Apple verabschiedet sich von der "Macworld"

Der Computerkonzern hat überraschend angekündigt, dass die zentrale Veranstaltung für Apple-Produkte im Januar seine letzte sein wird - und Steve Jobs bereits in diesem Jahr fehlt, was gleich wieder zu Spekulationen über seinen Gesundheitszustand führte.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach Spekulationen darüber, dass Apple-Chef Steve Jobs im kommenden Jahr auf der traditionellen Messe "Macworld" in San Francisco erstmals seit 1997 keine Keynote-Präsentation halten könnte, hat der Konzern nun offiziell klargestellt, dass die Veranstaltung vom 5. bis 9. Januar 2009 seine letzte sein wird. Außerdem kündigte Apple ohne nähere Begründung an, dass in diesem Jahr Marketing-Leiter Phil Schiller die Präsentatorenrolle von Jobs übernehmen werde.

Ab 2010 will man dann nicht mehr an der derzeit weltweit bedeutendsten Messe für Apple-Produkte teilnehmen, hieß es in einer Pressemitteilung vom Dienstagabend. Als Grund gab das Unternehmen an, man könne inzwischen "immer mehr Menschen über immer vielfältigere Wege" erreichen. Messeauftritte hätten deshalb, "wie für andere Unternehmen auch", nur noch "einen sehr kleinen Anteil an der Kundenansprache von Apple". So habe die firmeneigene Ladenkette, die seit Dezember auch in Deutschland mit ihrer ersten Filiale vertreten ist, inzwischen jede Woche 3,5 Millionen Besucher. Außerdem ermögliche es die Website der Firma, "auf innovative Art und Weise Hunderte von Millionen Kunden auf der ganzen Welt direkt zu erreichen".

Tatsächlich hatte der Computerkonzern seine Präsenz auf wichtigen Branchentreffen in den letzten Jahren erheblich reduziert, was das Unternehmen in seiner Pressemitteilung auch noch einmal betonte: Man habe seine Beteiligung an Messen "systematisch zurückgefahren", dazu zählten unter anderem die Broadcaster-Messe "NAB", die "Macworld" New York/Boston, die "Macworld" Tokyo (letztere beide inzwischen eingestellt) sowie die "Apple Expo" in Paris. Auch bei der deutschen "Macexpo" in Köln hatte Apple nur eine zögerliche Beteiligung, ließ sich anfangs in Form von "Premium Resellern" vertreten. Beim Veranstalter der "Macworld" San Francisco, IDG, hieß es in einer Stellungnahme, man werde auch ohne Apple 2010 mit der Messe weitermachen, sei mit über 500 Ausstellern auch in diesem Jahr "gut aufgestellt". Allerdings hatten bereits der Hardware-Hersteller Belkin und der Software-Konzern Adobe ihre Beteiligung noch vor Apple kurzfristig abgesagt.

Apples Ankündigung sorgte erneut für Unruhe im Markt, was den Gesundheitszustand von Apple-Boss Steve Jobs anbetrifft. Zwar gilt Branchenteilnehmern die Abneigung des Computerkonzerns gegenüber Messen als offenes Geheimnis, doch dass das Unternehmen nun bereits 2009 Marketing-Chef Schiller als Keynote-Sprecher antreten lässt, fördert Spekulationen. Folgerichtig ging es mit der Apple-Aktie im nachbörslichen Handel um aktuell 2,5 Prozent bergab. Jobs hatte sich 2004 einer erfolgreichen Operation an einer heilbaren Form eines Bauchspeicheldrüsentumors unterzogen und über das vergangene Jahr deutlich abgenommen, was externe Beobachter atemlos abwechselnd als "Rückkehr des Krebses" und Nebenwirkungen des komplexen Eingriffes interpretierten. Dementsprechend fuhr die Apple-Aktie auch Achterbahn; Jobs sah sich im September veranlasst, seine gute Gesundheit neuerlich zu bestätigen.

Gerüchte, warum Apple die Ankündigung derart kurzfristig machte – schließlich dauert es bis zur "Macworld" in San Francisco nur noch drei Wochen –, gab es am Dienstagabend (Ortszeit Cuppertino) viele. Das häufig gelesene Silicon-Valley-Gerüchteblog "Valleywag" schrieb, Apple sei von Vorabmeldungen, Jobs trete womöglich nicht auf der "Macworld" auf, zu einem Statement gezwungen worden. "Apple hätte wohl am liebsten gar nichts vorab gesagt." Der Journalist Jim Goldman vom US-Sender CNBC, der zu den wenigen gehört, die Jobs regelmäßig persönlich interviewen dürfen, schrieb in seinem Weblog, er habe aus Insiderkreisen erfahren, dem Firmenboss gehe es gut, die Entscheidung habe "viel mehr mit Politik als mit seiner Bauchspeicheldrüse" zu tun.

Ein Ende der Beteiligung an Messen hat für Apple durchaus Vorteile: So kann das Unternehmen Produkte künftig nach eigenem Gusto auf so genannten "Special Events" vorstellen, deren Termin es selbst wählt. Das dürfte dem als "Controlfreak" bekannten Firmenchef Jobs sehr gelegen kommen. Ein festes Branchentreffen für Apple-Jünger bleibt allerdings: Das Entwickler-Meeting "Worldwide Developers Conference" (WWDC), das stets im Sommer in San Francisco stattfindet und immer auch eine Keynote von Jobs & Co. enthielt. Allerdings behält sich Apple auch hier vor, den Termin variabel zu halten – manchmal setzt man auf Juni, manchmal auf August. (Ben Schwan) / (jk)