Bericht: PRISM überwacht in Echtzeit

Die US-Sicherheitsbehörde NSA kann mit PRISM offenbar E-Mails, VoIP-Ströme und Chats von derzeit gut 100.000 Zielpersonen mitschneiden und in Echtzeit verarbeiten.

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Von
  • Oliver Lau

Der US-Schnüffeldienst PRISM sammelt nicht einfach nur Daten von Microsoft, Google, Facebook, Youtube, Skype und anderen, sondern kann Anwender offenbar auch in Echtzeit überwachen. Das geht aus vier neuen Folien hervor, die die Washington Post über das (jetzt nicht mehr ganz so) geheime Programm der US-Nachrichtendienste veröffentlicht hat.

Demnach erhält PRISM sofort eine Nachricht, wenn sich ein überwachter User zum Beispiel in einen der ausspionierten Dienste einloggt, einen Chat startet, eine E-Mail versendet oder sich abmeldet.

Die Folie über den "PRISM Tasking Process" legt nahe, dass die Geheimdienste keinen direkten Zugriff auf die gewünschten Daten haben, sondern sie über "Selektoren" (Schlüsselwörter) definieren, die eine beim Dienstanbieter installierte Filtersoftware parametrisieren.

Wenn PRISM eine Mitteilung darüber erhält, dass sich ein Anwender etwa bei Skype eingeloggt hat, kann die NSA automatisch das darauf folgende Gespräch in Text- oder Sprachform mitschneiden.

(Bild: Washington Post)

Der Screenshot vom PRISM-Web-Interface zeigt, dass über 100.000 Personen von der Echtzeitüberwachung betroffen sind.

(Bild: Washington Post)

Ein Analyst formuliert sein Überwachungsbegehren über Schlüsselbegriffe ("selectors") sowie die Zielperson und reicht es an seinen Vorgesetzten weiter. Dieser muss mit "51 Prozent Überzeugung" dem Analysten zustimmen, dass die Zielperson weder US-Bürger ist noch sich in den USA aufhält.

(Bild: Washington Post)

Die mitgeschnittenen Daten landen je nach Anforderung bei FBI, CIA und NSA.

(Bild: Washington Post)

Die NSA kann den Folien zufolge E-Mails, VoIP-Ströme und Chats mitschneiden und in Echtzeit verarbeiten. Ein System namens "Nucleon" ist dabei für Sprachnachrichten zuständig, "Pinwale" für Videos, "Mainway" für Anruflisten und Marina für Internetverbindungen. "Fallout" und "Conveyance" sind der Washington Post zufolge dazu da, die Datenströme dahingehend auszudünnen, dass sie nicht allzu viele Informationen über US-Bürger enthalten. (ola)