Fingerwisch zur Seite blättert. Die Reihenfolge der Icons lässt sich auf dem iPhone oder via iTunes ändern.

Anders als mehr oder weniger offene Plattformen wie Android und Symbian OS behält Apple bei der Entwicklung von Hardware und Betriebssystem alle Fäden in der Hand. Damit gehört iPhone OS eigentlich zu den proprietären Betriebssystemen, bietet jedoch alle Vorzüge, die man von einem Smartphone erwartet. Mit regelmäßigen Updates verbessert Apple das Betriebssystem und fügte weitere Funktionen wie Copy & Paste oder Videoaufzeichnung hinzu. Manche Neuerungen wie die mit dem iPhone 3GS und iPhone OS 3.0 eingeführten Sprachsteuerung und die Videoaufzeichnung laufen jedoch nur auf den aktuellen 3GS-Geräten mit der leistungsfähigeren Hardware. Apple gestattet iPhone-Anwendungen keine Hintergrund-Tasks, obwohl es sich beim iPhone OS durchaus um ein Multitasking-System handelt.

Das iPhone OS ist auf reine Fingerbedienung über den Touchscreen ausgerichtet. Abgesehen von einer Taste unter dem Display und den üblichen zum Einschalten, Stummschalten und zur Lautstärkeregelung gibt es keine weiteren Bedienelemente. Stiftbedienung funktioniert auf dem kapazitiven Display nicht. Die Gesten zur Bedienung sind weitgehend intuitiv: Fürs Scrollen streicht man übers Display, Inhalte vergrößert man durch das Auseinanderziehen mit zwei Fingern (Multitouch). Die virtuelle Tastatur lässt sich nach etwas Gewöhnung gut bedienen und sorgt dank – abschaltbarer – Autokorrektur für meist richtige Ergebnisse.

Anwendungen präsentiert das iPhone im Hauptmenü in Form quadratischer Icons. Durch Antippen startet man eine Applikation und beendet sie über die Menütaste unter dem Display. Ein Taskmanager fehlt, da iPhone OS – außer einigen Systemtasks und dem Musikplayer – im Hintergrund keine laufenden Anwendungen erlaubt.

Ist eine Menüseite mit 16 Icons gefüllt, legt das System eine weitere an. Mittels Fingerstrich zur Seite blättert man zwischen den Seiten. Bei steigender Zahl von Applikationen und Menüseiten geht allerdings schnell die Übersicht verloren. Mit der aktuellen iTunes-Version 9 kann man die Icons am PC sortieren, auf dem iPhone selbst ist das recht umständlich.

Auch sonst benötigt man beim iPhone die PC-Software iTunes: Schon zur Aktivierung des Smartphones, ohne die man nicht einmal telefonieren kann, ist ein Rechner mit aktueller iTunes-Version und Internetzugang sowie ein iTunes-Account notwendig. Die Software übernimmt die Synchronisation von Organizer-Daten mit Outlook, das Übertragen von Mediendaten, Anlegen von Backups und anstehende Firmware-Updates – lediglich um die Kamerabilder kümmern sich die Mediendienste von Windows oder Mac OS X. Als einzige Smartphone-Plattform gewährt iPhone OS keinen direkten Zugriff auf den internen Speicher der Geräte.

Zum Betriebssystem gehören das gute Adressbuch, ein Terminkalender, ein Rechner, Notizen und Sprachnotizen; eine Aufgabenliste fehlt. Weitere Icons führen zu Internet-Diensten wie Google-Maps, Aktienkursen, Wetter und YouTube. Dazu kommt die einfach gehaltene Kameraanwendung und das Fotoalbum, das auch die aufgenommenen Videoclips anzeigt. Seit der iPhone-OS-Version 3 gibt es eine systemweite Suchfunktion, die Programme, Nachrichten, Kontakte, Multimedia-Inhalte und sonstige Texte einschließt.

Der E-Mail-Client zeigt Mail-Eingänge übersichtich an. IMAP-Ordnerstrukturen erscheinen aber immer komplett und ausgeklappt, das Abonnieren einzelner Ordner ist nicht möglich – bei umfangreichen IMAP-Accounts eine Zumutung. Weil Multitasking nicht erlaubt ist, kann das iPhone Mails nicht im Hintergrund herunterladen. Mobiles Surfen ist eine der Stärken der iPhones: Der Safari-Browser lädt Webseiten schnell, via Multitouch oder Doppeltipp vergrößert man die interessanten Bereiche. Allerdings fehlen Flash und Java.

Über den Serverdienst MobileMe bietet Apple zudem eine Synchronisierung übers Internet an, was 79 Euro im Jahr kostet. MobileMe stellt 20 GByte Speicher für E-Mails und Dateien bereit und erlaubt das ferngesteuerte Löschen des iPhone-Speichers. Den SyncML-Standard unterstützt iPhone OS nicht.

Einige Funktionen fehlen jedoch: Mit J2ME-Midlets kann das iPhone nichts anfangen, Bluetooth bietet nur Profile für die Kommunikation mit Audio-Geräten und die Internetweitergabe an Notebooks (Tethering). Dateien lassen sich via Bluetooth nicht mit anderen Geräten austauschen.

Die erfolgreiche Umsetzung und Vermarktung eines zentralen Anwendungs-Shops ist Apple mit dem App Store als Erstes gelungen und findet inzwischen zahlreiche Nachahmer. Zurzeit stehen mehr als 85.000 Anwendungen zum Download bereit. Wer große Anwendungspakete mit dem Smartphone laden will, sollte eine Netzverbindung via WLAN herstellen, da übers Mobilfunknetz nur Applikationen bis maximal zehn Megabyte übertragen werden.

Zur riesigen Auswahl im App Store tragen viele praktische Anwendungen, aber auch eine Unzahl von Werbe-Widgets bei. Vom Photo-Stitcher über Navigationssysteme [3] bis hin zu einer großen Zahl von Spielen – auf dem Gebiet kann das iPhone sogar Spielkonsolen wie der PSP Paroli bieten – findet man fast alles, was das Herz begehrt. Doch behält Apple sich vor, Programme auszuschließen: Software, die bereits bestehende Funktionen des iPhones ersetzen, sind beispielsweise nicht erlaubt. Alternative E-Mail-Clients oder Web-Browser sucht man daher vergebens – die im Store angebotenen Browser-Alternativen gründen allesamt auf den Safari-Browser und lassen sich nicht als Standard-Browser einstellen.

