Lübeck bietet Alu-Hülle für den neuen Reisepass an

Ab dem 1. 11. werden in Deutschland elektronische Reisepässe ausgegeben, die Fingerabdrücke der Inhaber enthalten. Gegen Missbrauch der Passdaten bietet die Hansestadt Lübeck eine Alu-Hülle an, damit die Daten nicht unbemerkt ausgelesen werden können.

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Von
  • Detlef Borchers

Ab dem morgigen Donnerstag, dem 1. November, werden in Deutschland elektronische Reisepässe der 2. Generation ausgegeben, die die Fingerabdrücke der Ausweisinhaber enthalten. Um diese Abdrücke und die Passdaten vor missbräuchlicher Benutzung zu schützen, bietet die Passbehörde der Hansestadt Lübeck als erste Behörde zum Preis von 6 Euro eine Alu-Hülle an, damit die Daten nicht unbemerkt ausgelesen werden können.

Zum 1. November gesellen sich zwei Fingerabdrücke zum biometrisch auswertbaren Gesichtsfoto im ePass der 1. Generation. Sie werden wie das Foto auf einem RFID-Chip zusammen mit den Angaben zum Namen und Geburtstag des Inhabers sowie der Seriennummer und dem Gültigkeitsdatum des Ausweises im ePass gespeichert. Über Funk können die Grunddaten des Chips ausgelesen werden, wenn das Lesegerät aus den maschinenlesbaren Angaben zum Geburtstag, der Seriennummer und dem Gültigkeitsdatum einen Zugriffscode generiert und gefunkt hat (Basic Acess Control). Zum Auslesen der neuen Fingerabdrücke muss sich das Lesegerät zusätzlich gegenüber dem RFID-Chip identifizieren (Extended Acess Control). Diese Verfahren werden vom Bundesinnenministerium als zuständige Pass-Entwicklungsstelle als sehr sicher bewertet.

Datenschützer sehen jedoch das Risiko, dass die Daten unbemerkt aus einer Entfernung von mehreren Metern ausgelesen werden können. Im Rahmen des internationalen FIDIS-Projektes wurden die Risiken beim ePass analysiert und in der Budapester Erklärung (PDF-Datei) bewertet. Zu den Empfehlungen der Fachleute gehört der einfache Tipp, den ePass mit einer Hülle so abzuschirmen, dass er nicht angefunkt werden kann.

Zur Vorstellung des Lübecker Angebots zum Kauf einer Alu-Hülle direkt beim Abholen des neuen Passes erklärte der Lübecker Senator Thorsten Geißler, dass andere sicherheitsbewusst längst ihren ePass verhüllen: "Wir anerkennen, dass das Bundesinnenministerium Anstrengungen unternimmt, den Missbrauch der Passdaten zu verhindern. Wir müssen aber feststellen, dass reale Risiken weiterhin bestehen. Dies veranlasst zum Beispiel selbst den Präsidenten des Bundeskriminalamtes Jörg Ziercke, seinen neuen Pass mit einer Alu-Hülle gegen unbefugtes Auslesen zu schützen."

Neben dem Angebot zum Kauf einer Alu-Hülle hält man in Lübeck ein Hinweisblatt (PDF-Datei) bereit, das erklärt, wie der Datenmissbrauch verhindert werden kann. Die Informationen stammen vom unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein (ULD), dessen Leiter Thilo Weichert in Lübeck erklärte: "Ohne dass ein Mensch dies merkt, kann ein Angreifer, der einige Zusatzinformationen besitzt, die er sich anderweitig beschaffen kann, die biometrischen Daten des Passes auslesen und elektronisch die Anwesenheit des Passinhabers beziehungsweise des Passes feststellen und elektronisch speichern. Werden Passdaten illegal ausgelesen, so können diese auf ein gefälschtes Dokument kopiert und zum Identitätsdiebstahl missbraucht werden. Mit Hilfe der von uns angebotenen Alu-Hülle wird diese Form des Datenmissbrauchs weitgehend ausgeschlossen."

Mit der Alu-Hülle will man in Lübeck keine Ängste schüren. Das Angebot versteht sich als Hilfe zum Selbstschutz der eigenen Daten, der bei zunehmender Datensammelwut vieler Stellen immer wichtiger wird.

Zum ePass, dem neuen elektronischen Personalausweis und den Auseinandersetzungen um Ausweise mit digitalisierten biometrischen Merkmalen siehe den Online-Artikel in c't – Hintergrund:

(Detlef Borchers) / (jk)