Neue Fenster braucht das Land

Die ersten Smartphones mit Windows Mobile 6.5 verlocken mit bunten Bedienoberflächen und einer üppigen Ausstattung zum Kauf.

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Im Oktober 2009 hat Microsoft die Version 6.5 seines Smartphone-Betriebssystems Windows Mobile vorgestellt, das sich dank einer überarbeiteten Touchscreen-Bedienoberfläche besser mit dem Finger steuern lässt. Viele Hardware-Hersteller setzen bei ihren 6.5er-Modellen jedoch lieber auf eigene schickere Oberflächen. Die ersten 6.5er-Smartphones verlocken zudem mit einer üppigen Ausstattung zum Kauf.

Windows Mobile gehört zu den Klassikern unter den Smartphone-Betriebssystemen und sollte das Bedienkonzept des großen PC-Bruders auf den kleineren Touchscreens der Mobilgeräte umsetzen. Statt einer Maus benutzte man den Eingabestift, um die oft filigranen Elemente und Scrollbalken zu bedienen. Seit dem Erfolg der Android-Smartphones und des iPhones wollen die Anwender dazu jedoch lieber die Finger benutzen, statt auf kleine Plastik-Zahnstocher zurückgreifen zu müssen. Dazu sind aber deutlich größere Symbole, Schaltflächen und virtuelle Tasten nötig.

Windows Mobile 6.5 verbessert ein paar Kleinigkeiten wie den schicken Heute-Bildschirm und per Finger scrollbare Menüfenster, setzt das neue Konzept jedoch nicht konsequent um. Die meisten Geräte-Hersteller statten daher ihre Windows-Mobile-Smartphones mit selbstentwickelten Oberflächen aus, die sich besser mit dem Finger steuern lassen und die nach wie vor angestaubte Microsoft-Optik in die Untermenüs verbannen oder völlig verstecken.

Fünf der ersten 6.5er-Modelle – die ersten Modelle mit dem jüngst vorgestellten Nachfolger Windows Phone 7 dürften frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2010 auf den Markt kommen – haben wir genauer unter die Lupe genommen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Bedienung gelegt: das Neotouch des Smartphone-Neulings Acer, die Modelle Touch2 und HD2 von HTC – ersteres mit TouchFlo-Oberfläche, letzteres mit der Weiterentwicklung Sense –, das nur bei Vodafone erhältliche GM750 von LG Electronics mit S-Class-UI-Bedienung und Samsungs I8000 Omnia II, das über die herstellereigene Oberfläche TouchWiz gesteuert wird.

Die einfachste Ersatzoberfläche stellt Acers Neotouch bereit. Sie besteht nur aus einem Startbildschirm, der Platz für neun Schnellstartsymbole – sechs davon frei wählbar – bereitstellt und in der Optik dem Windows-Hauptmenü ähnelt. Die anderen Oberflächen bieten deutlich mehr Funktionen; über Fingergesten wechselt man zwischen mehreren Startbildschirmen, Funktionen und Menüs.

Als einziges Windows-Mobile-Gerät ist das HTC HD2 mit einem nur per Finger bedienbaren Touchscreen ausgestattet. Allen anderen liegt ein Eingabestift bei – beim HTC Touch2 und dem Neotouch in einem Einschub am Gerät, beim LG GM750 und Samsungs Omnia II als herumbaumelndes Anhängsel, das man per Schnur am Smartphone befestigt. Gerade bei den Modellen Touch2 und GM750 mit ihren kleineren Displays sind sie auch nötig: Spätestens bei den Office-Mobile- und Outlook-Mobile-Paketen tauchen die seit vielen Jahren üblichen, winzigen Bedienelemente auf, die sich mit dem Finger kaum noch sicher treffen lassen. Eine Ausnahme bildet nur das HD2, dessen Touchdisplay mit knapp elf Zentimeter Diagonale (4,3 Zoll) rekordverdächtig groß ist.