Wegen der hohen Verbreitung der iPhones dürfte die Plattform recht zukunftssicher sein: Weltweit schob sich iPhone OS laut Canalys im zweiten Quartal 2009 vor Windows Mobile auf den dritten Platz der Smartphone-Systeme.

Smartphones mit Apple-Betriebssystem
Gerät iPhone 3GS
Hersteller Apple
technische Daten www.handy-db.de/1585
Vorteile sehr einfache Bedienung, guter Touchscreen, großer Speicher, sprecherunabh. Sprachsteuerung, schneller Browser, App Store
Nachteile iTunes-Account nötig, keine Wechselmedien, kein USB-Speicher, kein Flash, teuer
Preis (UVP / Straße) – (nur mit Vertrag) / 950 €

Obwohl das von Nokia initiierte Betriebssystem Maemo zu den Neuzugängen auf dem Smartphone-Markt gehört – das erste Gerät mit Maemo 5, das Nokia N900, ist erst seit wenigen Wochen auf dem Markt – , gibt es die Mobil-Plattform schon seit 2005. Die ersten Maemo-Geräte waren Webpads mit gut 4 Zoll großen Touchscreens, WLAN und Bluetooth und VoIP-Telefonie – nur die Mobilfunk-Schnittstelle fehlte noch. Die bringt erst das N900 mit.

Die Grundlage von Maemo bildet eine abgespeckte Variante der Linux-Distribution Debian, die sich wegen der strikten Beschränkung auf Open-Source-Software und des guten Software-Managements unter Linux-Anhängern hoher Beliebtheit erfreut. Der Paket-Manager wurde für Maemo übernommen und vereinfacht die Installation weiterer Anwendungen deutlich. Zum Lieferumfang der neueren Webpads gehört ein Terminal-Programm, über das man direkten Zugriff auf das Dateisystem der Geräte erhält. Sogar das Konzept der Auslagerungsdatei findet man in Maemo: Verknappt sich der Arbeitsspeicher des Maemo-5-Smartphones, etwa bei vielen laufenden Programmen, lässt sich auf einer eingelegten Speicherkarte eine Swap-Datei bis maximal 1 GByte anlegen, die den Arbeitsspeicher virtuell vergrößert – aber Speicherzugriffe auch verlangsamt.

Die Oberfläche wurde neu gestaltet und für die Fingerbedienung angepasst; als Basis soll der auf der Grafik-Bibliothek aufsetzende Hildon Desktop dienen [4]. Da Maemo 5 anders als die Vorgänger-Versionen die Grafikbeschleunigung moderner Smartphone-Chips nutzt, lässt sich die Oberfläche sehr flüssig bedienen. Beim N900 kommt ein OMAP-3-Chip mit ARM-Cortex-A8-Kern zum Einsatz, womit das Smartphone, was die Rechenleistung betrifft, mit Konkurrenten wie dem Palm Pre gleichzieht.

Hinter dem Software-Markt steckt das Debian Repository.

Das N900 ist gut mit Anwendungen bestückt. Dazu gehören Organizer- und Multimedia-Applikationen sowie ein E-Mail-Client (inklusive Exchange-Support), der mit der Gecko-1.9-Render-Engine bestückte – sie verrichtet etwa im Firefox 3 ihren Dienst – Maemo-Browser, der Adobe Flash-Player 9.4 und Nokias Ovi Maps. Zudem unterstützt das Betriebssystem Widgets. Mit Bluetooth kommt es ebenfalls gut zurecht: Außer Audio-Dienste gibt es Object Push zum Übertragen von beliebigen Dateien auf PCs und andere Mobilgeräte.

Bislang sind für Maemo 5 gerade mal einige Dutzend Programme verfügbar. Viele der für die älteren Plattformen gedachten Anwendungen lassen sich ohne viel Aufwand für die aktuelle Maemo-Version anpassen. Ob sich das Maemo-5-Betriebssystem auf dem Smartphone-Markt behaupten kann, ist schwer abzuschätzen. Dafür spricht die offene Plattform und Nokia – immerhin Handy-Weltmarktführer – der seine Smartphone-Oberklasse künftig mit Maemo ausstatten will. Andererseits gibt es mit Android eine starke Konkurrenz.

Smartphones mit Maemo-Betriebssystem (Auswahl)
Gerät N900
Hersteller Nokia
technische Daten www.handy-db.de/1612
Vorteile ausschiebbare Qwertz-Tastatur, umfangreiche Multimedia-Funktionen, großer Speicher, UKW-Sender
Nachteile schwer, neue Plattform, daher bislang wenig Anwendungen verfügbar
Preis (UVP / Straße) 600 €

Das Smartphone-Betriebssystem mit der weitesten Verbreitung und der größten Modell-Vielfalt ist Symbian OS. Es gründet auf der PDA-Plattform Epoc der Firma Psion und kam bereits 2001 in frühen Smartphones von Nokia und Ericsson zum Einsatz. Die Weiterentwicklung übernahm Symbian, ein Firmen-Konsortium, zu dessen Gründungsmitgliedern Ericsson, Motorola, Psion und Nokia gehörten. Ende 2008 übernahm Nokia alle Anteile an Symbian und übertrug das nun Symbian OS genannte Betriebssystem an die Non-Profit-Organisation Symbian Foundation, die im Sommer 2010 den gesamten Quelltext als Open Source freigeben will.

Von Nokia stammen bis heute die meisten Symbian-Smartphones, aber auch Hersteller wie BenQ, LG, Motorola, Panasonic, Samsung und Sony Ericsson haben Geräte mit Symbian OS gebaut oder angekündigt. So finden sich zurzeit einige Samsung-Modelle im Handel; Sony Ericsson hat das Touchscreen-Smartphone Satio rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt gebracht.

Anders als HTC und Microsoft, die von Anfang an Touchscreens bevorzugten, verbaute Nokia zunächst nur herkömmliche Displays und begründete dies mit dem hohen Preis und der Fehleranfälligkeit der berührungsempfindlichen Bildschirme. Die Bedienoberfläche für die preiswerten, aber leistungsfähigen Smartphones heißt S60.

