Ein- und Aufsteiger
Mit dem HTC Tattoo und dem Pulse von T-Mobile gibt es Android-Smartphones, die mit Preisen von knapp 300 Euro fĂĽr Kunden mit schmalerem Geldbeutel gedacht sind.
Das Mobil-Betriebssystem Android gehört zu den am schnellsten wachsenden Smartphone-Plattformen. Mit dem HTC Tattoo und dem Pulse von T-Mobile gibt es Geräte, die mit Preisen von rund 300 Euro für Kunden mit schmalerem Geldbeutel gedacht sind.
Das kleine HTC Tattoo liegt besser in der Hand als das mit knapp zwölf Zentimetern recht lange und klobig wirkende T-Mobile Pulse, das dafür mit einem 3,5 Zoll großen kapazitiven Touchscreen aufwartet. Als erstes Android-Smartphone hat das Tattoo keinen kapazitiven, sondern einen mit 2,8 Zoll deutlich kleineren resistiven Eingabe-Bildschirm mit QVGA-Auflösung (240 × 320 Pixel), der sich nicht nur per Finger, sondern auch per Stift bedienen lässt. Bauartbedingt erkennt er aber keine Zweifinger-Multitouchgesten. Beide Displays lassen sich in der Sonne kaum noch ablesen.
Abgesehen vom Touchscreen steuert man das Pulse mittels eines kleinen Trackballs unter dem Display und einer kombinierten Rückschritt-Taste – ein langer Druck führt direkt zur Startansicht.
Das Tattoo besitzt statt des Trackballs ein ringförmiges Steuerkreuz mit einem großen Zentralknopf für die Auswahlbestätigung, getrennte Rückschritt- und Startansicht-Tasten und eine zusätzliche für die Suchfunktion. Beide Geräte im Test nutzen den USB-Anschluss auch zum Laden des Akkus – das Pulse hat eine Micro-USB-Buchse, das Tattoo den HTC-typischen Anschluss, in den Mini-USB-Kabel passen.
Beide Geräte lassen sich mittels microSDHC-Speicherkarten erweitern. Beim kleinen Tattoo liegt der Einschub unter der Akkuabdeckung, den Energiespeicher braucht man zum Wechseln aber nicht zu entfernen. Das Pulse besitzt einen gut erreichbaren Slot an der linken Seite.
Pflicht …
Beim Telefonieren bieten das HTC Tattoo und das große T-Mobile Pulse eine gute Sprachqualität. Auch die brauchbaren Freisprechfunktionen gefallen, doch ist der eingebaute Lautsprecher des Pulse für laute Umgebungen zu leise. Eine Videotelefonie-Funktion fehlt beiden Geräten.
Beide Hersteller haben die Standardoberfläche von Android durch Eigenentwicklungen ersetzt: Beim kleinen Tattoo kommt HTCs Oberfläche Sense zum Einsatz, mit der auch das HTC Hero ausgestattet ist. Sie erweitert die drei Android-Startbildschirme auf sieben, zwischen denen man per Wischbewegung zur Seite wechselt, und stellt zahlreiche, nett animierte Widgets bereit. Die Bedienung über den kleinen Touchscreen klappt flüssig und meist sicher. Bei der Texteingabe sollten Nutzer mit großen Fingern das Smartphone quer halten, da die virtuelle Tastatur in der Ansicht mehr Platz erhält. Beide Geräte wechseln die Darstellung auf dem Display dank Lagesensor automatisch.
Die Oberfläche des Pulse erweitert die Anzahl der Startanzeigen auf sechs. Ein Druck auf den Trackball wechselt zu einer praktischen Übersicht über alle Bildschirme. So erkennt man auf einen Blick, welche Widgets wo platziert sind und wechselt per Trackball zwischen den einzelnen Screens. Die Optik kann mit der schickeren Sense-Oberfläche jedoch nicht mithalten. Zu den wenigen neuen Widgets gehört eine zentrale Gruppenverwaltung, die auf die Friends-Tarife von T-Mobile abgestimmt ist.
Beim Bedienen reagiert das größere Gerät sehr träge: Jede Aktion ist merklich verzögert, was schon beim Entriegeln des recht unempfindlichen Touchscreens per Wischgeste auffällt. Offenbar fehlt dem Pulse die nötige Rechenleistung, da sich das System nach Starten einiger Anwendungen zunehmend verlangsamt bis hin zu minutenlangen Hängern beim Anzeigen des Hauptmenüs. Mitunter half im Test nur Aus- und wieder Einschalten. Zudem verdeckt die virtuelle Tastatur oft Eingabe- und Bedienfelder.