Die herstellereigenen Oberflächen der Hersteller verbessern die Bedienung mit dem Finger meist deutlich und punkten mit Zusatzfunktionen wie der Integration von Community-Kontakten in das Adressbuch (HTC Sense), zusätzlichen Mediaplayern und Mail-Programmen und zahlreichen Widgets. LG und Samsung bauen mit S-Class UI und TouchWiz, die auch auf anderen Handys der Unternehmen zum Einsatz kommen, auf den Wiedererkennungseffekt. Abgesehen von der S-Class UI des GM750, die sehr träge reagiert, lassen sich alle Oberflächen recht flüssig bedienen.

Die Windows-Mobile-Smartphones bringen eine große Auswahl an verschiedenen Anwendungen mit. Zum Betriebssystem gehören von je her die Pakete Office Mobile und Outlook Mobile, die einen komfortablen Austausch von Daten mit Windows-Rechnern und den damit assoziierten PC-Programmen bieten – einer der größten Vorteile von Windows Mobile gegenüber anderen Smartphone-Betriebssystemen.

Dabei sollte man nicht übersehen, dass die Mobilsoftware lange nicht den vollen Funktionsumfang des PC-Pendants besitzt. Office Mobile erlaubt das Betrachten und Bearbeiten einfacher Excel-Tabellen, Powerpoint-Präsentationen, Word-Dokumente und OneNote-Notizen, komplexere Funktionen wie Makros oder die Medieneinbindung in Powerpoint fehlen aber. Outlook Mobile bietet jedoch mit E-Mail-Client, Kalender, Kontakten, Notizen und Aufgaben-Liste fast den vollen Funktionsumfang des PC-Organizers und lässt sich sehr gut mit ihm synchronisieren.

Dazu installiert man unter Windows XP das kostenlos erhältliche Programm ActiveSync; bei Vista und Windows 7 kümmert sich das Mobile Gerätecenter um die Kommunikation mit dem Smartphone. Nach dem Koppeln via USB oder Bluetooth (WLAN reicht nicht) erhält man Zugriff auf den Smartphone-Speicher, gleicht Organizer-Einträge, Dateien und Internet-Explorer-Bookmarks ab und installiert Mobil-Anwendungen, die sich im Internet zu Tausenden finden. Viele davon gibt es inzwischen auch für 6.5.

Der Marketplace, der fĂĽr Windows Mobile ab Version 6 verfĂĽgbar ist, soll die Mobilsoftware bĂĽndeln und Gesuchtes direkt auf dem Smartphone installieren. Zurzeit ist er mit einigen hundert Anwendungen bestĂĽckt, doch findet man darunter nicht immer etwas NĂĽtzliches, zudem sind viele Anwendungen ziemlich teuer.

Für die Synchronisation und zum Internet-Backup bietet Microsoft den kostenlosen Online-Speicher My Phone. Bis zu 200 MByte kann der Anwender parken und Dienste zum Sperren und Löschen des Geräts aus der Ferne aktivieren.

Die Telefonfunktion mit der exzellenten Integration der Kontakte-Datenbank stammt nach wie vor von Microsoft. Die Windows-Smartphones bieten beim Fernsprechen und auch beim Freisprechen ohne Headset eine brauchbare Sprachqualität. Samsung und LG haben ihre Modelle für Videotelefonate zudem mit einer Zweitkamera über den Displays ausgestattet.

Zu den guten Outlook-AdressbĂĽchern liefern alle Hersteller eigene Kontakte-Anwendungen mit, die sich besser per Finger bedienen lassen. Auch fĂĽr die Terminplanung gibt es einfacher bedienbare und hĂĽbschere Zusatzprogramme. Diese Anwendungen nutzen keine eigene Datenbank, sondern die von Outlook Mobile, sodass der Abgleich mit PC oder Internet problemlos klappt. Manche Funktionen wie der Zugriff auf das Telefonbuch der SIM-Karte oder der RSS-Reader stehen wie bei Windows Mobile ĂĽblich nur als separate Applikation bereit.

Die Bedienelemente des E-Mail-Clients von Outlook Mobile sind gegenüber Windows Mobile 6.1 etwas größer und das Scrollen mit dem Finger ist leichter geworden. Der zuverlässige Client verwaltet mehrere IMAP4- und POP3-Konten und verbindet sich außerdem mit Exchange-Servern inklusive Pushmail-Funktion. Die Einrichtung klappt über ActiveSync auf dem Mobilgerät gut. Da Googles Mail-Lösung inzwischen das Exchange-ActiveSync-Protokoll unterstützt, ist auch die Einrichtung eines pushfähigen GMail-Kontos möglich.