Es gibt sie aktuell in zwei Versionen: Die Oberfläche S60 3rd Edition arbeitet weiter auf Smartphones ohne Touchscreen (Beispiele: Nokia E52, Samsung i8510 Innov8), in den Symbian-Modellen mit Touchscreen-Bedienung kommt S60 5th Edition zum Einsatz, etwa im Nokia N97 oder Samsungs I8910 HD.

Je nach Ausstattung der Smartphones und Oberfläche variiert die Bedienung der Geräte deutlich. Einfache Modelle mit kleinem Display und Wähltastatur benötigen einige Einarbeitungszeit. Alle besitzen eine spezielle Taste, über die man das Hauptmenü aufruft. Ein längerer Druck blendet den recht praktischen Taskmanager ein, der laufende Programme anzeigt und über den man einzelne Anwendungen gezielt aufrufen oder beenden kann. Im Hauptmenü markiert ein kleines Kreissymbol über dem jeweiligen Icon die Aktivität des dazugehörigen Programms im Hintergrund.

Durch die Menüs navigiert man mit dem Steuerkreuz. Einige Samsung-Modelle haben zusätzlich ein kleines Touchpad, das sich besonders beim Surfen bezahlt macht (siehe unten). Das Hauptmenü besitzt Unterordner, in denen man thematisch sortiert weitere Anwendungen findet. Programme lassen sich in andere Ordner verschieben oder neue Ordner anlegen.

Die Touchscreen-Variante S60 5th Edition ist auf Fingerbedienung ausgelegt: Zum Aufruf der Anwendungen braucht es einen Doppeltipp auf das jeweilige Symbol. Das ist beim Scrollen durch die Menüs von Vorteil, da man Programme so seltener ungewollt startet. Zum Aufruf des Taskmanagers drückt man wie bei der 3rd Edition länger auf die Menütaste. Ein längerer Druck auf ein Icon im Taskmenü öffnet ein Untermenü, das die Optionen Öffnen und Schließen anbietet. Der meist mitgelieferte Eingabestift dient nur für die Handschrifteingabe. Die Schrifterkennung ist jedoch mäßig, schneller schreibt es sich mit der virtuellen Tastatur.

Alle aktuellen Symbian-Smartphones stellen mächtige Organizer-Funktionen bereit: Das Adressbuch kann sich vom Umfang her durchaus mit Outlook messen. Die Aufgaben-Liste ist jedoch an den Terminkalender gekoppelt und erlaubt keine Einträge ohne Fälligkeitsdatum. Je nach Baureihe und Zielgruppe sind die Symbian-Geräte unterschiedlich ausgestattet. So punkten Nokias Business-Modelle der Eseries mit Office-Viewern und guten E-Mail-Clients inklusive Unterstützung für verschiedene Push-Dienste – nur der beliebte Blackberry-Client ist nicht mehr verfügbar.

Nokia stattet seine Smartphones außerdem zunehmend mit VoIP-Diensten aus. Viele Eseries-Modelle besitzen einen SIP-Client, der gut in die Telefonfunktion integriert ist: Nach Nummerneingabe hat man in den Optionen die Wahl zwischen Sprach-, Video- oder Internet-Telefonie – letzteres allerdings nur über WLAN-Verbindungen. Wahlweise lässt sich auch ein Skype-Client installieren. Stammt das Smartphone aus dem Portfolio der Netzbetreiber, kann es vorkommen, dass die VoIP-Funktion fehlt.

Bei Nokias Nseries und den zurzeit verfügbaren Samsung-Modellen liegt der Fokus stärker auf Multimedia. Die Geräte bieten bessere Kamerafunktionen inklusive Video, Mediaplayer – meist mit Zugang zu den Musikshops der Hersteller und viel Speicher für Multimedia-Dateien. Der mitgelieferte Realplayer kennt viele Audio- und Videoformate und sogar Flashvideos (.flv). Weitere Player, beispielsweise für Ogg Vorbis und exotischere Formate lassen sich nachinstallieren.

Alle hierzulande verfügbaren Symbian-Smartphones greifen zum Surfen auf den von Nokia entwickelten WebKit-Browser zu, der Seiten zügig aufbaut und JavaScript kennt sowie Flash darstellt. Beim Laden zeigt er die übertragenen Datenmengen an – eine Hilfe für Mobilsurfer ohne Flatrate. Als Navigationshilfe gibt es eine Seitenübersicht und für Links einen Mauszeiger, den man mittels Steuerkreuz positioniert. Der Verlauf zeigt die besuchten Webseiten als Miniansicht. Auf den Touchscreen-Modellen zoomt man mit einer eingeblendeten Leiste stufenlos und recht schnell. Doch verdeckt diese einen Teil der Webseite.

Für Symbian-Programme – die zu den jeweiligen S60-Oberflächen passen müssen – gibt es zahlreiche Quellen im Netz, dazu mehrere Software-Übersichten. Wer nicht googlen will, ruft bei Nokia-Modellen unter dem Icon Laden! oder Download! den herstellereigenen Online-Shop auf, dessen Pflege Nokia allerdings stark vernachlässigt hat, obwohl er älter als Apples App Store ist. Nokias neuer Ovi-Shop steht noch am Anfang, worüber die zahlreichen – und teuren – Jamba-Spielchen nicht hinwegtäuschen können. Wer bestimmte Anwendungen sucht, wird im Internet schneller fündig. Insgesamt gibt es etliche tausend Symbian-Anwendungen.

Zum Abgleich mit dem PC stellt Nokia die umfangreiche PC Suite bereit, die auch Samsung unter dem Namen PC Studio 7 seinen Symbian-Smartphones beilegt. Zu den Funktionen gehören die Synchronisation mit Outlook und Notes, ein Backup-Programm, Hilfe beim Datenumzug auf ein anderes Handy, Editoren für Adressen, Termine und Nachrichten, ein Dateimanager und Multimedia-Programme mit Videotranscoder. Die PC Suite kümmert sich auch um Firmware-Updates und die Installation von Symbian- oder Java-Software auf dem Mobilgerät. Für den Abgleich via Internet besitzen alle Nokia-Smartphones und einige Samsung-Modelle einen SyncML-Client.

Aufgrund der hohen Verbreitung und der Entscheidung, aus Symbian OS eine Open-Source-Software zu machen, gilt das Smartphone-Betriebssystem als sehr zukunftssicher. Nokia will Symbian jedoch nur noch in seinen Mittelklasse-Geräten einsetzen.

