Cloud-Ressourcen als Handelsware

Die Deutsche Börse Cloud Exchange will den weltweit ersten herstellerunabhängigen Marktplatz für Cloud Computing betreiben.

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Die Deutsche Börse Group möchte gerne neue Märkte erschließen und hat als nächstes Ziel mit dem Cloud Computing einen bisher sehr intransparenten Markt voller bilateraler Beziehungen ausgemacht. Zusammen mit dem Berliner Unternehmen Zimory, das die technische Expertise für das Management von Cloud-Ressourcen beisteuert, gründete die Deutsche Börse ein neues Unternehmen mit dem Namen Deutsche Börse Cloud Exchange AG (DBCE), das diesen Marktplatz errichten soll. Nach aktueller Planung will die DBCE im ersten Quartal 2014 einen Spotmarkt für Cloud-Ressourcen starten. Derivate sind laut Michael Osterloh, Mitglied der Geschäftsführung, erst für 2015 oder später angedacht.

Die DBCE kann nicht sofort loslegen, weil sie mit mehreren Partnern noch an der Ausarbeitung von Standards arbeitet. Osterloh: "Wir erarbeiten mit dem TÜV Rheinland ein Sicherheitskonzept". Aktuell hat die DBCE etwa 20 sogenannte "Early Adopters", die an der Erstellung der Standards mitwirken.

Michael Osterloh und Maximilian Ahrens stellten in Frankfurt das Geschäftsmodell der Deutsche Börse Cloud Exchange vor

(Bild: Volker Weber)

Michael Ahrens, Vorstand der DBCE und Mitgründer von Zimory fasst für den Start zwei handelbare Infrastructure-as-a-Service-Produkte ins Auge: Speicherplatz und Rechenleistung. Anbieter müssen sich einer Zulassung unterwerfen, um an diesem Markt teilnehmen zu können. Sie verpflichten sich dabei auf einheitliche Sicherheitsstandards und müssen Provider-übergreifend einen einheitlichen Zugriff auf die Ressourcen bieten. Die DBCE will damit einen unabhängigen Markt ohne Vendor Lock-In schaffen, bei dem die Kunden den Anbieter ohne weiteres wechseln können. Die DBCE wickelt den Zahlungsverkehr ab und überwacht die Einhaltung der vereinbarten Service Level Agreements (SLAs). Als Anbieter sieht man bereits bestehende Cloud-Anbieter, Hosting Provider wie Host Europe und klassische IT-Service Provider wie T-Systems. Auch der Co-Location-Anbieter equinix ist bereits im Boot. Auf der Nachfrageseite erwartet die DBCE als Endkunden größere Unternehmen, dazu kleinere Diensteanbieter, die mit Cloud-Ressourcen höherwertige Leistungen erbringen, aber auch Integrationshäuser wie die Profi AG.

Gegenüber den bereits am Markt agierenden Anbietern wie Amazon will die DBCE mit besserer Qualität punkten. So sollen die Ressourcen nicht nur befristet sondern auch unbefristet angemietet werden können. Dabei soll es asymmetrische Kündigungsbedingungen geben, die den Käufer mit kürzen Fristen gegenüber dem Anbieter begünstigt. Die DBCE stellt sich vor, dass langfristige Verträge zu günstigeren Konditionen möglich sein werden. Sie will darüber hinaus auch Lokationsparameter in die Leistungen einfließen lassen, damit der Kunde wählen kann, wo die Leistung erbracht wird. Damit lassen sich unter anderem auch rechtliche Einschränkungen berücksichtigen, die eine Speicherung und Verarbeitung im Inland fordern. Schließlich stellt sich die DBCE auch verschiedene SLAs vor, die je nach Anforderungen an die Verfügbarkeit der Ressourcen auch zu unterschiedlichen Preisen führen.

Der Knackpunkt bei der Einführung dieses neuen Marktes wird sein, ob sich genügend Anbieter finden, die sich einem gemeinsamen Standard verpflichten, der ihre Leistungen austauschbar macht. Das ist nicht unbedingt im Interesse der großen Anbieter, denen eine transparenter Markt nicht nur Vorteile bringt. Ihnen wird auch wenig daran gelegen sein, dass die an der DBCE gehandelten Ressourcen stets über die Software von Zimory gesteuert wird. (vowe)