RoboCup-WM: Kid-Size-Finale ohne deutsche Beteiligung

Zum ersten Mal seit Jahren hat kein deutsches Team die Halbfinalspiele der Humanoid League Kid Size erreicht. Spannend bleibt der Wettbewerb trotzdem.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Bei der 17. RoboCup-Weltmeisterschaft in Eindhoven hat sich das Feld der Teilnehmer am vorletzten Tag deutlich gelichtet. Zum ersten Mal seit Jahren hat kein deutsches Team die Halbfinalspiele der Humanoid League Kid Size erreicht, in der mit 30 bis 60 Zentimeter großen Robotern gespielt wird. Das Team Berlin United-FUmanoids unterlag im Viertelfinale gegen CIT Brains aus Japan klar mit 7:0.

Die Lücke, die der einstige Weltmeister DarmstadtDribblers hinterlassen hat, lässt sich nicht ohne Weiteres füllen. Mehrfach fragten schon Teilnehmer nach dem Team von der TU Darmstadt, das sich selbst eine Erholungspause verordnet hat, nachdem die Roboter mehr und mehr mit Verschleißproblemen zu kämpfen hatten. Zudem haben die Darmstädter gerade erfahren, dass sie bei der Darpa Robotics Challenge die Virtual Robotics Challenge erfolgreich bewältigt haben. Das bedeutet, dass ihnen in diesen Tagen ein humanoider Atlas-Roboter zur Verfügung gestellt wird, mit dem sie an dem Wettbewerb der US-Militärforschungsbehörde Darpa weiter teilnehmen werden, bei dem es um die Entwicklung von Robotern für Rettungseinsätze geht. Da muss der RoboCup vorübergehend zurückstehen.

RoboCup-WM 2013 (5 Bilder)

Spielfeld-Action

Das Finale in der Middle Size League dürfte auch in diesem Jahr voraussichtlich von den überragend spielenden Robotern von Tech United bestritten werden. Hier bringen sie gerade die blau gekennzeichneten Spieler des Teams Carpe Noctem (Uni Kassel) in Bedrängnis. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

In der Rescue League ist die TU Darmstadt mit dem Team Hector allerdings weiterhin beim RoboCup vertreten. In der Gesamtwertung dürfte es Hector zwar kaum auf einen der vorderen drei Plätze schaffen, die zuletzt komplett von thailändischen Teams belegt waren. Die schweren und mit starken Kettenantrieben ausgestatteten Roboter aus Thailand überzeugen seit Jahren durch ihre überragende Mobilität, während die Darmstädter sich stärker auf autonome Funktionen konzentrieren und hierfür im letzten Jahr den Sonderpreis "Best in Class Autonomy" gewonnen haben.

Inzwischen gibt es auch eine Kooperation zwischen Thailand und Darmstadt: Vom Team Stabilize aus Bangkok bekommt Hector einen Roboter und stellt dafür die Software zur autonomen Kartenerstellung und Lokalisierung von Opfern zur Verfügung.

In Thailand hat die Robotik durch den RoboCup starke Impulse erhalten, wie Thavida Maneewarn, Präsidentin der Thai Robotics Society im Interview erklärt. Ähnliches gilt auch für andere Länder wie den Iran, von wo allein das Mechatronics Research Laboratory (MRL) etwa 60 Teilnehmer nach Eindhoven entsandt hat, um in mehreren Ligen ihre Roboter in die Arenen zu schicken. In der Small Size League könnte es MRL sogar gelingen, den Weltmeister Skuba aus Thailand zu schlagen. In der Middle Size League müssen sich die iranischen Roboter aber wohl wieder dem Gastgeber TechUnited geschlagen geben, der bislang sehr überlegen und mit exzellenter Ballbeherrschung und präzisem Passspiel auftrumpft . Auch bei RoboCup@home, dem Wettbewerb für Haushaltsroboter, werden sie es kaum unter die ersten drei schaffen. Dort könnte es zu einem spannenden Wettkampf zwischen Weltmeister NimbRo (Uni Bonn) und dem stärksten Herausforderer Wright Eagle aus China kommen.

NimbRo dürfte auch beim Fußballwettbewerb in der Humanoid League Teen Size (60 bis 120 cm) das Finale bestreiten. In der Standard Platform League haben deutsche Teams ebenfalls noch berechtigte Hoffnungen auf den Titel. (ola)