Smartphones mit Symbian-Betriebssystem (Auswahl 1)
Gerät 5530 XpressMusic 5800 XpressMusic E66 E71 E75
Hersteller Nokia
technische Daten www.handy-db.de/1586 www.handy-db.de/1464 www.handy-db.de/1418 www.handy-db.de/1417 www.handy-db.de/1531
Vorteile preisgünstig, 4-GByte-Karte im Lieferumfang, Sprachsteuerung, guter Mediaplayer 8-GByte-Karte im Lieferumfang, gute Multimediafunktionen, Browser mit Flash und Flash-Video, AV-Kabel platzsparende Schiebetastatur, sprecherunabh. Sprachsteuerung, VoIP via WLAN Qwertz-Tastatur, lange Akkulaufzeit, sprecherunabh. Sprachsteuerung, Browser mit Flash, VoIP via WLAN auschiebb. Qwertz-Tastatur, sehr umfangreiche Business- und Multimediaausstattung, VoIP via WLAN
Nachteile kein UMTS, kein GPS, Display in der Sonne kaum lesbar, fummelige Bedienung mit dem Finger Display in der Sonne schlecht lesbar, keine Viewer für Office-Dateien hoher SAR-Wert, kleines Display, kein Touchscreen, für die Eingabe nur Wähltastatur, unkomfortabel beim Surfen hoher SAR-Wert, kleines Display, kein Touchscreen kleines Display, kein Touchscreen, engstehende Wähltasten
Preis (UVP / Straße) 260 € / 220 € 400 € / 300 € 320 € / 280 € 340 € / 300 € 380 € / 310 €
Smartphones mit Symbian-Betriebssystem (Auswahl 2)
Gerät N79 N86 8MP N97 i8910 HD i8510 Innov8
Hersteller Nokia Samsung
technische Daten www.handy-db.de/1443 www.handy-db.de/1547 www.handy-db.de/1492 www.handy-db.de/1524 www.handy-db.de/1449
Vorteile 4-GByte-Karte mitgeliefert, Multimedia-Ausstattung, Drahtlos-Joystick, VoIP via WLAN OLED-Display, AV-Ausgang, doppelte Schiebetastatur (Wähl- und Playertasten), UKW-Sender, Flash-Videos ausschiebbare Qwertz-Tastatur, umfangreiche Multimedia-Funktionen, großer Speicher, AV-Ausgang, UKW-Sender Video-Handy mit AMOLED-Display, gute Fingerbedienung, nimmt HD-Videos (720p) auf und spielt sie ab, DivX-fähig, Browser mit Flash, AV-Ausgang Schiebe-Handy, gute Tastatur mit Touchpad, kontraststarkes AMOLED-Display, brauchbare Kamera, AV-Ausgang
Nachteile hoher SAR-Wert, kleines Display, kein Touchscreen, mäßige Tastatur, unkomfortabel beim Surfen Display in der Sonne kaum lesbar, AV-Kabel nicht mitgeliefert, unkomfortabel beim Surfen AV-Kabel nicht mitgeliefert groß, Display in der Sonne schlecht lesbar, AV-Kabel nicht mitgeliefert, Probleme beim Streamen von Videos via UPnP Display in der Sonne schlecht lesbar, kein Touchscreen, AV-Kabel nicht mitgeliefert
Preis (UVP / Straße) 360 € / 280 € 450 € / 400 € 650 € / 520 € 700 € / 490 € 600 € / 360 €

Der neueste Zugang zur Familie der Smartphone-Betriebssysteme stammt vom früheren PDA-Spezialisten Palm. Mit WebOS, einer Multitasking-Plattform, die wie Android und Maemo auf einem Linux-Kernel aufbaut, will der Hersteller, der zuletzt mit seinen Treo-Smartphones nur wenig Erfolg hatte, Boden gutmachen. Bislang gibt es auf dem deutschen Markt nur das Palm Pre [5]. Das zweite Gerät mit Namen Pixi erscheint zunächst nur in einer CDMA-Version für die USA und Kanada.

Das Hauptmenü von WebOS legt sich nach Aufruf leicht transparent über den Startbildschirm; es besteht aus drei Seiten, die anders als beim iPhone aber beliebig viele Anwendungen aufnehmen können.

Auf den Treo-Smartphones, von denen noch einige erhältlich sind, hatte Palm sein mittlerweile veraltetes Palm OS oder Windows Mobile eingesetzt. Palm OS soll nicht mehr weitergeführt werden, auch Windows Mobile will Palm nicht mehr einsetzen. Alle Hoffnungen ruhen nun auf WebOS, das mit seiner per Finger bedienbaren Touchscreen-Oberfläche inklusive Zoomen per Multitouch-Geste viele Eigenschaften anderer aktueller Betriebssysteme wie Android und iPhone OS übernimmt.

Mit zwei Innovationen hebt sich WebOS von der Konkurrenz und besonders dem iPhone ab: Erstens spielt das Multitasking auf der Bedienoberfläche eine zentrale Rolle. Laufende Anwendungen werden in kleineren Fenstern, Cards genannt, auf dem Display angezeigt und lassen sich durch Fingergesten aufrufen, beenden oder sortieren. Die zweite Neuerung firmiert unter dem Namen Synergy und kombiniert Adressbucheinträge mit allen dazugehörigen Daten und Nachrichten. So findet man unter einem Namenseintrag nicht nur Rufnummern, Mail- und Postadressen, sondern auch Termine aus verschiedenen Quellen wie Exchange und Google Calendar, Mails und Kurznachrichten, sowie Social-Network-Account beispielsweise von Facebook oder Google.

Die Bedienung der WebOS-Oberfläche ist nicht ganz so intuitiv wie beim iPhone. Vor den ersten Handgriffen hilft die Erklärung der verschiedenen Gesten auf der beiliegenden Kurzanleitung. So ist die Fläche unter dem kapazitiven Touchscreen, auf der wie beim iPhone eine einzige Taste residiert, ebenfalls berührungsempfindlich. Über eine Wischgeste von rechts nach links kommt man auf die nächsthöhere Menüebene. Der Knopf ruft jederzeit die Hauptansicht mit den als Karten dargestellten laufenden Programmen auf. Nach kurzer Eingewöhnung klappt der Umgang mit dem Gerät gut.