Zum Surfen liefert Microsoft als Standard-Browser den Internet Explorer Mobile, der Flashanimationen anzeigt, sonst aber hinter den Webkit-Browsern anderer Smartphones zurĂĽckbleibt: Viele Webseiten werden nicht korrekt dargestellt, unbedachtes Verschieben auf dem Touchscreen bringt im Nu die gesamte Seite zum Verschwinden. Eine der Ursachen dĂĽrfte die veraltete Engine des Internet Explorer 6 sein. Immerhin kann sich die vergleichsweise gute JavaScript-UnterstĂĽtzung sehen lassen.

Mehr Spaß macht das Surfen mit dem schnellen Opera Mobile 10, den das HTC HD2 als Standard-Browser nutzt. Er stellt Seiten einwandfrei dar, besteht den Acid3-Test, formatiert Textzeilen auf Doppeltipp passend zum Display um und unterstützt schnelles Zoomen – beim HD2 sogar per Multitouch-Geste; lediglich Flash fehlt. Das HTC Touch2 und Samsungs Omnia II bringen die ältere Version 9.5 mit, der aktuelle Opera-Mobile-Browser lässt sich aber auf allen Testgeräten nachinstallieren.

Wer lieber per Windows-Notebook surft, kann die Smartphones als Funkmodem einsetzen. Dazu muss bei XP ActiveSync installiert sein. Die Windows-Phones bauen die Internetverbindung via Mobilfunk auf und reichen sie ĂĽber ein USB-Kabel oder Bluetooth an den PC weiter.

Zur Positionsbestimmung besitzen alle getesteten Smartphones GPS, wobei das Acer Neotouch und LGs GM750 trotz A-GPS deutlich länger als die anderen brauchten. Als Kartensoftware ist Google Maps vorhanden oder lässt sich nachinstallieren. Das GM750 hat sonst nur eine Navi-Lösung von Vodafone an Bord, bei den HTC-Modellen findet sich eine 15-Tage-Testversion des CoPilot-Navigators – die Karten (275 MByte für Deutschland) muss man erst herunterladen.

Im Bereich Multimedia zeigen sich besonders das Neotouch, das HD2 – beide sind mit dem 1 GHz schnellen Snapdragon-Prozessor und Grafikbeschleunigung ausgestattet – und das Omnia II mit ihren großen Displays stark. Als Mediaplayer kommt der von Microsoft zum Einsatz; bis auf das Neotouch bieten die Kandidaten auch eigene Musikprogramme an, die Plattencover anzeigen, zwischen denen man per Finger blättern kann. Sie spielen abgesehen von Ogg Vorbis, das nur das Omnia II kannte, die meisten verbreiteten Audio-Formate ab, nur das schwachbrüstige GM750 stotterte bei der Wiedergabe von M4A-Stücken. Die üblichen Videoformate 3GP und MPEG-4 mit dem Codec AVC stellen bei kleinen Auflösungen keines der Geräte vor Probleme, das Omnia II gibt auch DivX-Videos mit Home-Theater-Profil (TV-Auflösung) wieder.

Zum Knipsen sind alle bis auf das HTC Touch2, das eine Fixfokus-Kamera mit drei Megapixeln besitzt, mit einer 5-Megapixel-Kamera und einem Autofokus-Objektiv ausgestattet. Die Ergebnisse fallen jedoch sehr unterschiedlich aus: Bei der Bedienung punktet das HD2 mit Touchfokus – den Fokuspunkt wählt man durch Berühren des Sucherbilds auf dem Display –, die besten Bilder produzierte das Omnia II.

Das schlichte, schicke Smartphone hat einen mit 9,6 Zentimeter (3,8 Zoll) recht großen, leuchtstarken Touchscreen, der auch bei schrägem Winkel lesbar bleibt, Sonnenlicht erschwert allerdings das Ablesen. Die Sensor-Tasten unter dem Display reagieren auf leichten Druck – allerdings oft auch unbeabsichtigt. Unter dem Akkudeckel findet man einen microSDHC-Slot, das Neotouch kann zum Wechseln eingeschaltet bleiben. Der Akku hält bei intensiver Nutzung keinen Arbeitstag durch.

