Update-Stau bei Androiden

Android-Smartphones bekommen Betriebssystem-Updates meist nur mit Verzögerungen, wenn überhaupt. Das liegt am komplizierten Zusammenspiel zwischen Google, den Smartphone-Herstellern und den Providern.

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Für ein Handy braucht man eigentlich gar kein Update, sollte man meinen, denn man hat es sich ja wegen der vorhandenen Features ausgesucht und nicht wegen irgendwelcher zukünftiger, die beim Kauf noch nicht einmal bekannt waren. Doch die Anforderungen an Smartphones sind höher: Manchmal kommen begehrenswerte Funktionen hinzu, manchmal verlangen Apps eine neue Android-Version, und manchmal muss ein Bug beseitigt werden.

So war das Milestone eines der beliebtesten Android-Geräte überhaupt, bis Motorola es sich aufgrund des verspäteten Updates auf Version 2.2 mit den Käufern verscherzte. Die konnten keine neuen Apps mehr installieren, ohne vorher alte zu deinstallieren, denn der interne Speicher war voll. Android 2.2 kann das umgehen, indem Apps auf die SD-Karte installierbar sind. Käufer des Samsung Galaxy Tab warten bis heute auf Android 2.3, Dells Streak 7 bekommt das Update auf Android 3 mit mehreren Monaten Verspätung – zwischenzeitlich hatte Dell sogar alle Hoffnungen auf ein Update untergraben.

Eine neue Android-Version läuft erstmal auf gar keinem Telefon – wenn Google sie fertig hat, fängt die Arbeit für die Gerätehersteller und Provider erst an. Die Gerätehersteller entscheiden, für welche Geräte sie herauskommen soll, und bauen dann für jedes Gerät eine Version mit ihren Spezialitäten wie Treibern oder eigenen Bedienoberflächen. Auch einige Provider-Einstellungen wie MMS-Konfiguration oder APN-Listen kommen hinzu, was bei weltweit über 1000 Mobilnetzbetreibern (ohne Reseller) allerdings nicht ohne Fehler funktioniert. Die Updates für Handys mit Branding bauen ebenfalls die Hersteller zusammen, wobei die Provider ihnen die nötigen Daten liefern.

Laut diesen Google-Zahlen vom Spetember 2011 laufen inzwischen über 80 Prozent der Android-Geräte mit 2.2 oder neuer.

Nun beginnt die Testphase der Hersteller. Bei Provider-spezifischen Versionen führen die Provider weitere Tests durch. Laut Vodafone-Blog bearbeiten sie jährlich über 500 Updates für Smartphones und Handys. Getestet würden beispielsweise die Genauigkeit der Mobilfunkortung, die Akustik beim Rufaufbau, die Kopplungen zu Bluetooth-Geräten oder die korrekten Einstellungen der APNs je nach Vertrag. Schon bei kleinen Updates können das Hunderte Einzeltests sein, bei größeren Betriebssystem-Sprüngen (und Neugeräten) kommen schnell mehrere tausend Tests zusammen, wie ein O2-Mitarbeiter in einem Blog-Eintrag berichtet. Neue Betriebssystem-Versionen muss der Provider dabei für jedes Modell separat testen, zu groß sind die Anpassungen der Hersteller.

Danach will Google die Geräte mit der neuen Version meist noch zertifizieren. Treten während des Tests und der Zertifizierung Probleme auf, muss die Entwicklungsabteilung des Geräteherstellers wieder ran und der Test beginnt von vorne.

Nach bestandener Zertifizierung durch Google, die Gerätehersteller und gegebenenfalls die Provider beginnen dann die Vorbereitungen für das Verteilen: Dateien bereitstellen, Hilfstexte in alle benötigten Sprachen übersetzen, Servicemitarbeiter informieren, sicherstellen, dass alle Anwender die für ihr Gerät passende Version bekommen und Ähnliches. Danach endlich haben die Nutzer Zugriff aufs Update, entweder per Download am PC oder mittlerweile häufig direkt per Download am Gerät selbst.