Adblock Plus: Weitere Vorwürfe und Widersprüche

Blogger Sascha Pallenberg hat Vorwürfe nachgelegt. So soll das Unternehmen hinter Adblock Plus offenbar Schleichwerbung in eigener Sache betrieben haben. Die Reaktionen des Unternehmens fallen widersprüchlich aus.

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Von
  • Torsten Kleinz

Im Streit über den Werbeblocker Adblock Plus hat Blogger Sascha Pallenberg nachgelegt. Die Betreiber des Browser-Plugins verwickeln sich unterdessen in Widersprüche. So hat das Unternehmen hinter Adblock Plus offenbar Schleichwerbung in eigener Sache betrieben.

Mit seiner Initiative Acceptable Ads war das im Jahr 2011 für Adblock Plus offiziell gegründete Unternehmen Eyeo eigentlich angetreten, die Werbung im Internet substanziell verbessern zu wollen: Unternehmen, die sich bestimmten Regeln gegen "nervende Werbung" verpflichten, werden auf eine Ausnahmeliste aufgenommen und können Werbung auch an Adblock-Nutzer ausliefern. Damit wollten die Gründer der Firma auch dem Trend zu Schleichwerbung entgegenwirken, die nicht von Adblockern herausgefiltert werden kann.

Doch gerade Eyeo selbst hatte solche Webseiten im Portfolio. Wie Pallenberg recherchierte, waren die Webseiten chrome-plugins.org und chromeadblock.org auf Eyeo-Geschäftsführer Till Faida angemeldet. Bis in dieses Jahr wurden auf beiden Seiten werbliche Einträge zur Verwendung von Adblock Plus veröffentlicht, gleichzeitig aber eine Verbindung mit dem Projekt ausdrücklich dementiert. Mehr noch: Auch mit vermeintlichen Gastbeiträgen auf anderen Plattformen machte ein Autor Werbung für Adblock Plus, der als Eigentümer und Autor der auf Faida registrierte Seite Chrome-Plugins.org ausgewiesen wird. Pallenberg nennt dies "suchmaschinenoptimierten Content-Dreck".

Adblock-Plus-Gründer Wladimir Palant hatte die Vorwürfe zuerst zurückgewiesen: Die Webseiten seien unabhängig von Adblock Plus entstanden und anschließend vergessen worden. Auf Nachfrage rückt Faida von dieser Darstellung ab, will aber nicht zu sehr ins Details gehen. "Bei den Maßnahmen zu Steigerung der Bekanntheit von Adblock Plus haben wir uns nicht immer korrekt verhalten", erklärt er gegenüber heise online. "So wurden zum Beispiel Blog-Beiträge und Kommentare von uns oder freiwilligen Helfern geschrieben, die zum Beispiel Anleitungen zum Einsatz von Adblock Plus geben oder das Produkt positiv darstellen." Dies solle in Zukunft unterbunden werden. Beide kritisierten Webseiten wurden kurz nach Bekanntgabe der Vorwürfe abgeschaltet und leiten nun auf die offizielle Webseite von Adblock Plus weiter.

Besonders in der Kritik Pallenbergs steht die Aufnahme des Meta-Affiliate-Netzwerkes YieldKit auf die Whistelist von Adblock Plus, in das der Eyeo-Gesellschafter Tim Schumacher investiert hatte. Auch wenn Pallenberg seine weiter gehenden Vorwürfe bis hin zur Erpressung von Webseiten-Betreibern nicht unterfüttern kann, macht er auf ein substanzielles Problem bei Adblock Plus aufmerksam. So verweist das Unternehmen immer wieder auf seine Community, die die Ausnahmeregelungen gewissenhaft überprüfe. Doch in der Regel finden die Einträge dazu im Forum der Firma kaum Aufmerksamkeit. Als YieldKit zur Aufnahme vorgeschlagen wurde, überarbeitete Faida die Richtlinien für die "nicht-nervende"-Werbung so, dass die von YieldKit eingesetzten Textlinks abgedeckt waren.

YieldKit-Gründer Oliver Krohne dementiert gegenüber heise online jede Beteiligung an der Diskussion, auch bezahle sein Unternehmen Eyeo nicht für den Eintrag in der Whistelist. Auch Faida dementiert jede Bevorzugung des eigenen Gesellschafters: Konkurrenten von Yieldkit könnten sich ebenfalls für die Aufnahme in die Positiv-Liste bewerben. Unklar ist jedoch, ob sie dafür bezahlen müssten. So gibt Faida an, dass Nachrichtenseiten, Blogs und kleine Webseiten kostenlos auf die Whitelist aufgenommen werden, große Unternehmen müssten jedoch einen Kostenbeitrag zahlen. Welche oder wie viele Unternehmen bereits eine solche Vereinbarung geschlossen haben, will Faida mit Verweis auf Verschwiegenheitserklärungen jedoch nicht offenbaren. (anw)