Beim Bedienen reagiert es etwas unpräzise, so startet man beim Scrollen oft ungewollt Anwendungen. Auch die virtuelle Tastatur leidet darunter: Schnelles Schreiben gelingt nur im Querformat oder mit dem sehr schmalen Stift. Den benötigt man auch in einigen Menüs, weil viele Icons zu klein sind. Die Menüführung gelingt trotz leistungsstarkem 1-GHz-Snapdragon-Prozessor nicht immer flüssig, besonders wenn mehrere Programme gleichzeitig laufen. Über ein Symbol rechts oben auf dem Startbildschirm ruft man den guten Taskmanager auf, Programme lassen sich nach Zeitvorgabe auch automatisch beenden.

Acer liefert weniger eigene Software als die Konkurrenz und setzt an den meisten Stellen auf Windows-Standardkost. Lediglich Telefonbuch, Kalender und einige der Einstellungen haben größere Buttons für die Bedienung ohne Stift. Immerhin sind Clients für Flickr, YouTube, Blogger und Facebook vorinstalliert, die im Menü unter „Soziales Netzwerk“ eingeordnet sind.

Die 5-Megapixel-Kamera mit LED-Fotoleuchte löst man mit dem etwas fummeligen Auslöser aus, das Scharfstellen dauert mit 1,5 bis 2 Sekunden für Schnappschüsse zu lange. Bei schlechtem Licht liefert das Neotouch völlig unscharfe Bilder. Reicht die Helligkeit zum Fokussieren, ist die Schärfe annehmbar; die Bilder rauschen wenig, weisen aber einen extrem geringen Kontrastumfang auf. Dunkles verschwindet im Schwarz, helle Flächen überstrahlen. Auch stört bei Tageslicht ein Grünstrich – die Kamera ist nur für Spaßfotos zu gebrauchen. Die nur für Video-MMS tauglichen unscharfen und ruckeligen Videos zeichnet sie in VGA-Auflösung (640 × 480 Pixel) auf.

Musik klingt über das Headset etwas bassarm und ist zu leise, eine Klangregelung fehlt. Videos in den Formaten WMV, 3GP und MPEG-4 (AVC) spielt das Neotouch bis zur Displayauflösung (800 × 480) ab – hier kommt der schnelle Snapdragon-Chipsatz zum Zuge.

Das HD2 fällt mit seinem Riesendisplay auf, das fast die gesamte Vorderseite ausfüllt, lediglich eine schmale Leiste bietet Platz für die wichtigsten Tasten. Trotz der nur für große Jackentaschen geeigneten Größe gefällt das stabile und schicke Metallgehäuse. Der Touchscreen arbeitet kapazitiv – ein Novum bei Windows-Mobile-Geräten. Stifteingabe funktioniert nicht, dafür aber Multitouch-Zoom im Browser und bei Bildern. Es lässt sich auch in der Sonne gut ablesen, spiegelt aber stark. Der microSDHC-Slot sitzt unter der Akkuklappe, nicht unter dem Akku, der einen Tag mit regelmäßiger Nutzung gerade so durchhält.

Die schon beim Android-Modell Hero eingesetzte Oberfläche Sense macht auch auf dem Windows-Mobile-Gerät einen runden Eindruck und lässt sich flott bedienen: Der Startbildschirm zeigt Uhrzeit, Termine, Favoritenlinks und das aktuelle Wetter. Per Finger wechselt man auf der unteren Startleiste zwischen den Sense-Anwendungen, darunter eine SMS- und E-Mail-Vorschau, ein schick animierter Foto- und Video-Betrachter, ein Musikspieler und Footprints – eine Art Offline-Tagebuch für Bilder, Notizen und Audioaufnahmen mit Geotags und Zeitstempel.

Das Windows-Design hat HTC größtenteils versteckt, nur beim Mail-Client oder dem Aufgabenmanager scheint es noch durch. Das Adressbuch – ein Highlight von Sense – verknüpft Kontakteinträge mit der dazugehörenden Nachrichten-, E-Mail- und Telefonkorrespondenz, was ungemein praktisch ist. Aus Facebook zeigt es Profilbild, Galerien und Live-Meldungen und wird so zur Kommunikationszentrale des Smartphones. Eine echte Zusammenführung findet jedoch nicht statt.