Die Bedienung ist jedoch inkonsistent: Anwendungen beendet man durch Verschieben der Karte zum oberen Rand, E-Mails entfernt man durch Ausstreichen aus der Eingangsliste nach rechts. Dieselbe Bewegung verschiebt in der Kalenderansicht Termine. Bilder im Fotoalbum lassen sich nicht per Fingergeste löschen, dafür gibt es ein Mülleimer-Symbol zum Antippen.

Die mit den ersten iPhone- und Android-Modellen vergleichbare Software-Ausstattung des ersten WebOS-Smartphones ist brauchbar, weist jedoch auch einige Lücken auf. Das Adressbuch bietet für die Postanschrift nur ein Feld, was beim Abgleich mit Google-Diensten nicht stört, bei der Synchronisation mit Exchange und Outlook aber zu Problemen führt: Auch Wohnort und Postleitzahl landen im Outlook-Feld für die Straße. Der Terminkalender greift auf Webkalender wie Google Calendar zu; mit der guten – aber nicht synchronisierbaren – Aufgabenliste, die Einträge auch ohne Fälligkeitsdatum annimmt und sie auf Wunsch in frei definierbare Listen ordnet, sammelt WebOS Pluspunkte.

Der WebKit-Browser lässt sich mit Multitouch-Zoom ähnlich gut bedienen wie der des iPhone, basiert aber auf einer älteren Webkit-Version, die mehr Fehler bei der Seitendarstellung macht. Auch kennt er kein Flash. Mit dem übersichtlichen E-Mail-Client – Accounts für bekannte Mail-Provider sind dank Zugriff auf eine Palm-Datenbank ruck, zuck eingerichtet – gefallen die Palm-Smartphones als praktische Mailer für die Jackentasche, zumal Palm das Pre mit einer kleinen Schreibtastatur ausgestattet hat. Anhänge zeigen Dokument-Viewer für Word-, Excel- und PDF-Dateien an. Die einfache Kamera-Funktion nimmt keine Videos auf.

Weitere Anwendungen findet man im Palm-eigenen App Catalog, der noch der Füllung harrt: Bisher gibt es nur einige Dutzend Programme. Palm liefert zu seinen WebOS-Geräten keine PC-Software mit und nutzt stattdessen Apples iTunes, wo sich die Geräte als iPods ausgeben und nur Musik und Videos abgleichen, aber keine Adressen. Das führte zu einer Art Wettrüsten zwischen den Konkurrenten: Bisher hat Apple die Erkennung bei jedem neuen iTunes-Update blockiert und Palm mit WebOS-Updates gegengesteuert. Auf lange Sicht wird Palm hier eine andere Lösung finden müssen. Einige Firmen bieten bereits eigene Sync-Lösungen an. Updates lädt das WebOS-Smartphone direkt übers Internet. Via USB mit dem PC verbunden, meldet sich das Palm Pre als USB-Laufwerk und gleicht Multimedia-Daten mit dem Windows Mediaplayer ab. Ein Wechselmedium fehlt dem WebOS-Modell.

Beim ersten Einschalten verlangt das Pre die Registrierung bei einem Palm Server, was einige Vorteile bietet. Beispielsweise lassen sich alle Daten des Geräts von jedem Browser aus per Fernsteuerung löschen. In den Einstellungen kann man die Kommunikation mit dem Server und die Datenübermittlung zu Palm unterbinden.

Das WebOS-Betriebssystem hat trotz einiger Kinderkrankheiten viel Potenzial. Ob es dieses in den nächsten Jahren ausspielen kann, hängt aber nicht nur von einer emsigen Entwicklergemeinde ab: Wer sich ein Smartphone mit WebOS zulegt, muss mit dem Risiko leben, dass Palm – der Hersteller steht derzeit in den roten Zahlen – im umkämpften Markt untergeht.

Smartphones mit WebOS-Betriebssystem
Gerät Pre
Hersteller Palm
technische Daten www.handy-db.de/1496
Vorteile ausschiebbare Qwertz-Tastatur, schneller Web-Browser, zentraler Taskmanager, Synergy-Kontake mit Community-Accounts
Nachteile kein Funkmodem, kein Wechselspeicher, Bluetooth nur für Audiodienste, mäßige Kamera, keine Videoaufnahme
Preis (UVP / Straße) 481 € / 480 €

Wie Epoc/Symbian OS gehört Microsofts Windows CE zu den älteren Smartphone-Betriebssystemen. Verbreitung fand es zunächst in den als Pocket PC bezeichneten Windows-PDAs. 2002 taufte es der Hersteller in Windows Mobile um. Erst mit der Windows Mobile 2003 Phone Edition begann der Siegeszug der Mobilfunk-PDAs. Man bediente sie wie die Pocket PCs per Stift und Touchscreen. Die relativ großen Geräte musste man mit einer Hand halten und mit der anderen bedienen.

Statt dem bisher aufklappenden Pulldown-Menü öffnet ein Tipp auf das Startsymbol bei Windows Mobile 6.5 das Anwendungsmenü, das die Programme versetzt anzeigt, mit über 40 Icons aber unübersichtlich ist.

Ende 2002 präsentierte Microsoft zusammen mit seinem Hof-Lieferanten HTC das erste Windows-Smartphone ohne Touchscreen und im klassischen, für die Einhandbedienung geeigneten Handyformat. Zunächst firmierten die Betriebssystem-Versionen unter Windows Mobile Pocket PC (für PDAs), Windows Mobile Pocket PC Phone Edition (für Smartphones mit Touchscreen) und Windows Mobile for Smartphone (für Mobiltelefone mit normalem Display). Seit der Version 6 (2007) nennt Microsoft die PDA-Variante Windows Mobile 6 Classic, die Handy-Variante Windows Mobile 6 Standard und die Touchscreen-Smartphones Windows Mobile 6 Professional. Die bis vor kurzem noch aktuelle Version 6.1 setzt für Touchscreen-Geräte weiterhin den Eingabe-Stift voraus, unter anderem weil Anwendungen in den typischen Fenstern mit schmalen Scrollbalken starten.

Anfang Oktober stellte Microsoft die Version Windows Mobile 6.5 vor, mit der der Software-Riese dem Trend zur Touchscreen-Bedienung mit dem Finger Rechnung trägt und die Online-Dienste MyPhone sowie den Shop Windows Marketplace for Mobile für den Download von Anwendungen in die Smartphones integriert. Für neuere 6.1-Geräte soll ein Update auf Windows Mobile 6.5 bereitgestellt werden.