Die Organizer-Funktionen der beiden Modelle haben im Vergleich zum Android-Standard zugelegt. Sie bieten ein umfangreiches Adressbuch mit Gruppenverwaltung, das sich auch mit Outlook abgleichen lässt. Beim Pulse stehen für Rufnummern nur die Varianten privat, Mobil und andere zur Verfügung, das kleine Tattoo erlaubt sogar das freie Definieren von Rufnummer-Typen.
Per SMS empfangene virtuelle Visitenkarten (VCards) erkennen beide Smartphones nicht. Als erstes Android-Gerät nimmt das Pulse VCards aber via Bluetooth Object Push von anderen Handys entgegen und fügt sie in das Adressbuch ein. Andererseits hat die Integration des Bluetooth-Profils offensichtlich nicht fehlerfrei geklappt: Unseren Test-PC erkannte das Pulse nur als Funk-Headset.
Der Terminkalender des Tattoo verwaltet Outlook- und Google-Kalender sowie ein eigenes Format. Der des Pulse kennt nur das Google-Format, doch sind die Exchange-Anwendungen von RoadSync bereits installiert, mit denen man Termine und Mails per Active Sync synchronisieren kann. Eine Aufgabenliste fehlt beiden Smartphones. Weitere Anwendungen lassen sich über den Software-Market installieren, wozu eine Google-Anmeldung nötig ist. Das Pulse bringt jedoch bereits viele nützliche Programme wie einen Dateimanager und den Office-Viewer Documents to Go mit.
Internet
Beide Geräte besitzen mindestens zwei E-Mail-Programme: eines für Google-Mail und eines für POP3- und IMAP4-Zugänge. Beim kleinen Tattoo kümmert sich das letztere auch um Exchange-Accounts, das Pulse stellt dafür RoadSync-Mail als drittes Mail-Programm bereit.
POP- und IMAP-Accounts bekannter Mail-Anbieter richten beide Smartphones nach Eingabe von Adresse und Passwort automatisch ein. Das Tattoo gefällt mit übersichtlicher Mail-Darstellung; mehrere Mails lassen sich zum Löschen auswählen. Anhänge mit Office-Dateien legt der Mailer nur auf der Speicherkarte ab, zeigt sie aber nicht direkt an. Beim Pulse kann man Mails nur einzeln löschen. Ein weiteres Minus: Obwohl ein Betrachter vorhanden ist, erlaubt das Mail-Programm weder das Anzeigen noch das Speichern von Office-Attachments, um es später mit dem Viewer zu öffnen.
Zum Surfen nutzen beide Modelle den Chrome-Lite-Browser von Android, der mit Tabs und displaygerechter Umformatierung nach Doppeltipp punktet. Zum manuellen Zoomen gibt es nur eingeblendete Schaltflächen, Multitouch beherrschen beide Androiden nicht. Der Browser des Tattoo zeigt auch Flash-Inhalte an und bietet grafische Lesezeichen mit praktischer Seitenvorschau. Das Pulse fällt beim Surfen mit trägerem Seitenaufbau und Zoomen wiederum unangenehm auf.
Beide können ein Notebook mit Internetzugang versorgen, gehen dabei aber unterschiedliche Wege: Das kleine Tattoo baut die Datenverbindung auf und reicht sie per Ethernet-Emulation an den PC weiter (Internet-Sharing oder Tethering). Das Pulse stellt wie die meisten Handys ein virtuelles Modem bereit, über das der angeschlossene Rechner selbst die DFÜ-Internetverbindung initiiert.
| FTP-Durchsätze HSPA | ||||||||
| Dateigröße | 5 MByte | 2 MByte | 500 KByte | 60 KByte | ||||
| [KByte/s] | empfangen | senden | empfangen | senden | empfangen | senden | empfangen | senden |
| HTC Tattoo | 627 | 44,5 | 515 | 42,4 | 304 | 43,9 | 77,8 | 39,0 |
| T-Mobile Pulse | 416 | 133 | 342 | 123 | 221 | 116 | 71,4 | 69,2 |
Beim Durchsatztest ĂĽberraschte das Tattoo mit hohem HSDPA-Durchsatz, doch fehlt ihm HSUPA fĂĽr die Beschleunigung in Senderichtung. Das Pulse kennt auch HSUPA, machte im Durchsatztest aber eine deutlich schlechtere Figur.
… und Kür
Sowohl das HTC Tattoo als auch das T-Mobile Pulse sind mit einem GPS-Empfänger ausgestattet. Der des Tattoo liefert in wenigen Sekunden eine korrekte Position, sein Kollege braucht dazu etwas länger.