Im Windows-Hautpmenü sind viele Anwendungen – auch hier bietet das HD2 eine sehr gute Ausstattung – thematisch sortiert in Unterordnern, was Übersicht schafft. Einen Internetzugang reicht es nicht nur via USB und Bluetooth, sondern auch via WLAN an andere Geräte weiter – allerdings nur mit schwacher WEP-Verschlüsselung.

Die Kamera gefällt mit schnellem Autofokus (etwa eine Sekunde Auslösezeit) und mit Touchfokus bei Schnappschüssen. Die Fotos sind jedoch oft unscharf und zeigen heftige Artefakte und Detailverlust durch den Rauschfilter. Bei unserem Testgerät fiel zunächst ein starker kreisförmiger Rosa-Stich in der Bildmitte auf, der nach einem Software-Update verschwand. Für Spaßfotos reicht die Bildqualität. Das HD2 nimmt mäßig scharfe VGA-Videos ohne viel Geruckel und störende Artefakte auf, die auch auf dem PC-Monitor noch vernünftig aussehen.

Das mitgelieferte Headset klingt etwas höhenlastig, was sich über einen 10-Band-Equalizer mit zahlreichen Presets ausgleichen lässt. Nett ist ein Programm zum Kürzen von MP3s für Klingeltöne. Als Videoplayer punktet das HD2 besonders, es gibt sogar Filme in der HD-Auflösung 720p wieder, wenn auch mit einigen Rucklern, DivX kennt es jedoch nicht.

Das kleine Touch2 liegt gut in der Hand, bietet mit dem 7,1-Zentimeter-(2,8"-)Display aber auch den kleinsten Touchscreen im Test, der sich in der Sonne zudem schlecht ablesen lässt. Obwohl der microSDHC-Slot an der Geräteseite liegt, muss man den Akkudeckel entfernen, um die Slotabdeckung öffnen zu können.

Die Bedienung des Windows-Menüs mit dem Finger klappt auf dem kleinen Touchscreen nicht so gut, auch stört träges Scrolling, was hin und wieder ein ungewolltes Starten von Anwendungen zur Folge hat. Der mitgelieferte Stift ist für Erwachsenen-Hände zu kurz und fummelig. Die Oberfläche TouchFlo lässt sich dagegen zügig per Finger bedienen. Optisch gleicht sie der Sense-Oberfläche des HD2, doch fehlt das Kontakte-Management mit Korrespondenz- und Facebook-Integration.

Beim Surfen – Opera Mobile ist vorhanden – passt man die Ansicht über den brauchbaren Zoomstreifen unter dem Display per Fingerwisch an. Das Touch2 reagiert darauf jedoch mit leichter Verzögerung. Der GPS-Empfänger liefert die Position recht schnell, als Navigationssoftware ist wie beim HD2 eine 15-Tage-Testversion von CoPilot installiert.

Die schnappschusstaugliche Fixfokus-Kamera löst schnell aus (rund 0,5 Sekunden), liefert aber unscharfe Bilder, deren Qualität bestenfalls für Spaßfotos reicht. Die Videos in CIF-Auflösung (352 × 288) zeigen kaum Details und ruckeln bei Schwenks; immerhin gibt es wenig störende Artefakte.

Das Headset liefert beim Musikhören einen guten Klang, ist aber etwas leise. Ein 10-Band-Equalizer erlaubt eigene Klangeinstellungen. Videos ruckeln bereits bei 480 × 272, auf DivX und HD-Material muss man verzichten.

Das ziemlich dicke GM750 ist im Vergleich zu den deutlich größeren Konkurrenten zwar noch handlich, doch muss man mit dem mit 7,6 Zentimeter (3 Zoll) recht kleinen Touchscreen auskommen, dessen Ablesbarkeit im Sonnenlicht mäßig und der für die Fingerbedienung meist zu klein ist. So benötigt man oft den Eingabestift, für den es keinen Einschub gibt und der daher am Bändchen neben dem Gerät baumelt.