Windows Mobile 6.1 orientiert sich noch stark am Konzept seines großen Bruders auf dem PC: Fenster, Leisten, Bedienelemente, alles präsentiert sich im Fenster-Look. Ursprünglich als möglichst nahtlose Übertragung der Nutzererfahrungen vom Desktop auf das Smartphone gedacht, wirkt die Bedienoberfläche im Zeitalter des iPhone und der Steuerung per Finger altbacken und – wegen der umfangreichen Organizer- und Office-Funktionen – vielfach unübersichtlich.

Mit Windows Mobile 6.5 versucht Microsoft, ohne Eingabe-Stift auszukommen, was nur zum Teil gelingt. Das beim Antippen des Start-Icons am linken oberen Rand bei 6.1 erscheinende kleine Dropdown-Menü wurde entfernt, stattdessen erscheint das Anwendungsmenü, dessen Icons – wohl zwecks höherer Treffsicherheit mit dem Finger – versetzt angeordnet sind. Den seitlichen Scrollbalken gibt es nicht mehr, man verschiebt das Menü per Finger, wobei es häufig zum ungewollten Starten einer Anwendung kommt. Mit meist über 40 unsortierten Elementen ist das Menü sehr unübersichtlich.

Ein altes Ärgernis hat Microsoft wieder nicht beseitigt: Schließt man das Programm-Fenster, laufen viele der Anwendungen im Hintergrund weiter, was den Arbeitsspeicher nach einiger Zeit verknappt und die Reaktionen des Geräts verlangsamt. Bei Windows Mobile 6.1 muss man sich über mehrere Einstellungsmenüs und Optionen kämpfen, bevor man den Taskmanager erreicht, mit dem sich einzelne oder alle laufenden Programme schließen und aus dem Speicher entfernen lassen. Bei 6.5 findet man ihn zwar schneller, doch hinkt das aktuelle Microsoft-Betriebssystem Konkurrenten wie Symbian OS und erst recht WebOS meilenweit hinterher.

Über den neuen Heute-Bildschirm erreicht man die wichtigsten Anwendungen zügig und bekommt einen Überblick über Datum, Uhrzeit, eingegangene Nachrichten und verpasste Anrufe. Viele Menüs lassen sich dank großer Schrift mit dem Finger treffsicher bedienen. Für die Infoleisten, die unter anderem die Schließen-Funktion und Optionsmenüs beherbergen, nutzt man weiterhin besser den Stift. Auch Anwendungen wie der leistungsfähige E-Mail-Client, die Kontakte und der Kalender weisen viele für die Finger zu kleine Bedienelemente auf.

Hersteller wie HTC, LG oder Samsung statten ihre Windows-Smartphones daher mit hauseigenen Bedienoberflächen aus, die besser an die Nutzung mit dem Finger angepasst sind: HTC – immerhin Marktführer bei Windows-Mobile-Geräten – rüstet seine Produkte mit der Oberfläche TouchFLO 3D und anderen Hilfen wie einem effizienteren Taskmanagement aus. Die mit dem Android-Phone Hero eingeführte Weiterentwicklung Sense soll auch auf bereits angekündigten Windows-Mobile-Modellen wie dem HD2 laufen. LG liefert das GM750 mit der schicken Oberfläche S-Class UI aus, die sich alternativ zu der von Microsoft nutzen lässt. Auch Samsung setzt – etwa beim i900 Omnia – lieber auf seine fingertaugliche TouchWiz-Oberfläche. Doch landet man früher oder später bei Windows-Anwendungen, die sich gewohnt schlecht per Finger bedienen lassen

Microsoft stattet Windows Mobile mit umfangreichen Software-Beigaben aus: Dazu gehören Mobile Office zum Betrachten und Bearbeiten von Word-, Excel und Powerpoint-Dokumenten, ein PDF-Viewer, die Remote-Desktop-Fernsteuerung und viele Multimedia-Anwendungen. Punkte sammelt Windows Mobile auch mit Mobile Outlook: Die PIM-Anwendung orientiert sich am Desktop-Outlook und lässt sich problemlos mit diesem synchronisieren, per Exchange-Protokoll ActiveSync auch via Internet.

Windows Mobile 6.1 bringt zum Surfen nur den veralteten Internet Explorer Mobile mit, der bei 6.5 überarbeitet und mit Flash nachgerüstet wurde, aber auf dem betagten Internet Explorer 6.0 basiert. Von diesem acht Jahre alten Desktop-Browser erbt die Mobilversion die vergleichsweise gute JavaScript-Unterstützung, jedoch auch viele Schwächen – etwa bei XML-Daten. Vor allem stört die mangelhafte Performance beim Seitenaufbau. Einen RSS-Reader gibt es nur als separate Anwendung. Beim Surfen bleibt der Browser weit hinter denen der anderen Smartphone-Plattformen zurück. Viele Gerätehersteller setzen als Standard deshalb den moderneren und schnelleren Opera-Mobile-Browser ein.

Für Windows Mobile stehen tausende von Anwendungen zur Wahl, die man in verschiedenen Online-Shops, Shareware-Sammlungen oder auf den Websites der Hersteller findet. Mit dem parallel zu Windows Mobile 6.5 gestarteten Marketplace for Mobile will Microsoft die verstreuten Anwendungen in einem Shop bündeln. Voraussetzung ist ein Zertifikat des Windows-Erfinders. Zunächste bediente der Shop nur 6.5er-Geräte, Mitte November wurde er auch für Smartphones mit 6.0 und 6.1 geöffnet. Inwischen versammeln sich mehr als 800 Anwendungen im Shop, allerdings werden lange nicht alle auch deutschen Anwendern angeboten.

Der kostenfreie Online-Dienst MyPhone bietet für Windows-Mobile-Geräte ab Version 6 rund 200 MByte Online-Speicher, über den man PIM-Daten, SMS, Dokumente und Multimedia-Inhalte – die je Datei nicht größer als 15 MByte sein dürfen – synchronisieren und archivieren kann. Gegen eine Gebühr lässt sich das Gerät außerdem aus der Ferne orten, sperren oder komplett löschen.