Fotos und Videos nehmen beide Smartphones mit einer 3,2-Megapixel-Kamera mit Autofokus auf. Beim Tattoo liegt die Linse tief im Gehäuse, was vor Fingerschmutz, aber nicht vor Staub schützt. Zum Scharfstellen und Auslösen braucht die Kamera eine gute Sekunde und ist damit bedingt schnappschusstauglich. Die Ergebnisse zeigen wenig Rauschen, aber auch wenig Details und mäßige Farben. Typisch für Handykameras sind der geringe Kontrastumfang und überstrahlte helle Flächen. Für Spaßfotos reicht die Qualität. Videoclips ruckeln leicht bei der Wiedergabe, stellen kaum Details dar, dafür einige Bewegungsartefakte.
Das große Objektiv des Pulse liegt ungeschützt im Griffbereich auf der Rückseite. Die Druckpunkte der zweistufigen Auslösetaste lassen sich nicht sehr gut unterscheiden. Beim Knipsen stört der langsame Autofokus: Bis zu vier Sekunden braucht er zum Fokussieren – nichts für bewegte Motive. Die Bilder sind nur mäßig scharf und detailarm, weisen aber einen hohen Farbkontrast mit brauchbarer Farbdarstellung auf. Auch beim Pulse überstrahlen helle Flächen, der Kontrastumfang ist besser als beim Tattoo, dafür rauscht es bei dunklen Motiven deutlich stärker. Bei gutem Licht taugen die Fotos auch für kleinformatige Abzüge. Die unscharfen Videos ruckeln etwas, zeigen kaum Details und sind nur für die Wiedergabe auf dem Smartphone und zum MMS-Versand brauchbar. Obwohl Videotelefonie fehlt, gibt es – für Selbstporträts – eine einfache VGA-Zweitkamera über dem Display.
Als Musikplayer gefällt das Tattoo mit guten Auswahlfunktionen, Albumansicht und breiter Formatunterstützung. Das mitgelieferte Headset bietet einen ausgewogenen Klang. Bluetooth-Stereo-Headsets lassen sich ankoppeln, beim UKW-Radio funktioniert die Wiedergabe darüber aber nicht.
Das Pulse kennt die Musikformate WMA und AAC nicht, sondern spielt nur MP3, M4A und WAV ab. Der Klang des Headsets ist schwach in den Bässen und Höhen, bessere Kopfhörer schließt man über den beiliegenden 2,5- auf 3,5-mm-Klinkenadapter an, auch die Wiedergabe über Bluetooth klappt. Eine Klangregelung fehlt bei beiden Smartphones.
Als mobile Videospieler eignen sich beide nur bedingt. Sie geben von Haus aus nur 3GP- und MPEG-4-Clips (H.264) wieder, die maximal CIF-Auflösung haben. Je nach Bildformat hat das Tattoo Probleme beim automatischen Skalieren, dem Pulse fehlt eine Bildgröße-Auswahl. Zudem kommt es selbst bei QVGA zu Rucklern. Damit empfiehlt sich das Pulse trotz großem Display nicht zum Videoschauen, das Tattoo kann hier schon wegen der kleinen Anzeige nicht punkten.
Fazit
Mit dem handlichen HTC Tattoo bekommt man schon für gut 300 Euro ohne Vertrag ein brauchbares Android-Smartphone, bei dem man nur Abstriche beim Display, aber kaum bei der Ausstattung machen muss. Das noch günstigere T-Mobile Pulse bietet mit größerem Display, Bluetooth Object Push und vielen Zusatzanwendungen zwar noch mehr, nervt wegen des unsensiblen Touchscreens und der äußerst trägen Bedienung – so macht mobiles Surfen keinen Spaß.
Trotz vieler Verbesserungen bleibt fĂĽr Android-Entwickler noch viel zu tun. So ist die Interaktion der Anwendungen noch unausgereift, wie das Beispiel VCard-SMS zeigt. Wie man so etwas besser macht, zeigen die Smartphones mit Symbian OS oder Windows Mobile schon seit Jahren. (rop)
| GĂĽnstige Android-Smartphones | ||
| Produkt | Tattoo | Pulse |
| Hersteller | HTC | T-Mobile |
| Lieferumfang (kann je nach Anbieter variieren) | Ladegerät, USB-Kabel, Stereo-Headset, Software, Kurzanleitung | Ladegerät, USB-Kabel, Stereo-Headset, Audio-Adapter, Tasche, Software, Kurzanleitung |
| technische Daten | www.handy-db.de/1622 | www.handy-db.de/1619 |
| Preis ohne Vertrag | 340 € | 300 € |
(ll)