Als weitere Eingabehilfe bietet das GM750 ein kleines Touchpad auf dem Zentralbutton unter dem Display. Es dient wahlweise zum Scrollen durch die Menüs oder steuert einen Mauszeiger – praktisch beim Surfen. Der microSDHC-Slot an der Seite ist gut zugänglich.

Die Oberfläche S-Class UI stellt mehrere Startbildschirme, zwischen denen man per Fingerwisch blättert, und ein Hauptmenü mit horizontal scrollbaren Zeilen bereit. Die Oberfläche lässt sich nicht so flüssig wie auf anderen LG-Handys bedienen. Das gilt auch für die LG-eigenen Organizer- und Mail-Anwendungen; man verliert bei vielen Adressen und E-Mail-Konten schnell die Übersicht. Das Windows-Hauptmenü scrollt etwas flüssiger. Auch die Outlook-Mobile-Anwendungen laufen besser; sie besitzen kurioserweise einen klassischen Scrollbalken, der in Windows Mobile 6.5 eigentlich passé ist.

Allgemein macht das GM750 einen schwachbrüstigen Eindruck: Der Internet Explorer braucht lange zum Laden und ruckelt beim Verschieben der Seitendarstellung. Gleichzeitig geöffnete Tasks zwingen das Smartphone schnell in die Knie – Abhilfe schafft der LG-Taskswitcher, den man über eine Taste an der rechten Seite aufruft und der alle laufenden Anwendungen als Fenster zeigt.

Die Kamera braucht im Schnitt zwei Sekunden zum Scharfstellen und eine weitere Sekunde zum Auslösen – bewegte Motive sind dann meist verschwunden. Nicht verwackelte Fotos sind scharf, rauschen und überstrahlen wenig und liefern akzeptable Farben. Gut belichtete Ergebnisse reichen für kleinformatige Abzüge. Die unscharfen Videos (240 × 400) ruckeln etwas und sehen nur auf dem Display des GM750 gut aus.

Zum Anschluss eigener Kopfhörer gibt es eine 3,5-mm-Buchse am Headset, das die Höhen betont; eine Klangregelung fehlt. Der Musikplayer spielt zwar die gängigen Formate ab, holperte aber bei unseren Test-Stücken im M4A-Format. Auch Videos ruckeln bei der Wiedergabe oft, wenn sie höhere Auflösungen als QVGA (320 × 240) aufweisen.

Das große, aber noch handliche Omnia II punktet mit seinem kontraststarken OLED-Touchscreen, der kräftige Farben zeigt, im Sonnenlicht jedoch kaum noch lesbar ist. Der microSDHC-Slot mit fummeliger Mechanik liegt unter der Akkuklappe, das Gerät muss zum Wechseln nicht abgeschaltet werden.

Die Bedienung per Finger klappt dank des großen Touchscreens gut, den zu kurzen Stift mit Bändchen zum Anhängen braucht man anders als beim LG kaum. Samsung versteckt Windows Mobile sehr konsequent hinter der eigenen Oberfläche TouchWiz, die gut für die Fingerbedienung optimiert ist. Ob Organizer, Mediaplayer oder Einstellungen – überall weicht das Windows-Layout dem schickeren Samsung-Interface. Viele kleine, aber feine Zusatzfunktionen erleichtern die Bedienung: Der Mail-Client hat beispielsweise für bekannte Provider die richtigen Einstellungen parat, über die schnelle und praktische OneTouch-Funktion zoomt man Webseiten und Bilder, indem man eine Sekunde auf das Display drückt und dann mit dem Finger nach oben oder unten gleitet.

Zu den nützlichen Zusatzanwendungen gehören der schnelle Web-Browser Opera 9.5, der Web-Streaming-Dienst Qik oder das Musikprogramm Midomi. Die drei Startbildschirme stellen eine Schnellstartleiste und viel Platz für Widgets bereit. Aus einer gut gefüllten Auswahlleiste an der Seite zieht man sie mit dem Finger auf eine freie Fläche des Screens und positioniert die Miniprogramme nach Geschmack. Weitere lassen sich von Samsungs Widget-Plattform herunterladen. Der nett anzuschauende 3D-Cube zur Auswahl der Multimediafunktionen stellt sich im Smartphone-Alltag schnell als eher unnützes Gimmick heraus.