Mit dem PC synchronisiert man sein Windows-Smartphone per ActiveSync-Software (Windows XP) oder das „Windows Mobile-Gerätecenter“ von Vista. Darüber lassen sich Lesezeichen mit dem Desktop-Browser und Notizen mit OneNote abgleichen. Kalender, E-Mail, Aufgaben und Notizen werden mit Outlook synchronisiert. Über den Explorer erhält man Zugriff auf die Dateien des Smartphone, auch Software lässt sich auf diesem Wege installieren.

Windows Mobile hat auf Smartphones zwar eine lange Tradition, musste in der Vergangenheit aber erhebliche Marktanteile abgeben. Daran dürfte auch die aktuelle 6.5er-Version nichts ändern – die Touchscreen-Smartphones von Apple und Palm bieten frischere Konzepte und einfachere Bedienung. Bislang nutzten hauptsächlich Geschäftskunden die Smartphones mit Microsoft-Betriebssystem. Windows Mobile 6.5 soll zwar mehr Spaß und Spiel bringen, kann mit der Konkurrenz jedoch nicht mithalten. Auf dem kommenden Windows Mobile 7 ruhen nun alle Hoffnungen des Herstellers, der dazu aber viele alte Zöpfe abschneiden muss. Klappt das nicht, werden Windows-Smartphones zwar nicht vom Markt verschwinden, jedoch weiter Marktanteile verlieren.

Smartphones mit Windows-Mobile-Betriebssystem (Auswahl 1)
Gerät B7610 Omnia Pro i8000 Omnia II i900 Omnia Xperia X1 TG01
Hersteller Samsung Sony Ericsson Toshiba
technische Daten www.handy-db.de/1592 www.handy-db.de/1593 www.handy-db.de/1412 www.handy-db.de/1290 www.handy-db.de/1508
Vorteile ausschiebbare Qwertz-Tastatur, gute Ausstattung mit Office Mobile, Java, Video-Editor und Opera-Browser, gute Kamera kontraststarkes AMOLED-Display, alternative TouchWiz-Oberfläche mit Widgets, Opera-Browser, geringer SAR-Wert TouchWiz-Bedienoberfläche mit Widgets, gute Kamera, Opera-Browser, gute Multimedia-Ausstattung, Touchpad ausschiebbare Qwertz-Tastatur, Oberfläche für Fingerbedienung mit wechselbaren Panels, Opera-Browser, Multimedia-Ausstattung sehr großes Display, schneller Prozessor (1 GHz), 1-GByte-Karte mitgeliefert, guter Videoplayer mit vielen Formaten
Nachteile Display im Sonnenlicht kaum lesbar, groß und schwer, Fingerbedienung per Touchscreen fummelig keine Sprachwahl, Touchscreen-Bedienung mit dem Finger je nach Anwendung fummelig hakelige Fingerbedienung, bei manchen Anwendungen Eingabestift nötig, schwacher Prozessor für viele Anwendungen Eingabestift nötig, wenig Speicher, kurze Akkulaufzeit Fingerbedienung hakelig, Bedienoberfläche nicht intuitiv, Display in der Sonne kaum lesbar, träger Browser
Preis (UVP / Straße) 500 € / 440 € 650 € / 500 € 650 € / 320 € 700 € / 450 € 500 € / 450 €
Smartphones mit Windows-Mobile-Betriebssystem (Auswahl 2)
Gerät S520 Snap Touch Diamond II Touch Pro II, MDA Vario V (T-Mobile) GM750
Hersteller HTC LG Electronics
technische Daten www.handy-db.de/1563 www.handy-db.de/1529 www.handy-db.de/1532 www.handy-db.de/1621
Vorteile handliches Format, gute Qwertz-Tastatur, Trackball-Steuerung, gutes Business-Gerät TouchFlo-3D-Oberfläche, gute Ausstattung, Opera-Browser, Zoomleiste, gute Kamera 5-zeilige Qwertz-Tastatur, TouchFlo-3D, Freisprechfunktion für Konferenzen, AV-Ausgang preisgünstig, S-Class-UI-Bedienoberfläche, gut ausgestattet
Nachteile kein Touchscreen, keine Videotelefonie, mäßiger Browser, einfache Kamera ungeschützte Kamera-Optik, Touchscreen-Bedienung per Finger teils hakelig groß und schwer, Touchscreen-Bedienung per Finger teils hakelig kleiner Touchscreen, keine Sprachwahl
Preis (UVP / Straße) 400 € / 320 € 480 € / 420 € 650 € / 550 € 330 € / – (exklusiv bei Vodafone)

Smartphones mit den Betriebssystemen Android, iPhone OS und WebOS sprechen mit ihren zahlreichen Internetdiensten den mobilen Nomaden an, der unterwegs auf Webseiten, E-Mails und seine Facebook- und Google-Accounts zugreifen will. Dazu bieten sie eine einfache Bedienung per Finger und Touchscreen, mit der das mobile Surfen richtig Spaß macht.

Für Android und vor allem das iPhone gibt es eine riesige Auswahl an Zusatzprogrammen wie weitere webgestützte Dienste, praktische Erweiterungen und Spiele. Für das bislang einzige WebOS-Gerät Palm Pre ist die Software-Auswahl noch mager, was sich aber schnell ändern dürfte.

Bei den Organizer-Funktionen weisen die Plattformen noch einige Defizite auf: So fehlt dem iPhone eine Aufgabenliste – der App Store bietet hierfür jedoch zahlreiche Applikationen –, und die von WebOS lässt sich nicht mit Webdiensten oder dem PC abgleichen. Neuere Android-Modelle wie das HTC Hero oder das Pulse von T-Mobile punkten allerdings mit zahlreichen Verbesserungen inklusive Sync-Programmen für den PC.

Bei den Blackberrys, Symbian-OS- und Windows-Mobile-Geräten gehören umfangreiche Organizer, die auch Geschäftsleute zufriedenstellen, von jeher zum Standard-Lieferumfang. Die RIM-OS-Geräte punkten hier mit professionellen Server-gestützten Diensten; obwohl vorhanden, spielt Multimedia eine geringere Rolle.

