Fenster mit Touch

Mit einem tastaturlosen Windows-Tablet trauen sich die großen Notebook-Hersteller derzeit nicht auf den Markt. Nun prescht Hanvon mit dem B10 vor.

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Die großen Notebook-Hersteller scheuen sich, einen tastaturlosen Tablet PC mit Windows herauszubringen und überlassen das Feld den kleinen Mutigen. Nun kommt Hanvon mit dem schicken, 800 Euro teuren B10 auf den Markt.

Etwas schwer liegt es ja doch in der Hand, aber dank griffigem, stabilen Metallgehäuse und breitem Rand ums Display hält man die fast ein Kilogramm sicher.

Bedienen lässt es sich flüssig, denn der Touchscreen arbeitet kapazitiv. Er reagiert zügig auf Berührungen und Streicheln mit dem Finger, Windows 7 setzt das zuverlässig in Klicks, Doppelklicks oder Scrollgesten um – sogar das von Smartphones gewohnte Weiterschubsen klappt gut. Die Präzision leidet am Rand etwas, was gerade das Treffen des Schließen-Knopfs von maximierten Anwendungen erschwert. Besser wird das nach einer Kalibrierung per Windows-Tool.

Hält man den Tablet am linken Rand, löst man schon mal versehentlich mit dem Handballen das Startmenü oder mit dem Daumen die Displaytastatur aus – der 1,5 Zentimeter breite Rand ist für große Hände etwas knapp bemessen. So erreicht man immerhin gut ein kleines Rädchen am linken Rand, das Pfeil hoch und Pfeil runter simuliert und sich drücken lässt – Return. Das Scrollen klappt aber nicht in allen Programmen, beispielsweise nicht im Internet Explorer.

Viele Programme haben Schaltflächen, die per Finger nicht zuverlässig zu treffen sind. Für diese Fälle hat Hanvon unten rechts einen kleinen, sehr empfindlich reagierenden Trackpoint eingebaut – die einzige Unterbrechung der verglasten Oberfläche.

Der Touchscreen erkennt Berührungen von zwei Fingern gleichzeitig. Das Zoomen per zwei Fingern unterstützen aber nur wenige Programme, von denen einige zudem verzögert reagieren, was auch dem langsamen Prozessor geschuldet ist. Die Displaytastatur von Windows blendet sich bei Antippen eines Textfelds erst nach nochmaligem Antippen eines Icons ein. Sie lässt sich dann gut bedienen, mit etwas Übung tippt man schnell. Zu schnell darf man wiederum nicht werden, denn dann gehen Zeichen verloren.

Drag & Drop klappt gut, auch lassen sich beispielsweise Texte überraschend gut markieren. Doch sobald man genau sehen muss, wo der Mauszeiger steht, versagt die Fingerbedienung, weil man das Ziel ja verdeckt. So gelingt es praktisch kaum, die Größe eines Fensters zu verändern. Auch der Trackpoint hilft nicht, da er keine Bewegung mehr erkennt, wenn man ihn herunterdrückt.

Spezielle Kapazitiv-Stifte funktionieren, doch richtig gut lässt sich damit aufgrund prinzipieller Einschränkungen nicht schreiben oder zeichnen; vor allem stört, dass man den Handballen nicht auf dem Display auflegen kann, ohne Fehlbedienungen aufzulösen.