Die Navigation durch die Menüs gelingt insgesamt flüssig, selten ruckelt es. Sehr gut für ein resistives Display ist die virtuelle Tastatur: Sie registriert das Eintippen von Buchstaben präzise und hilft mit einer Text-Vorhersage, die kleine Fehler recht zuverlässig korrigiert.

Die 5-Megapixel-Kamera braucht etwa 1,5 Sekunden zum Scharfstellen und Auslösen. Die Bilder liefern eine brauchbare Schärfe mit einem verhältnismäßig guten Kontrastbereich und kräftigen, im Tageslicht stimmigen Farben – und damit die beste Bildqualität im Test. Nett sind Zusatzfunktion wie der Panorama-Stitcher. Die Kamera nimmt ruckelfreie, mäßig scharfe Videos bis 720 × 480 auf, die auch auf dem Fernseher noch ansehnlich bleiben.

Auch als Entertainer taugt das Omnia II: Der Musikplayer lässt sich intuitiv bedienen und spielt sogar Ogg-Vorbis-kodierte Stücke. Das Headset klingt ausgewogen, zur Klangregelung gibt es Presets. Bei den Videos kann das OLED-Display mit leuchtenden Farben seine Stärken ausspielen. Das Smartphone spielt außer den Standardformaten auch DivX-TV-Aufnahmen (Home-Theater-Profil) ab, nur an HD-Aufnahmen scheitert es.

Die Smartphones mit dem aktuellen Windows-Mobile-Betriebssystem 6.5 lassen sich dank der herstellereigenen Oberflächen meist gut per Finger bedienen. Dabei punkten besonders die Geräte mit großem Display und den Oberflächen Sense und TouchWiz: das HTC HD2 und das Samsung I8000 Omnia II. Sie bieten die beste Ausstattung, haben aber auch ihren Preis: Für das Omnia II zahlt man ohne Vertrag um die 400 Euro, für das HD2 sogar 560. Das mit 380 Euro etwas günstigere Acer Neotouch liefert zwar weniger fingerfreundliche Anwendungen mit, doch hilft das große Display bei der Bedienung.

Bei den kleineren Geräten HTC Touch2 und dem LG GM750 kommt man ohne Eingabestift nicht aus, woran auch die bunten Oberflächen nichts ändern. Beim nur bei Vodafone erhältlichen GM750 fällt zudem die träge Bedienung auf, die an einem schwachbrüstigen Prozessor, zu wenig Speicher, der schlechten Umsetzung von S-Class UI auf dem Windows-Mobile-System oder an allem liegen kann. Im Preis/Leistungsvergleich ist das 250 Euro teure Touch2 die bessere Wahl.

Von den Windows-Mobile-6.5-Stärken wie dem umfangreichen Office-Anwendungspaket, der guten Outlook-Synchronisation und des kostenlosen Webspeichers profitieren alle Smartphones im Test. Allerdings fragt man sich, warum Microsoft gerade bei den Organizer-Funktionen – eine der wichtigsten Pluspunkte von Windows Mobile – so wenig getan hat, um sie für die Fingerbedienung anzupassen – alle Hersteller haben hier nachträglich Hand anlegen müssen.

Windows-Mobile-Smartphones
Produkt Neotouch HD2 Touch2 GM750 I8000 Omnia II
Hersteller Acer HTC HTC LG Electronics Samsung
technische Daten www.handy-db.de/1626 www.handy-db.de/1625 www.handy-db.de/1617 www.handy-db.de/1621 www.handy-db.de/1593
Lieferumfang (kann je nach Anbieter variieren) Ladegerät, Stereo-Headset, USB-Kabel, Eingabestift, Anleitung Ladegerät, Stereo-Headset, USB-Kabel, Handbuch Ladegerät, Stereo-Headset, USB-Kabel, Eingabestift, Handbuch Ladegerät, Stereo-Headset, USB-Kabel, Eingabestift, Handbuch Ladegerät, Stereo-Headset, USB-Kabel, Eingabestift, PC-Software, Handbuch, Hülle
Preis ohne Kartenvertrag (UVP) 400 € 620 € 340 € 330 € 650 €

(rop)