Für Nutzer, die auf einen möglichst großen Funktionsumfang Wert legen, gehören Smartphones mit Symbian OS und Windows Mobile zur ersten Wahl. Sie vereinen gute Multimedia- und Organizer-Anwendungen mit Zusatzfunktionen wie problemlosem Einsatz als Funkmodem für Notebooks, vielfältigen Bluetooth-Verbindungen und zum Teil sogar integrierter Internet-Telefonie. Falls doch eine Anwendung fehlt, lässt sie sich nachrüsten, doch muss man sie meist noch im Internet suchen – die Software-Shops von Nokia und Microsoft bieten noch wenig Auswahl.

Wegen des großen Funktionsumfangs und der veralteten Bedienung einzelner Anwendungen geht die Handhabung der Symbian-OS- und Windows-Mobile-Geräte trotz Touchscreen nicht so intuitiv von der Hand wie bei Android, iPhone OS und WebOS. So ist anfangs öfter ein Blick in die Hilfefunktion vonnöten.

Bei der Bedienung von Maemo hat sich Nokia an Android angelehnt, eine gewisse Lernkurve braucht man hier aber auch. Von der Ausstattung her ist das Nokia N900 als erstes Maemo-5-Smartphone vergleichbar mit den Symbian-Geräten aus demselben Haus. (rop)

  1. Rudolf Opitz, Zusammenarbeit, Handys und Smartphones mit dem Windows-PC synchronisieren, www.heise.de/-218979
  2. Achim Barczok, Lutz Labs, Androiden-Zuwachs, Android-Smartphones von HTC und Samsung, www.heise.de/-404612
  3. Daniel Lüders, iFührer, Navi-Programme für iPhone 3G und 3GS, www.heise.de/-423027
  4. Dr. Till Harbaum, Mirko Dölle, Entwicklungshilfe für Maemo 5, Das Maemo-5-SDK und ein Hardware-Emulator für Nokias N900, c’t 20/09, S. 170
  5. Rudolf Opitz, Jörg Wirtgen, Presentation, Palm Pre für UMTS-Netze kommt nach Deutschland, www.heise.de/-416492
Smartphone-Betriebssysteme (Teil 2)
Plattform Symbian OS WebOS Windows Mobile
Entwickler Symbian Foundation Palm Microsoft
Webseite www.symbian.org www.palm.com/de www.microsoft.com/windowsmobile
Hersteller Nokia, Samsung, Sony Ericsson Palm Acer, Asus, HP, HTC, LG, Palm, Samsung, Sony Ericsson, Toshiba
Standardausstattung Software
Java-Interpreter (J2ME) v
Kalender / Notizen / Aufgaben v / v / v v / v / v v / v / v
Dokumentenbetrachter DOC, PDF, PPT, XLS DOC, PDF, XLS DOC, PDF, PPT, XLS
Datei-Manager v v
Instant Messaging v (Google Talk, AOL IM) v (Windows Live Messenger)
Sprachwahl / Sprachsteuerung v
Standard-Browser (Engine) Nokia (Webkit) WebOS Browser (Webkit) Internet Explorer Mobile (IE 6.0)
Protokollunterstützung E-Mail IMAP4, POP3 IMAP4, POP3 IMAP4, POP3
Push-Mail Mail on Ovi Exchange Active Sync, GMail, Yahoo-Mail Exchange Active Sync
sonstiges Kartendienst, Spiele, Sprachnotizen, Text To Speech Kartendienst, Spiele, YouTube Kartendienst, Remote Desktop, Spiele, YouTube
Synchronisation
PC-Software PC Suite – (iTunes) Active Sync, Windows Mobile-Gerätecenter
Online-Dienste Ovi, Exchange Synergy MyPhone, Exchange
PC (E-Mail/Kontakte/Kalender/ v / v / v / v / v / v /
Medien/Backup) v / v v / –
Web (E-Mail/Kontakte/Kalender/ v / v / v / – / v / v / v / v / v /
Medien/Backup) v / – – / – v /v
Firmware-Update über PC-Software, über Internetverbindung über PC-Software
v vorhanden – nicht vorhanden k. A. keine Angabe

Die Hersteller der Betriebssysteme unterstützen Programmierer mit meist kostenlosen Entwicklungsumgebungen (Links siehe unten), um so eine möglichst große Programmvielfalt bereitzustellen. Dazu hat jeder Hersteller einen eigenen Anwendungs-Shop online.

Mit der Programmiersprache Java erreichen Entwickler nicht nur die Besitzer von Smartphones, sondern auch Anwender von einfacheren Telefonen mit proprietären Betriebssystemen und J2ME-Interpreter. Symbian, Maemo und die Windows-Mobile-Geräte von HTC sind von Haus ebenfalls mit Java-Interpretern ausgestattet. Die Java-Dialekte der Android- und Blackberry-Smartphones unterscheiden sich jedoch deutlich vom J2ME-Standard. Die SDKs erlauben – anders als J2ME – durch betriebssystemspezifische Programmierschnittstellen eine weit hardware-nähere Programmierung. Für Android gibt es mit dem Native Development Kit auch Entwicklungshilfen für C-Programmierer.

iPhone-Entwickler kommen an Objective-C kaum vorbei, C und C++ sind die bevorzugten Programmiersprachen für Entwickler von Maemo, Symbian OS und Windows Mobile. .Net-Anwendungen für Windows Mobile lassen sich zusätzlich etwa in VB.Net oder C# schreiben. Palm erlaubt für WebOS lediglich die Programmierung per HTML und JavaScript – native Anwendungen lassen sich nicht erstellen.

Apples im vergangenen Jahr gestarteter App Store markierte eine Wende im Vertriebsmodell für mobile Anwendungen: Die Programme werden in einem zentralen Online-Shop angeboten. Der Betreiber übernimmt Prüfung, Zertifizierung, Marketing und Abrechnung. Bei Apple und den meisten anderen Online-Shops erhalten Entwickler 70 Prozent des generierten Umsatzes aus dem Verkauf ihrer Anwendungen, bei Blackberry sind es immerhin 80 Prozent.

Für kostenlose Software kassieren die Shop-Betreiber Einstellgebühren. Ausnahmen gibt es für Open-Source-Programme, Palm etwa verlangt für die Einstellung quelloffener Programme weder eine Jahres- noch eine Einstellgebühr. Maemo-Programmierer können ihre Programme ebenfalls kostenlos veröffentlichen, auch verhindert – bis auf Apple – keiner der Hersteller eine Verbreitung außerhalb des eigenen Shops. (ll)

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